Ich spürte den Kloß in meinem Hals, doch schluckte ihn herunter. Das war mit Abstand das größte Gebäude das ich je gesehen habe. In meinem Kopf war es ein strenges Internat wie bei Enola Holmes, doch ich irrte mich. Es sah wunderschön und luxeriös aus, und wirkte eher wie ein Palast. Ein etwas älterer Buttler, mit einem Namenschild, trat mir entgegen. Dieser trug eine Glatze, sowie einen Anzug inklusive Krawatte. "Hallo Jerry!", begrüßte ich ihn freundlich. Er sah mich verwirrt an, bis er verstand woher ich seinen Namen kannte. Ruppig nahm er die 3 Koffer und eilte davon. Ohne jegliche Ahnung wohin ich musste, folgte ich ihm.
Ca. 10 Minuten später stand ich in vor einer hölzernen Tür. Jerry tupfte sich mit einem Stofftuch die tropfenden Schweißperlen von der Stirn. Stumm deutete er auf die Holztür, bevor er mir dem Rücken zudrehte und in den endlosen Gängen verschwand. Ein komischer Kauz, dachte ich mir. Dieses Büro wollte ich nicht betreten. Sobald ich es tue, würde alles hier realität werden. Noch kann ich fliehen. Es ist noch nicht zu spät. Doch dann riss ich mich zusammen und klopfte an.
"Herein.", brummte eine tiefe Männerstimme. Ich drückte die Türklinke nach unten und betrat das schicke Büro. An den Wänden hingen Gemälde, sowie Auszeichnungen. Außerdem verfügte das Büro über einen Marmorboden, sowie einen goldfarben-bestickten Wandteppich, welcher die Wand hinter dem Direktor zierte. "Setz dich, Lia. Ich habe dich bereits erwartet. Willkommen am Dean Franklin Internat. Ich bin Professor Franklin IV., der Schuldirektor. Mein Urgroßvater baute diese Schule, dieses Mädcheninternat. Nun öchte ich von ihnen ersteinmal ihre Ziele wissen.", stellte er sich und die Schule vor. Zögernd sagte ich: "Guten Tag, es freut mich sie kennenzulernen. Nun ja... Als kleines Mädchen wollte ich unbedingt in Yale studieren, um irgendwann in New York zu leben und bei der New York Times zu arbeiten."
Er sah mich verblüfft an. Ich wusste zwar, dass mein Ziel nicht leicht sei, aber unmöglich war es nicht.Allerdings sah er genauso aus. "Wow, das sind ziemlich große Ziele, finden sie nicht auch Ms. Sadan?" Ich nickte leicht. "Sie müssen wissen, dass ich sie dafür meinen vollsten Respekt haben, allerdings-" "Verzeihen Sie mir diese Unterbrechung, Professor. Aber ich denke ich entscheide selbst wie sich meine Zukunft gestalten soll. Finden sie nicht auch?", unterbrach ich seine Ansprache. "Nicht so frech, junge Dame. Sie sind schneller von der Schule verwiesen, als sie Franklin sagen können." "Dies würde mich zutiefst erfreuen. Einen schönen Tag noch." Auf dem Pult lag eine Mappe mit der Aufschrift meines Namen. "Ich denke, ich werde das benötigen, richtig?", fragte ich, griff nach der Mappe und verließ das Büro. Ich konnte seine geschockten Blicke auf meinem Rücken spüren, doch das war mir egal.
Ich setzte mich auf eine Parkbank und durchblätterte die Mappe. Auf der ersten Seite fand ich meinen Stundenplan, auf der zweiten meine Zimmer- sowie Spintnummer, auf der dritten Feiertagsinformationen, usw. Oh und nicht zu vergessen: eine Umgebungskarte. Die Parks die zur Anlage gehörten, das Gebäude und die in der Gegend liegenden Läden waren darauf abgebildet. Nach genauen 46 Minuten herumirren, stand ich vor meiner Zimmertür. Scheinbar hatte ich keine Mitbewohnerin, worüber ich sehr froh war. Ich schob die Tür auf und fand einen Schlüssel inklusive Brief vor.
"Sehr geehrte Ms. Sadan,
wir freuen uns, Sie am Dean Franklin begrüßen zu dürfen. Wie Sie sicher schon festgestellt haben, finden sie auf diesem Tisch einen Schlüsselbund. Der dunkelblaue Schlüssel schließt Ihr neues Zimmer auf, der hellgrüne Ihr Schließfach. Dieser ist in der dritten Etage im Westflügel mit der Nummer 65 auffindbar. Bei weiteren Fragen wenden Sie sich bitte an Nicole Baker, ihre Wohnheimschwester, welche Montag bis Freitag von 8 - 14 Uhr im Wohnheimzimmer 6 zu finden ist. Wir wünschen ihnen einen wunderbaren Aufenthalt.
Mit freundlichen Grüßen, Stellvertretende Rektorin Anja Mattes"
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In another Space | Worlds apart
Teen FictionBin ich anders? Entspreche ich dem Standart und ist es okay, es nicht zu tun? Bin ich eine Enttäuschung? Diese Fragen stellen sich manche, Lia ebenso. Du fühlst dich gefangen, nicht angekommen, sondern mittendrin. Du musst damit klar kommen, kämpfen...