07' Truth or dare

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"So, willkommen in meinem bescheidenen Eigenheim", lacht Jungkook, der zur Seite schreitet, um Taehyung eintreten zu lassen. Letzterer weiß noch immer nicht, wie zur Hölle er plötzlich in der Wohnung seines Schwarms gelandet ist.

"Komm mit zu mir nach Hause."

Sie hatten doch nicht mal was Alkoholisches zum trinken gehabt, wie kann Jungkook dann ungeniert sowas raushauen?? Taehyungs Herzflattern wird auch nicht gerade besser, als der Jüngere an ihm vorbei schreitet und ihm ein herzliches Lächeln schenkt. Das lief den ganzen Hinweg schon so ab und selbst nach dem 20. Male, in dem Jungkook ihn anlächelt, bekommt der Doktor einen Herzkasper.

"Tiefkühlpizza und Wein hab ich zu Hause", hatte der Jüngere stolz erzählt, was wenigstens Taehuyngs Magen beruhigt hatte. Jungkook schickte in der Bahn noch schnell eine Nachricht an Yoongi und entschuldigte sich für den schnellen Abgang der Beiden. Taehyung sah nur ein ' ;) ' als Antwort, aber fragte lieber nicht nach, was das zu bedeuten hatte. Eher musste er seine schwitzenden Hände unter Kontrolle bringen, denn niemals hätte er damit gerechnet, dass er überhaupt jemals in Jungkooks Wohnung stehen würde.

"Setz dich schon einmal aufs Sofa, ich komme gleich!"

Vorsichtig lässt sich der Arzt auf der schwarzen Garnitur nieder. Weich...

Jungkooks Eigenheim ist schlicht eingerichtet aber einladend. Ein großer Fernseher ziert die Wand, die Möbel sowie die Teppiche sind in einem dunklen Ton gehalten. Bodentiefe Fenster und die Lage im 4. Stock lassen das Nachtleben auch im Inneren erleuchten. Taehyung legt die dunkelgraue Decke, die er erblickt, an sich und atmet einmal kräftig aus. Es ist viel zu gemütlich hier und obwohl er noch nie hier war wirkt es zu vertraut. Er könnte direkt die Augen schließen und ein Weilchen vor sich hin dösen, aber ein Klirren von Gläsern lässt Taehyung wieder aufsehen.

"So, Bitteschön." Jungkook stellt zwei volle Weingläser auf den Beistelltisch und macht es sich ebenfalls auf der Couch gemütlich, ehe er die Fernbedienung in die Hand nimmt. Eine leise Melodie ertönt im Hintergrund, für Taehyungs Geschmack ein wenig zu romantisch, aber hey, er ist sich sowieso immer noch nicht sicher ob er das alles träumt.

Vielleicht kam der Barbesuch auch gar nicht zu Stande, weil er daheim ausgerutscht ist? Vielleicht liegt er halb blutend im Badezimmer und hat deshalb wilde Träume, die viel zu realistisch sind.

"Du bist dran."

Von seiner Trance geweckt sieht der Doktor direkt in Jungkooks Gesicht, wie dieser ihm ein Weinglas vor die Nase hält. "Wahrheit oder Pflicht", grinst der Jüngere und Taehyung wird wieder rot, wenn er an die Fragen denkt, die er Jungkook direkt stellen würde. Oder eine Pflicht? Das Jungkook sich das Obert- neeeein, Taehyung stopp!

"Ähm", druckst er also herum, nicht wissend, in welcher Lage die beiden sind und was überhaupt möglich wäre. Wo soll das überhaupt hinführen? Macht Jungkook das mit jedem seiner Gäste? Spielt er solche Spielchen mit Yoongi und Hoseok? Ist das eigentlich was so normales, dass er Wahrheiten und die Pflichtaufgaben morgen schon vergessen hat?

"Wahrheit oder Pflicht?", fängt der Ältere einfach einmal an und nimmt einen großen Schluck aus seinem Weinglas.

"Wahrheit", antwortet Jungkook und Taehyungs Herzschlag fängt binnen Millisekunden an zu rasen. Warum? Es ist doch nicht mal was passiert??

"Puh." Wahrheit? Was könnte er den Jüngeren einfach so fragen? Was will er wissen? Eigentlich alles, aber was ist angebracht? Was will Jungkook bezwecken? Oh man...

"Ich bin echt schlecht, weil ich nicht weiß wo ich anfangen soll", gibt er deshalb einfach wahrheitsgemäß zu und blickt verlegen auf den Inhalt in seinem Glas. Jungkook sieht ihn Verständnisvoll an und nickt. "Okay, verstehe ich, dann lass mich einfach so eine Wahrheit über mich erzählen."

Taehyung nickt dankend und setzt zum trinken an.

"Ich stehe ausschließlich auf Männer."

Ah, so schnell kann Taehyung leider nicht schlucken, da verfängt sich der gute Wein in der falschen Röhre und bringt den Doktor dazu, laut zu husten. Zu laut.

"S-sorry", stammelt er, aber Jungkook lacht nur auf und klopft dem Älteren auf den Rücken.

„Bin ich zu ehrlich gewesen?"

... Eventuell, ja!? Aber das hieße ja.... Nein Taehyung, bloß nicht überstürzt Hoffnung haben!

„Ich bin so offene Konversationen nicht gewohnt." Obwohl er nicht mal dran ist offenbart Taehyung mehr Wahrheiten von sich wie er jemals jemandem erzählt hat. Seine rasenden Gedanken über Jungkooks offenes Geständnis versucht er irgendwie beiseite zu schieben, aber sein Herzpochen will einfach keine Ruhe mehr geben. Seit er diese Wohnung betreten hat fühlt er sich auf einer einzigen Adrenalinspur, die weder abklingt noch erträglicher wird. Auch Jungkook scheint allmählich Taehyungs Unruhe zu verstehen und lächelt verständnisvoll.

„Du bist dran, Tae. Wahrheit oder Pflicht? Ich bin auch nicht zu böse, egal was du wählst."

Tae? Hat er mir gerade einen Spitznamen gegeben? Tatsächlich kann der Doktor seine blanken Nerven ein wenig beruhigen und atmet einmal tief ein.

„Wahrheit."

Jungkook nimmt einen Schluck von seinem Wein und stützt seinen Kopf mit seiner freien Hand.

„Warum wolltest du Rechtsmediziner werden?"

Oh, die Frage hat Taehyung nicht erwartet. Sichtlich überrascht muss er erstmal überlegen, wie er die Frage beantwortet. „Interessiert dich das wirklich?"

„Natürlich! Wir haben uns ja noch nie so richtig kennengelernt, ich denke das ist jetzt mal der Fall, oder?" Ein Zwinkern von Jungkook bringt dann sogar auch ein Taehyung zum Lächeln.

„Na gut wenn du darauf bestehst", flüstert er, bevor er von dem Beginn seiner Karriere erzählt.
Wie er als kleiner Junge heimlich Krimiserien angeschaut hat, die seine Eltern ihm verboten haben und als Jugendlicher gespannt Mordfälle verfolgt hat und immerzu nachprüfte, ob der Mörder gefasst wurde. Wie er in der Schule der Beste sein wollte, um im Bereich Rechtsmedizin  studieren zu können und sich diesen Traum verwirklichen konnte. Taehyung würde sein Leben als eher weniger abenteuerlich einstufen - er hatte wenig von der Welt gesehen und wenig in seiner Jugend unternommen. Er ging nie feiern und hatte eher kaum bis wenige Freunde gehabt. Dennoch ist sein Leben jetzt umso spannender, er hat keine Geldsorgen und er liebt es zur Arbeit zu gehen. Er hat gute Kollegen und wenn er sich mal mehr extrovertiert verhalten würde, dann käme er auch mehr aus seiner Wohnung heraus.
Wahrscheinlich können das nicht viele von sich behaupten, dass sie frei und unabhängig sind und so leben können, wie sie es wirklich wollen. 

„Also gar nicht so spannend oder so", beendet Taehyung seinen Monolog, welchen Jungkook aufmerksam zugehört hatte. Erst da wird dem Doktor bewusst, dass er viel zu sehr ausgeholt hat und schaut peinlich berührt auf sein Glas.

„Das freut mich, dass du so viel Passion für etwas hast. Man sieht, wie sehr deine Augen funkeln."

Jungkooks ehrliches Lächeln verleiht dem Älteren eine Gänsehaut und eine nicht gewollte Röte ins Gesicht. Nicht schon wieder... Sollte das nicht mal aufhören mit dem ständig rot anlaufen, nur weil Jungkook nette Worte von sich gibt?

„Du bist dran", nuschelt Taehyung und gibt seinem Gegenüber zu verstehen, dass sein Glas leer ist. Just in dem Moment klingelt auch der Wecker und Jungkook steht freudig auf.

„Wahrheit!" schreit er aus der Küche, während er die Pizza aus dem Ofen holt und zwei weitere Weinflaschen ausfindig machen kann.

Hm. Was sollte Taehyung ihn fragen? Jungkook meinte, er wolle ihn besser kennenlernen, also warum nicht daran ansetzen? Bei dem Gedanken, dass er den Jüngeren immer näher kennenlernt (und noch immer bei ihm zu Hause sitzt), wird Taehyung warm ums Herz.

„Okay, also..."

Partners in crime  • Taekook [✓]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt