Michael

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Beim ersten großen Überfall ging es dann immer weiter bergab.

Ich musste immer mit Michael anfangen, der aber wie immer betrunken war. Also musste ich schwankend und mit eingeschränkter Sicht versuchen, die Feinde mit einem Sturmgewehr zu treffen.

Ohne Auto-Aim wäre ich höchstwahrscheinlich aufgeschmissen gewesen.

Doch dann passierte es. Michael wurde von einem Feind am Arm getroffen und verlor ein wenig HP. Doch es war anders. Ich spürte den Schmerz noch mehr, als jeden Anderen. Genau an der gleichen Stelle von Michaels Schusswunde bekam ich höllische Schmerzen und es fühlte sich wirklich so an, als hätte ich eine Patrone in meinem Arm stecken.

Ich schrie vor Schmerz auf, doch niemand hörte mich in dem Haus. Als ich dann aber auf meinen Arm guckte, fiel mir zum Ersten Mal auf, dass meine Sicht genauso wie im Spiel war. Es schien, als wäre ich selbst auch betrunken und unter Drogen.

Und als ich dann sah, dass ich einen ziemlich großen Bluterguss in meinem Arm hatte, war ich noch mehr geschockt. Ab da wusste ich, dass wenn einer der Protagonisten verletzt wurde, ich auch verletzt werden würde.

Und so kämpfte ich im Spiel um mein Leben. Auch Franklin wurde einmal in den Bauch geschossen und ich krümmte mich und stöhnte laut auf. Es schmerzte höllisch. So einen Schmerz hatte ich noch nie gefühlt. Der Schuss musste ihn wohl in den Magen getroffen haben, denn mir wurde plötzlich schlecht und ich musste aufpassen, um mich nicht zu übergeben.

Irgendwie schaffte ich es sogar und so spielte ich weiter.

Als ich die Mission geschafft hatte, war ich wirklich erleichtert und ziemlich erschöpft. Jedoch wollte ich weiterspielen und herausfinden, ob es jetzt immer so wäre. Außerdem waren die Wunden nun auch wieder weg und so war es mir ziemlich egal.

Nur die psychischen Schmerzen blieben. Es tat einfach weh und der Verstand von Michael geriet langsam auch außer Kontrolle. Als ich wieder mit ihm durch die Straßen fuhr, geschah etwas Komisches. Ich konnte Michael nicht mehr Steuern und er fuhr einfach so zu einer großen Brücke. Dort stieg er aus dem Wagen und stellte sich an den Brückenrand.

Ich sah ihn mit großen Augen an.

'Er wollte jetzt doch nicht Springen, oder?'

Er weinte wieder, doch dieses Mal drängten sich die Laute in meinen Kopf und ich schrie wieder auf. Es tat höllisch weh und es fühlte sich so an, als wenn ich alle Schmerzen, die Michael gerade fühlte, auch fühlen konnte. Ich fing also auch an zu schluchzen und hielt meinen Kopf fest, da er dröhnte.

Plötzlich hörte ich einen lauten Knall und ich hörte ein lautes Knacken in meinem Kopf. Es hörte sich an, als wenn ganz langsam der Schädel zerbrach und die Splitter in das Gehirn drangen. Die Tränen strömten mein Gesicht runter und als ich aufsah, um nach Michael zu sehen, war Michael tot.

Er hatte seine Pistole genommen und sich in den Kopf geschossen. Um ihn herum war überall Blut und rechts neben ihm lag ein bisschen Gehirnmasse. Ich war in einer Schockstarre. Dieser Anblick war schrecklich. Ich fühlte, dass ich gleich zusammenbrechen würde, doch es geschah nicht und in diesem Augenblick, wechselte das Spiel zu Trevor, der zusammengekauert auf seinem Sofa lag und auch schluchzte.

Ein weiterer Schmerz durchzuckte meinen Körper und als ich nachgucken wollte, was nun mit Michael passiert war, sah ich, dass in diesem Feld, wo man den Protagonisten wechseln konnte, Michael nun ausgeblichen war. Ich wollte nach diesem Erlebnis wenigstens eine kurze Pause von dem Spiel haben und die Ps3 ausschalten, um sie abzukühlen, doch als ich auf ‚Spiel verlassen' drückte, kam eine Meldung.

‚Ihnen ist nicht erlaubt worden, dass Spiel zu verlassen'.

'WTF??'

Ich musste wohl zum Spiel zurückkehren. Als ich wieder zum Spielbildschirm kam, war Trevor plötzlich von seinem Sofa verschwunden und fuhr mit seinem Truck los.

'Oh nein.', dachte ich mir nur, doch Trevor fuhr an der Brücke vorbei und fuhr zu Lester. Dort wartete auch schon Franklin auf ihn. Sie waren alle schwarz gekleidet und sahen traurig aus. Sie nickten sich zu und gingen wieder los, um zu einem Friedhof zu fahren.

Es gab eine Beerdigung für Michael.

Ein Stechen umhüllte mein Herz, als ich nun auch die Familie von Michael sah. Sie alle hatten rote Augen und waren am Weinen.

Nachdem die Trauerfeier vorüber war, fuhren sie wieder zu Lesters Firma und planten einen neuen Überfall. Ich wunderte mich wirklich, wieso sie nun nicht aufhörten, sondern immer noch weitermachen wollten. Aber das gehörte wohl zu dem Spiel.

Suizid ~ CreepypastaWo Geschichten leben. Entdecke jetzt