Kapitel 4

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Schon seit einigen Stunden musste ich versuchen, dem Mensch gewordenen Wasserfall namens Illian nicht hochkant aus der Kutsche zu befördern. Die Landschaft außerhalb der Fenster hatte sich bis jetzt noch nicht drastisch verändert. Nur wechselten sich die Art der Felder oder man konnte die Bauern dabei beobachten, wie sie ihr Vieh vor sich her trieben. Ich schüttelte den Kopf, als mein Gegenüber erneut zu einer seiner Märchen ansetzte, die wie man zugeben musste, tatsächlich unterhaltsam waren. Er hielt sich an keinen roten Faden, war aber begabt darin, die Spannung aufrecht zu erhalten. Nachdem er der Garde zugeteilt wurde, war Illian anscheinend das Mädchen für alles gewesen. Jeder kommandierte ihn herum, ohne darüber nachzudenken, ob die Aufgabe überhaupt sinnvoll war. Doch durch einen tragischen Unfall, den Illian mir zu meinem Unmut nicht weiter schildern wollte, stieg er auf. Es war eine Rettung in letzter Sekunde, hatte er erklärt. Ich zog daraufhin nur eine Augenbraue in die Höhe. Unser Schoßhündchen war wohl nicht ganz Unbegabt, da er nun einer von Alariks Stellvertretern war. Unteranderem weilte anscheinend auch Helen, die hochgewachsene Frau aus der Halle unter ihnen. All diese Informationen waren der springende Punkt, der mich dazu brachte, Illian nicht zu unterbrechen. Und auf eine verstörende Weise, war er mir in den vergangen Stunden ans Herz gewachsen. Nur über Alarik war ich genauso ratlos, wie zuvor. Der großkotzige Muffel war noch nicht unser Gesprächsthema gewesen oder Illian wollte ihn erst gar nicht zu diesem machen. Soll er meinetwegen da draußen auf seinem Pferd vor sich hin vegetieren. Gerade als ich meinen neu gewonnen Bekannten etwas fragen wollte, stieß jemand einen lauten Pfiff aus. Die Kutsche stoppte plötzlich und ich fluchte, da mir die Fesseln in meine Gelenke schnitten. 

„Ich bin gleich wieder da". 

Illian öffnete die Wagentür, um nach dem Grund des Stopps zu sehen. Rötliches Licht tauchte den Himmel bereits in ein prächtiges Farbenspiel, dass den Sonnenuntergang ankündigte. Die Luft, die durch die offen gelassene Tür hinein wehte, kühlte meine Haut. Kurz kam mir der Gedanke einfach hinauszustürmen. In die Weite Soloras reiß auszunehmen. Vermutlich hätten mich aber die Wachen, schneller als mir lieb war wieder aufgesammelt. Ich musste auf die richtige Gelegenheit warten. Der Dolch, mit dem der Captain schon in Berührung kam, befand sich immer noch in der Halterung an meinem Oberschenkel. Ein Wunder, dass sich niemand die Mühe gemacht hatte, mich nach Waffen abzutasten. Diesen Vorteil durfte ich jetzt bloß nicht verspielen. Schritte ertönten und die mitternachtsschwarze Rüstung trat mir ins Blickfeld. Das Metall an den breiten Schultern des Mannes glänzte. Ein weißer Haarschopf schob sich herein und schwarze Augen fixierten mich mit einem unangenehm intensiven Blick. 

„Wir schlagen das Nachtlager auf". 

Alarik nickte mir zu, was ich für eine Aufforderung hielt, aus dem Wagen zusteigen. Er trat einen Schritt zurück, um mir etwas mehr Platz zu gewähren. Meine Knie wackelten leicht, während ich die wenigen Stufen hinunter kletterte. Ich streckte mich so gut es ging, um meine Muskeln nach der langen Fahrt wieder aufzuwecken. Auf einmal spürte ich raue Finger auf meiner Hand. Ruckartig zog etwas an den Schnüren, die mich gefangen hielten. Mit einem stumpfen Geräusch kamen sie auf dem Boden hinter mir auf. Verdutzt drehte ich mich, nur um Alarik mit einem Jagdmesser vor mir aufragen zusehen. Einige Sekunden dauerte es, eh ich begriff, was er da getan hatte. Erleichtert rieb ich über die wunden Stellen, ohne ihn direkt zu beachten. 

„Wehe, du versuchst jetzt wegzulaufen kleine Diebin". 

Der Unterton in seiner Stimme war zwar streng, doch als sich unsere Blicke trafen, lag eine Spur Belustigung in seinen Augen, die bei meiner Erwiderung jedoch direkt wieder seinem Zorn wich. 

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⏰ Letzte Aktualisierung: Sep 06 ⏰

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When Black Blood RulesWo Geschichten leben. Entdecke jetzt