PART 3

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PART 3
mittelmeer

„Auri!" Auferegt winkte ich in meiner Freundin entgegen. Auria war die erste, die die Treppen herauf stiefelte.

Aufgeregt sah sie mich an und rannte auf mich zu. „Vina!" Sie zog das „a" in meinem Namen so lang, dass ich schon befürchtete, sie würde keine Luft mehr bekommen.
Ein lautes Lachen brach aus mir heraus, als meine Freundin mir um den Hals fiel und uns herum wirbelte. Sie tat, als hätten wir uns Jahre nicht gesehen.

„Und? Was ist dir so verrücktes passiert, dass du es nicht erwarten kannst, es uns zu erzählen?!" Sie hüpfte auf der Stelle auf und ab und blickte mich mit großen Augen an.

Ich liebte Auria. Sie war einfach glücklich. Und sie machte glücklich.
Ich hatte den Verdacht, dass sie für immer eins der Mädchen sein würde, die bei einem Regenbogen am Himmel herumhüpfen und auf der Kirmes Zuckerwatte essen wollen. Im Herzen ein Kind.

„Ich erzähl' es euch gleich oben. Es ist viel zu verrückt, als dass ich es euch einzeln erzählen könnte."

Und dann warteten wir noch weitere zehn Minuten an der Bahnhaltestelle, bis Liara und Aliya auch unter dem blauen Schild mit der Aufschrift „Mehringdamm" auftauchten.
Es war immer das selbe bei uns. Wir holten uns an der Bahn ab und brachten uns gegenseitig auch wieder dort hin.
Keine Ahnung, wann dies angefangen hatte, doch es war toll.
Unser Ding.

„Ähm... Vina? Was ist das denn da in deiner Tasche?" Grinsend deutete Liara auf meine Tasche, aus der nur noch der Hals der Weinflasche herausragte. 
Ich zwinkerte ihr zu.

Die Straßen waren ziemlich voll. Kurz vor 10 an einem Freitag Abend.
Die Leute chillten am Mehringdamm. So war das immer und so wird das immer bleiben.
Erwachsene saßen in Bars und Clubs, Jugendliche liefen die Straße auf und ab.
Natürlich, die Einkaufsstraße war nicht der einzige Platz, an dem wir uns trafen. Aber einer der besten, meiner Meinung nach.

Wir liefen gerade durch das weiße Tor, welches in meine Straße führte, als wir schon die Musik und lautes Lachen hörten.

Ich stöhnte auf und handelte mir darauf einen belustigten Blick meiner drei Freundinnen ein. Sie wussten genau, wie sehr ich es vermied, Benés Freunden zu begegnen.
Warum? Das wusste ich selbst nicht. Ich knüpfte nicht gerne neue Kontakte. Blieb unter meinen Freunden und für mich.
Ich wusste nicht, wie seine Freunde drauf waren, doch allein der Gedanke daran, dass sie oder zumindest ein paar von ihnen Musik machten verunsicherte mich.

„Leute rafft euch!" Mehr als ein leises Zischen bekam ich nicht mehr zustande, da wir schon abbogen und nun geradewegs auf meinen Hauseingang schauten.
Na ja, wohl eher auf all die Leute, die davor saßen. Es waren nicht wirklich viele, aber doch genug um mich schnellstens an ihnen vorbei laufen zu lassen.

Es waren fünf Leute.
Sie saßen auf Klappstühlen oder an die Hauswand gelehnt. Einige hatten etwas zu trinken neben sich oder auf kleinen Tischen stehen, andere hatten paar Chipstüten vor sich liegen. Es roch nach Zigaretten und ein klein wenig Grün.
Auf einem der Tische stand eine Musikbox und es schallten crazy Beats von den Betonwänden wieder.

Als ich meinen Blick über die Jugendlichen schweifen lies, erkannte ich ein paar Gesichter.
Den Jungen mit den blonden Haaren und der Moncler Jacke hatte ich schon einige Male gesehen, genau so wie den mit der dunklen Haut und dem blauen Zipper.
Auch dei beiden Mädchen hatte ich schonmal mit Bené gesehen. Auf dem Flur oder in der Stadt.

Ich nickte ihnen lächelnd zu und lief dann schweigend an ihnen vorbei, in das bereits offenstehende Treppenhaus.

Ein Blick nach hinten versicherte mir, dass meine Freundinnen mit mir gekommen waren. Und nicht nur das!
Liara, die die Treppen direkt hinter mir quasi heraufhüpfte, wedelte aufgeregt mit ihren Händen vor dem Gesicht herum und formte ein „Oh Mein Gott!" mit den Lippen.
What the flip ?!

Lachend sah ich die anderen beiden an, die mindestens genauso verwirrt zurück lachten.
„Er sieht so-"

Weiter kam sie nicht, da sie abrupt stoppte und aufgeregt hinter mich zeigte.
Noch bevor ich mich wieder nach vorne drehen konnte spürte ich, wie ich gegen etwas knallte und ins Taumeln geriet.

Ich stieß einen erstickten Laut aus und spürte schon, wie ich nach hinten kippte, bis mich Liara am Rücken stützte und somit meinen Sturz ein wenig verhinderte.

Die kalte Hand, die sich dabei um meine geschlungen hatte, nahm ich im ersten Moment garnicht wahr.

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