PART 4

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PART 4
mittelmeer

„Yo, oh mein gott, sorry!"

Immernoch ein wenig geschockt richtete ich mich wieder völlig auf und wandte mich wieder nach vorne zu meinem Gegenüber.
Ich war mehr als nur überrascht als ich, nicht wie erwartet in das Gesicht eines Nachbarn blickte, sondern auf den Oberkörper eines Jungen, den ich, wie ich nur wenige Sekunden später feststellen würde, bisher nur ein Mal in meinem Leben gesehen hatte.

Für den Moment sah ich jedoch nur den schwarzen Trikotstoff mit dem grün-rot-weißem Palästina Wappen auf der Brust.
Ich stand nur eine Nasenlänge entfernt von meinem Gegenüber, als ich, mit einer leisen Vorahnung langsam den Kopf hob.

Na ja und es schien, als würde das Schicksal mir einen ganz großen Streich spielen wollen.

Vor mir stand der hübsche Junge mit den grünen Augen und den lockigen Haaren.
Der Junge, der mir nur eine halbe Stunde zuvor meinen Wein gekauft hatte.

„Hi?"
Er lachte. Und er hatte ein schönes Lachen. Es hörte sich noch schöner an, als wenn er redete.
Seine Stimme war tief und warm. Und irgendwie melancholisch. Aber man fühlte sich wohl. Wollte ihm zu hören. Die ganze Zeit.

„Hi!" Seine Lippen verzogen sich zu einem Lächeln.
„So sieht man sich wieder, hm?" Ich schmunzelte, „Schneller als ich dachte.."

Ich war nicht in der Lage, zu reden. Ich war zu aufgeregt, immer noch ein wenig unter Schock.
Mein Herz schlug mir bis zum Hals und mein ganzer Körper zitterte.
Es war dieses kurz-bevor-die-achterbahn-losfährt-herzklopfen.

Und erst dann spürte ich seine Hand, die meine umschlungen hielt und jetzt anfing, meine zitternden Finger zu drücken und mit seinem Daumen über meine Handrücken zu streichen.

„Bisschen viel schn-"
Und genau in dem Moment viel eine Tür laut ins Schloss und hinter dem unbekannten Jungen tauchte das Gesicht eines, mir sehr bekannten anderen Jungen auf.
„Vina?!" „Beni! Hi!"
Er sah ziemlich verwirrt aus, „Can? Hä, ich dachte, du willst schon runter gehen? Und woher kennt ihr beiden euch?"

Mir fiel alles aus dem Gesicht. „Du bist der Can?"
Ein kleines Schmunzeln machte sich bei ihm breit. „Ich schätze, der bin ich!"

Nun war nicht nur ein verwirrtes „Hä?!" von Bené, sondern auch von Liara, Aliya und Auria zu hören.
„Woher um Himmels Willen kennt ihr euch ?!"
„Na ja... Also kennen würde icu das jetzt nicht nennen... Ich bzw. wir, also wir haben halt-" „Ich hab sie getroffen, als ich mir Zigaretten kaufen wollte. Da wollte die Verkäuferin ihr ihren Wein nicht verkaufen und ich hab ihn ihr gekauft. Das war's!"

Lachend sah Bené uns an und als ich mich kurz zu meinen Freundinnen umdrehte, sahen auch diese mich mit einem Grinsen an. Aliya brach nach wenigen Sekunden unseren Augenkontakt ab und blickte mit wackelnden Augenbrauen auf unsere, immernoch verschränkten Hände.

„Na dann. Can, das ist Lovina. Lovina, das ist Can. Mein bester Freund und meine beste Freundin! Wurde auch mal Zeit, dass ihr euch endlich kennenlernt!"

Warm lächelte Can mich an.
Und ich erwiderte dies. Aber plötzlich so schüchtern. Ich war aufgeregt. Aber jetzt mehr so nervös aufgeregt.
Und ich hatte keine Ahnung wieso.

„Ja, also die drei hinter mir sind meine besten Freundinnen, Aliya, Liara und Auria." Die drei winkten synchron und Can tat es ihnen gleich, mit seiner freien Hand.

Ein letztes Mal drückte ich diese leicht und entzog mich dann sanft seinem Griff. „Okey Jungs, ich glaube wir müssen so langsam mal weiter... Haben noch viel vor heute."
Für einen Moment sah ich, wie Benés Lächeln aus dem Gesicht rutschte und er ein wenig genervt ausatmete. „Boah, Vina. Ich dachte, ihr wollt heute Mal mit uns chillen. Du kennst jetzt sogar Cano, da hast du keine Ausrede mehr!"

Ich spürte, wie mir die Hitze ins Gesicht stieg.
Sranje!(Scheiße!) Jetzt hatte Can wahrscheinlich den falschen Eindruck von mir, dass ich nichts mit ihm zutun haben wolle.
Na ja, in gewisser Weise stimmte das ja, aber ich wollte nicht, dass er das wusste.

„Wann anders okay? Heute geht echt nicht!"
„Ha! Jetzt hab ich dein Wort! Ich werde dich zwingen Lovina Stanič!"

Und damit lachte ich ein letztes Mal auf und grinste die Jungen vor mir an.
Dann drängte ich mich an ihnen vorbei und sprintete die letzten Stufen hinauf, bis zu meiner Haustür.

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