12. Could climb the mountains up

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Schocksekunden.

Bis ich vollständig begriff, welche Situation sich gerade bot.

„Scheisse!", rief ich aus, ließ Shane stehen und lief Patrick hinterher. „Pat! Warte, bitte...Das ist nicht so....Pat!"

Ich erreichte ihn, als er schon fast an seinem Auto angekommen war.

„Was soll das hier!?!"

Seine Augen funkelten mich so dunkel an, wie ich es noch nicht bei ihm gesehen hatte. Wut. Mehr war dort nicht zu erkennen.

„Ist das dein Ernst? Hast du mich schon ersetzt? Bist du jetzt zufrieden? Endlich ein normales Leben,hä? Du scheinst mich ja doch nicht so zu vermissen, wenn du dich von dem nächstbesten schwängern lässt! Wie konnte ich nur so dämlich sein und hier her kommen??? Scheiße, man!!!"

Ich sah ihn entsetzt an. Natürlich war die Situation schwierig, Shane, der mich im Arm hielt, die Schwangerschaft, von der er noch nichts wusste. Aber mir das zu unterstellen, das war....das ging zu weit.

„Was das soll? Ich...es ist doch nichts....was tust du überhaupt hier? Die ganze Zeit über kein Wort und jetzt tauchst du hier plötzlich auf und willst was? Mich beschimpfen, Patrick?"

Er sah mich an, die Augen geweitet.

„Nenn mich nicht Patrick", knurrte er verbittert.
„Was soll ich denn denken? Du und dieser Typ...Ach ist auch egal. Ich weiß auch nicht mehr, warum ich eigentlich hier bin. Hat ja anscheinend keinen Sinn mehr. Viel Spaß mit deiner neuen Family!"

Er öffnete die Autotür.

„Was???", ich spürte, dass ich die Beherrschung verlor. „Na dann geh doch wieder! Das kannst du doch am besten! Na los, hau endlich ab!!!" schrie ich ihn an.
Die Wut auf ihn bahnte sich ihren Weg.

Er drehte sich wieder um. Ich sah ihm direkt in die Augen, die Augen, die mich sonst so liebevoll angesehen hatten. Doch davon war nichts mehr übrig. Er holte Luft, öffnete den Mund, um etwas zu sagen doch ich kam ihm zuvor.

„Und damit du es weißt....Das ist dein Kind, du Arschloch!"

Ich drehte mich mit diesen Worten um, ging zurück zum Haus. Schlug die Tür hinter mir zu, lehnte mich von innen dagegen. Ich merkte, wie meine Beine zitterten, wie mir die Tränen in die Augen stiegen. Ich wusste nicht wohin mit mir, bekam kaum noch Luft.
Und dann weinte ich bitterlich, glitt die Tür hinab und brach in mir zusammen.

🖤

Ich war so voller Adrenalin. Was würde passieren, wenn wir uns gegenüberstehen? Wie würde sie reagieren? Und was war das für ein Haus?
Die Strecke kam mir endlos vor. Doch dann sah ich es und ich verstand sofort, warum sie es gekauft hatte. Genau davon hatten wir immer geträumt. Ein Haus mitten in der Natur, ein Garten. Ruhe, niemand, der uns kennt. Nur wir beide. Ich konnte es mir so gut vorstellen.

Ich parkte den Wagen und wollte an der Tür klopfen, als ich leise Musik aus dem Garten wahrnahm. Also ging ich um das Haus herum. Es war traumhaft hier. Ein perfekter Ort für uns.
Mein schlechtes Gewissen, dass ich L.A. vorgezogen habe, nagte an mir. Ich war es, der uns in diese Situation hineinmanövriert hatte. Aber ich hatte fest vor, dieses zu bereinigen.
Mein Herz schlug wie wild, ich wollte sie sehen, sie umarmen, sie küssen. Sie wieder bei mir haben.

Doch, als ich um die Hausecke bog und der Blick zur Terrasse frei war, zog es mir augenblicklich den Boden unter den Füßen weg.

Da stand sie, in den Armen von einem anderen Mann. Eng an ihn gekuschelt. Seine Hände, die sie fest hielten. Meine Frau.
Sie riss plötzlich die Augen auf, löste die Umarmung. Der Typ fuhr ebenfalls herum.
Ich konnte nichts sagen, meine Blicke ließ ich von ihm zu ihr wandern. Dann sah ich ihn an. Groß, dunkelhaarig, muskulös. Dann wieder sie - und das ließ mich endgültig die Fassung verlieren. War sie etwa schwanger? Von diesem Typen?

In mir fing ein Sturm an zu toben.  Fight or flight.
Nur weg, dachte ich.
(Hätte ich mich nur einmal für fight entschieden, dann wäre mir, uns vieles erspart geblieben. Eine Entscheidung, die so viel nach sich ziehen sollte...)

Doch sie kam mir hinterher.

Ich konnte mich nicht mehr kontrollieren. Wut, Ärger, Enttäuschung und Eifersucht nahmen Besitz von mir. Ich wollte nicht hören, was sie sagte. Und schon gar nicht, dass sie mich in dieser Situation auch noch Patrick nannte. Das zerstörte mich.
Also wollte ich nur weg von hier, doch sie ließ mich nicht, provozierte mich.
Hau ab, das kannst du doch eh am besten. Das saß, so dass ich mich umdrehte und gerade etwas zurückbrüllen wollte, als ich hörte, wie sie mich anschrie: das ist dein Kind, du Arschloch! Im selben Moment war sie weg.

Wie in Trance setzte ich mich in mein Auto.
Was hat sie gerade gesagt? Was wird hier gespielt? In welchen schlechten Film war ich hier geraten?
Die Wut schäumte so sehr in mir, dass mir die Tränen in die Augen schossen. Was war das für ein Typ? Was lief da? Niemals wäre ich auf die Idee gekommen, dass sie - ich musste schlucken - mich betrügen könnte.
Die Einzige, die jetzt helfen konnte war Kira. Sie wusste sicherlich Bescheid. Über das Haus, sie hatte die ganze Zeit gewusst, wo meine Frau war.
Also fuhr ich zu Angelo. Auch wenn mein kleiner Bruder und ich ein sehr schwieriges Verhältnis zueinander hatten, nütze es nichts.
Ich brauchte Klarheit darüber, was hier Phase ist.
Als ich auf den Hof fuhr, hatte ich Glück, denn die beiden saßen gerade draußen auf der roten Bank.

„Ach nee", begrüßte Angelo mich, „bist du endlich zur Vernunft gekommen?" Sein überheblicher Blick war einfach nur zum Kotzen.

„Lass deine blöden Sprüche, das kann ich nicht gebrauchen! Sag mir lieber was hier gespielt wird! Was ist das für ein Typ, in diesem Haus mit meiner Frau? Was ist mit dem Baby? Kira! Ich höre!" Ich wurde aggressiv.

Angelo stand auf und ging auf mich zu.
„Nicht so mein Freund!" , sagte er mahnend. „Wärst du hier gewesen, dann wüsstest du es! Wo warst du denn die ganze Zeit, hä? Wie konntest du deiner Frau das nur antun? Du bist so ein egoistisches Arschloch, Paddy! Schon immer gewesen, ohne Rücksicht auf andere, Hauptsache für dich passt alles!"

Er schubste mich.

„Was soll das, stop it!" Schubste ich ihn zurück. „Ich will einfach nur wissen was los ist."

Kaum hatte ich dies ausgesprochen, traf mich schon ein harter Schlag ins Gesicht.
Er brüllte mich an: „Dazu hast du kein Recht!"

„Oh doch", schrie ich zurück, "es ist immerhin meine Frau!" Blut lief mir aus der Nase.

„Ach ja? Deine Frau? Das fällt dir ja früh ein! Wo warst du denn die letzten Monate? Hast du ihr zur Seite gestanden? Hast sie zum Arzt begleitet? Sie getröstet? Ihr die Haare beim Kotzen gehalten? Oh nein, das warst du nicht, Paddy. Das waren wir und Shane. Dabei wäre es dein verdammter Job gewesen! Aber du musst ja Musik machen...".
Er schnaubte. „Und jetzt, wo alles gerade halbwegs ok ist, tauchst du auf...wozu Paddy? Was zur Hölle willst du?"

Ich wischte das Blut mit meinem Handrücken weg, starrte Angelo an.

Kira kam dazu. „Ihr hört jetzt sofort auf! Seid ihr verrückt geworden?!? Angelo!!! Geh!!! "

Ich spürte nur noch Wut, Schmerzen, Verwirrung. Wut auf mich selbst, jetzt musste selbst mein kleiner Bruder mir schon den Kopf  zurecht rücken.
Aber im Grunde genommen, wenn ich ehrlich war, stimmte alles, was er sagte. Ich war ein egoistisches Arschloch. Jemand, der nicht verstanden hat, dass sie mich brauchte. Dass ich einfach hätte bei ihr sein sollen. Zwischen den Zeilen es hätte bemerken müssen.
Ich ließ mich auf die Bank sinken. Völlig erschöpft, das Blut tropfte weiter.

Kira reichte mir ein Tuch.

„Hab ich sie verloren?" fragte ich leise.

„Nein, Paddy. Das glaube ich nicht. Sie liebt dich, das weißt du doch. Sie bekommt dein Kind. Ihr solltet einfach mal miteinander reden. Und du solltest überlegen, was du willst. Was bist du bereit zu tun, Paddy?"

Ja, was bin ich bereit zu tun? Ich liebte sie, meine Frau, ich wollte mir ihr zusammen sein.
Ich wollte das Baby. So sehr. Mein Kind, unser Kind.
Eine Familie sein.
Und mir war klar, was ich tun wollte.
Ich holte mir mein Glück zurück.

Holding our course (?) Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt