Kapitel 7

3 0 0
                                    


Das Stadion der Sendai Frogs war größer, als sie gedacht hatte, wohl nicht ganz so lokal. Sie hatte zwar nur mit einem halben Ohr dem begeisterten Plappern von Sara zugehört, aber sie hatte verstanden, dass diese in der ehemaligen zweiten Liga spielten. Ob das nun wie beim Fußball war, wusste sie nicht, denn von Fußball hatte sie auch keine Ahnung. Ihr Bruder hatte in der Schule gespielt, daher wusste sie, dass die zweite Liga im Fußball sich nach oben arbeiten konnte. Dieses Auf- und Absteigen, von dem immer gesprochen wurde.

Das bedeutete wohl, die Frogs konnten in die erste Liga aufsteigen, wenn sie sich Mühe gaben, zumindest laut Sara. Sara hatte ihr auch erklärt, dass es die erste und zweite Liga nicht mehr gab, warum auch immer. Es war ihr egal, zumindest verstand sie, worum es bei dem Spiel ging. Das war doch das Wichtigste, oder?

Volleyball war für sie immer nur ein nerviger Teil des Sportunterrichts gewesen, wo man vorrangig darauf achten musste, nicht wie ein Fisch im Netz zu landen und den Ball nicht ins Gesicht zu bekommen. Oder sich nicht der Länge nach hinzulegen, weil man dem Ball hinterher hechtete.

Das Runde musste übers Netz – das war es. In der Schule gab es nicht mehr Regeln, weil man schon genug damit zu tun hatte, das Ding überhaupt in die Luft zu bekommen. Sara konnte es natürlich nicht lassen und verpasste ihr einen kleinen Crashkurs. Sie hatte es ja fast als Beleidigung aufgefasst, dass Mimori den Ball als „das Runde" bezeichnete.

Nun saß sie in dem quietschgrünen Plastikstuhl der Frogs, um sie herum jubelte und brüllte das ganze Stadion. Eine Gruppe skandierte einen Spruch, immer und immer wieder. Das Trompeten ging ihr auf die Nerven. Wer war so geisteskrank und musste sich einbilden, in einem hallenden Stadion mit Tausenden Menschen auch noch herum Trompeten zu müssen?

Mimoris Nervenkostüm war zum Zerreißen gespannt und sie hätte am liebsten zu Sara gesagt, dass sie doch lieber nach Hause wollte. Als sie gerade anfangen wollte, wurde sie von einer lauten Ansagerstimme unterbrochen. Diese kündigte an, dass sich alle auf ihre Plätze begeben sollten, da die Spieler gleich kommen würden.

Sie schluckte ihren Einwand herunter und beobachtete das Spielfeld. Der Boden war nicht aus Holz, sondern aus blauem Linoleum, er glänzte regelrecht unter dem Stadionlicht. Das Tropfen von Wasser wurde über die Anlage gespielt, dann hörte man das beruhigende Konzert quakender Frösche. Es hörte sich fast an, als wäre man in einem Sumpf. Allmählich wurde die Geräuschkulisse von einer flotten Melodie ersetzt, und schon liefen die Spieler der Frogs auf das Spielfeld.

Mimori zuckte heftig zusammen, als die Fans regelrecht ausrasteten. Der Ansager rief jeden Spieler mit Namen auf, aber man konnte durch die Ekstase der Fans kein einziges Wort verstehen. Es lag womöglich auch daran, dass sie ziemlich weit hinten saßen, das war die einzige Bedingung, die sie an Sara hatte. Sie wollte gehen können, wenn es ihr zu viel wurde. Menschenmassen waren noch nie ihr Ding gewesen, und jetzt, wo sie auch noch so wertvolle Fracht an Bord hatte, vermied Mimori potenzielle Gefahrenquellen.

Sie lehnte sich zurück, das Licht wurde erneut gedimmt und diesmal fauchte eine Raubkatze über die Lautsprecher, als die Spieler des Gegnerteams auf das Spielfeld liefen. Ihr war nie bewusst gewesen, was für ein Aufwand das war, wenn sich solche Spiele ereigneten.

War das wirklich immer so mit Musik und dem ganzen Klimbim? Die Fans waren bei Weitem nicht so laut wie bei den Frogs, sodass sich Mimori etwas entspannen konnte.

Sie strich währenddessen über ihren Bauch. Er war einfach so über Nacht heraus geploppt, zumindest fühlte es sich für sie so an. Plötzlich stand ihr Bauch hervor, jeder, der nicht Tomaten auf den Augen hatte, konnte nun eindeutig sehen, dass sie schwanger war.

Natürlich hatte sie gegoogelt und war erleichtert, dass es ihr nicht allein so ging. Es passierte wohl zwischen der 16. und 20. Schwangerschaftswoche, aber nicht bei jeder Frau. Natürlich waren Schwangerschaften extrem individuell. Im englischen Sprachraum nannten sie es auch liebevoll „popped out". Ihr gefiel diese Bezeichnung, es hörte sich einfach niedlich an.

Auch die Zukunft sieht nicht alles | Tsukishima Kei X OCWo Geschichten leben. Entdecke jetzt