Kapitel 3 - Aurumklingen

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Auch, wenn hier unten weder Sonne noch Mond über die Gezeiten herrschten, schien es im Laufe unserer Reise immer dunkler zu werden. Seitdem wir den Außenposten der Eisruinen verließen, vergingen bereits einige Minuten und wir sprachen kein Wort miteinander. Robert wirkte abwesend und enttäuscht. Mit einem halbwegs entschlossenen Gang schritt er vorwärts und bahnte mir einen Weg durch die tiefe Schneedecke, die den Boden zierte. Links und rechts ragten die meterhohen Bäume in das endlose Nichts des Untergrundes hinauf, während der Schnee nur noch sanft auf uns herabrieselte. Immer dichter wuchsen die bleichen Stämme der Nadelbäume zusammen und bildeten einen kleinen Wald inmitten der einsamen winterlichen Landschaft. Seit unserem Treffen mit Toriel liefen wir niemandem über den Weg und Stille verschluckte die Umgebung. Dieses unheimliche Ambiente war mir trotz der Ruhe nicht geheuer. Von irgendwoher musste eine Gefahr ausgehen, die meiner Skepsis Begründung schenken sollte.
"Halt an," stimmte Robert ein und ich vernahm eine gewisse Strenge  in seinem Tonfall. Von diesem idiotischen Verhalten würde ich mich jedoch nicht herumkommandieren lassen und stieß ihn mit meiner Schulter zur Seite, bevor ich voranschritt und von nun an meinen eigenen Weg gehen würde. Wäre da nicht dieses stille Rauschen, welches zischend durch das kahle Dickicht der Bäume huschte. Roberts Schritte knirschten im Schnee und ich schenkte ihm keine Beachtung, als er sich näherte und ich lauschte weiterhin konzentriert den Geräuschen im Wald.
"Was ist los?" fragte er nun neugierig. Ich ging leicht in die Knie und streckte meinen Arm aus, um sein Weitergehen zu verhindern. Immerhin verhielt er sich leise. Ich befürchtete unsere Unterlegenheit in dieser kleinen Lichtung, die wir unwillkürlich betraten und nun im Zentrum der Aufmerksamkeit aller Gefahr standen. Sofort breitete sich das Gefühl von Ärger in mir aus und Roberts unbedachtes Handeln war für mich ohnehin kein Neuland, weshalb ich mir selbst Schuld für dieses Dilemma gab. Wer auch immer in der Finsternis lauerte, beobachtete uns still und heimlich. Mein Blick schwenkte zwischen den spindeldürren Baumstämmen umher und ich versuchte krampfhaft auszumachen, was uns in der Dunkelheit verfolgte. Robert ignorierte meine defensive Geste und versuchte sich an meinem Arm vorbeizudrücken, woraufhin ich ihn nur umso kräftiger daran hinderte, voranzuschreiten. Ein leises Zischen im Wind weckte meine Aufmerksamkeit, als ich ein schwaches goldenes Schimmern an Roberts Kopf vorbeiblitzen sah. Er zuckte zusammen und drehte sich in die Richtung des Ursprungs jenes Geschosses. Zwei glimmende Punkte erhellten die Dunkelheit inmitten der Bäume und ein leises Klappern störte die Ruhe, als langsam die Silhouette des Monsters deutlicher wurde, welches vermutlich nach uns jagte. Vorsichtig richtete ich mich in eine aufrechte Position und hielt den Augenkontakt mit einer hirschähnlichen Kreatur auf zwei Beinen. Es hielt eine hölzerne Armbrust fest im Griff umklammert, zielte auf uns und einige goldene Manschetten schmückten die lederne Rüstung unter dem dunkelblauen Kapuzenumhang des Fabelwesens. Seine weißen Augen leuchteten in der Finsternis und sprangen hektisch zwischen mir und Robert umher, während sein prächtiges Geweih durch die Kapuze ragte und die zahlreichen spitzen Verzweigungen bedrohlich wirken ließ. Zitternd schritt er auf uns zu und meine Miene verdunkelte sich zornig, nachdem ich beide Fäuste ballte, einen Schritt vorwärts tat und eine defensive Position einnahm. Ich fürchtete mich nicht. Dasselbe konnte ich allerdings nicht über das Wesen behaupten...
"Ungebetener Besuch," eröffnete das maskuline Monster ruhig ein Gespräch, nachdem seine nervtötende Stimme erklang, doch er war deutlich von Unbehagen erfüllt und schien ehrfürchtig in meiner Anwesenheit. Langsam schritt er mit seinen Hufen durch den Schnee und ließ den Atem aus seinen Nüstern in der bitterkalten Luft kondensieren. Vorsichtig kreiste er um uns herum, doch ich folgte ihm mit meinen Augen. Er hielt seine Waffe stets auf uns gerichtet, höchstwahrscheinlich um uns einzuschüchtern.
"Wer bist du?" Der Ton in Roberts Worten strotzte vor Neugier und ich hätte ihm für diese Frage eine reinhauen können. Nachdem er sich ohne zu zögern näherte und arglos an mir vorbeischritt, umschlang das hirschähnliche Wesen seine Armbrust noch fester und bewegte sich rückwärts. Innerlich fragte ich mich, was für ein dummer Vollidiot Robert war, dass er sich an eine unbekannte Gefahr heranwagte, als wäre sie ein Freund.
"Halte dich fern, Fremder. Du bist meine Beute. Opfer jagen keine Jäger!" Ein wenig übermütig offenbarte das Monster, dass es auf seiner Pirsch gezielt nach uns suchte.
"Alle werden jubeln, wenn sie erfahren, dass Buckshot erfolgreich nach Hause zurückkehrt, denn das ist mein Name. Du solltest ihn dir merken, wenn du als Trophäe unsere vier Wände schmückst," herrschte Buckshot ihn an und ein schnippischer, arroganter Unterton war in seiner  quakenden triumphalen Stimme zu hören. Für diese Aussage war ich bereit, ihn eigenhändig mit meinem Messer zu häuten.
"Hör mir zu du Widerling," begann ich wutentbrannt und stampfte auf Buckshot zu, der seine Armbrust nun auf mich richtete. Seinen rechten Unterarm schmückte ein dunkelbrauner lederner Holsterköcher für die zahlreichen goldenen Bolzen, die er auf uns abfeuerte. Ich zuckte mit den Schultern und warf mir dadurch meine Winterjacke über, während Robert zurückblieb und besorgt zusah.
"Du wirst deine verdammten Zähne schlucken, bevor durch dich hier irgendjemand auch nur einen Kratzer erleidet," knirschte ich zornig und beobachtete überrascht, wie Buckshot ohne zu zögern den Abzug betätigte und einen vergoldeten Bolzen in meine Richtung jagte. Das Geschoss penetrierte meine rechte Schulter und blieb geradewegs darin stecken. Schmerzerfüllt jaulte ich auf, als das Blut aus meiner Wunde quoll und warm die Schulter hinabtropfte.
"Oh je, das tut mir schrecklich Leid," höhnte Buckshot schadenfroh und ließ seine Armbrust nieder.
"Leeres Gerede - und siehe da, meine Zähne sind noch in voller Zahl!" Nun druckste er wie ein Kleinkind und erfreute sich seines Treffers. Dieses Glück sei ihm vergönnt, dachte ich, während ich mir hektisch atmend vorstellte, wie ich aus ihm Kleinholz machte.
"Ihr seid die größte Gefahr des Winters und nichts als Eindringlinge." Robert schien von Buckshots Verhalten ebenso wenig zu halten wie ich und trat nun voran, um sich diesem Rotzlöffel zu stellen.
"Wir sind keine Gefahr. Genauso wie deine ist unsere oberste Priorität das Überleben. In dieser kalten Welt kommen wir ohne Vertrauen und Zusammenhalt nicht weit. Bitte verschone uns." Für einen kurzen Moment dachte ich, Robert hätte etwas gelernt, doch sobald er den Mund öffnete, war mir klar, dass er uns beide ins Verderben stürzte. Frustriert zuckte mein Kopf in seine Richtung und ich durchbohrte ihn mit meinem furiosen Blick. Voller Hoffnung und Entschlossenheit hielt er seine Aufmerksamkeit auf diesen Spinner gerichtet, welcher sich über Roberts Naivität lustig machte.
"Netter versuch. Nein danke," lachte Buckshot und feuerte einen weiteren Bolzen aus seiner Armbrust auf mich ab, woraufhin ich mein Messer zückte, um seinen Angriff abzuwehren. Robert hingegen breitete sich vor mir aus und drückte seinen Arm zum Schutz vor den Körper, ehe ein goldenes Licht von ihm absonderte und mich erstaunt zurückweichen ließ. Was mich vielmehr überraschte als Roberts viel zu waghalsige Aktion war der Fakt, dass ebenjenes Licht auch aus meiner Brust ausstrahlte und Buckshots Bolzen an einer Art Schutzmechanismus abprallte und vor unseren Augen zu feiner Asche vaporisierte. Robert wirkte ebenso fassungslos wie ich und drehte seinen Kopf verdutzt in meine Richtung.
"Bist du verletzt..?" fragte er nun zögerlich mit offenem Mund. Ich reagierte nicht und starrte nur an ihm vorbei, da Buckshot sich in den Wald zurückzog. Meine Klinge war von ebenjenem Gold ummantelt wie der Schutzmechanismus, der uns vor Buckshots Projektil beschützte. Ein Leuchten emittierte von meiner Waffe und ich fühlte mich trotz des Bolzens in meiner Schulter körperlich stärker denn je. Nachdem ich einmal tief durchatmete, griff ich nach meiner Wunde und zählte innerlich bis Drei, ehe ich fest am Bolzen zog, der in meiner Schulter steckte. Es zwang mich zu einem kurzen spitzen Schrei, da sich höllische Schmerzen in meiner Wunde ausbreiteten. Das Blut tropfte aus meiner Schulter und ich spürte ein dumpfes Pochen, wo einst Buckshot seinen Treffer landete. Wuchtvoll schleuderte ich das verdammte Projektil in den Schnee, welcher sich sofort rot färbte und suchte das Gelände nach diesem Bastard ab.
"Schon gut," knurrte ich und griff nach meiner Verletzung. Das warme Blut tränkte meine Hand und hinterließ einen dunklen Fleck auf meiner Winterjacke. Für dieses Vergehen würde Buckshot mit seinem Leben bezahlen und ich würde sicher gehen, dass zuvor jeder Funken der Glückseligkeit aus seinen Augen verschwand. Stünde mir jemand im Weg, würde ihm dasselbe widerfahren, das schwor ich mir innigst.
"Er ist geflohen," stellte Robert fest und drehte sich hektisch umher, auf der Suche nach unserem Feind. Diesem Menschen hatte ich zwar bereits mehrmals mein Leben zu verdanken, doch auch meinen Tod. Derzeit erfüllten mich beide mit einer innbrünstigen Entschlossenheit und ohne Robert auch nur einen Blick zu schenken, stapfte ich schwer atmend vorwärts in den Wald, während Buckshots fernes Gelächter meinen Zorn antrieb wie Feuerholz. Das Blut, welches von meiner Schulter tropfte, sorgte für eine Spur im Schnee, doch ich ignorierte jeden Schmerz und ließ mich vom goldenen Licht meiner Klinge antreiben.
"Chara, warte!" Roberts Stimme hallte hinter mir. Ich beachtete nur mein Ziel vor Augen und wanderte tiefer in den Wald hinein. Elegant huschte Buckshot zwischen den Bäumen umher und nur ein leises Geräusch im Wind bewies mir, dass er sich in meiner Nähe befand und jede Sekunde angreifen könnte. Konzentriert umklammerte ich mein Messer, dessen warmer Schimmer schwächer wurde, je mehr ich mich von Robert entfernte. In diesem Moment zählten nur meine Bereitschaft und die Entschlossenheit, Buckshots Leben ein Ende zu bereiten.
"Wie jämmerlich, dass dich der Winter so irritiert... So schutzlos dastehen lässt," spottete er versteckt im bleichen Dickicht des Waldes. Voller Selbstsicherheit und Übermut sprang Buckshot von Baum zu Baum und zwang mich dazu, ihm mit meinen Augen hinterherzujagen. Diese Provokation ließ mein Herz vor Zorn rasen und ich spürte das juckende Verlangen danach, mein Messer nach ihm zu werfen und diesem kindischen Spielchen ein für allemal ein Ende zu bereiten. Als wäre seine theatralische Performance nicht entfachend genug, drehte er Pirouetten durch den Schnee und hinterließ unzählige irreführende Fährten. Es wurde zunehmend windiger und kälter, je länger sein Tanz andauerte, während kühle Brisen steif um das Gehölz der Bäume peitschten. Sie schlugen Wurzeln, die mich mühsam durch den Wald stolpern ließen und ein kleiner Schneesturm zog auf, der mir die Sicht nahm und es nicht einfacher machte, Buckshots Bewegungen zu erkennen. Sein manisches Gelächter hallte durch den Sturm und hin und wieder blitzte das Licht der goldenen Bolzen scharf an mir vorbei. In dieser Situation war ich deutlich unterlegen und diesem abscheulichen Jäger nichts als eine leichte Beute.
"Junges Mädchen, gib auf! Dein bezauberndes Gesicht ist zum Kämpfen zu schade. Diese karmesinroten Augen, die meinem Tanze folgen... ich möchte sie nicht leblos sehen müssen." Ein weiteres Geschoss durchbohrte mich und steckte tief im Fleisch meines linken Oberschenkels fest, was mich zu einem aggressiven Aufschrei zwang. In meinem Schädel dröhnte eine kochende Wut und die Schmerzen meiner Schulter und der frischen Wunde waren kaum auszuhalten. Das Leuchten meines Messers war inzwischen gänzlich verschwunden und ich fühlte mich schwach.
"Komm her du Bastard!!" schrie ich verzweifelt in den Schneesturm und schwang das Messer wuchtvoll durch die Gegend, als hätte ich eine Chance, Buckshot einzuholen. Sein leises Kichern trieb mich zu grenzenlosem Hass.
"Hahahaha," erfüllte sein herzhaftes Gelächter den Wald.
"Komm und hole mich, Maid in Not. Als käme der feige Retter und stieße mich vom Baum! Sein Gesicht hättest du sehen müssen, als ich ihm drohte, er schmücke bald unsere Wand als Trophäe." Geblendet vom Schneesturm orientierte ich mich an seiner Stimme und watete ihm entgegen. Ich erkannte seine vage Silhouette im Dunkeln und plötzlich erhellte das strahlende Licht meines Messers wie nur einmal zuvor, als mich meine schwindende Kräfte in die Knie zwangen.
"Der einzige Feigling bist du, vermeintlicher Jäger. In diesem unfairen Kampf stichst du mit Worten auf einen unterlegenen Menschen ein wie ein provozierendes Kind," wütete plötzlich Robert und stapfte entschlossen durch den Schnee. Gewappnet mit einem goldenen Schild in der linken Hand ignorierte er die blitzartigen Geschosse und blockierte jede Gefahr.
"Ich bot dir eine Kooperation an, doch du hältst das Leben wohl für ein Spiel, nicht wahr? Wieso versteckst du dich?" Mühsam und zitternd richtete ich mich wieder auf und hörte zu, was er zu sagen hatte.
"Wenn man mir in dieser trostlosen Welt eines beibrachte, dann war es, dass man seine Konsequenzen selbst zu tragen hat!" Buckshot ließ sich von Roberts Worten nicht einschüchtern und beschoss uns weiter munter und elegant mit den goldenen Bolzen seiner Armbrust.
"Ah, ein Retter, wie ich ihn vermutete. Auf einmal doch nicht mehr so kauernd wie zuvor? Wieso hast du deine Freundin nicht vor diesem bösen bösen Monster beschützt, kleiner Held?" spottete Buckshot erneut und kam uns übermütig nahe, als ich die Gelegenheit ergriff und gestärkt auf ihn zu hechtete. Knurrend warf ich diesen Spinner zu Boden und drückte seinen Körper fest in den Schnee, sodass er sich nicht mehr aufrichten konnte. Absolut furios schlug ich mit meiner linken Faust auf ihn ein, während ich mich mit dem Rest meines Körpers auf ihn setzte, um ihn an der Flucht zu hindern.
"Chara, stopp!" schrie Robert nun und rannte auf mich zu, um mich von meinen Angriffen abzuhalten. Ich schenkte seinen Worten keine Beachtung und stieß ihn mit dem linken Ellenbogen kräftig von mir, bevor er mich erreichte und prügelte weiter auf Buckshots grinsende Visage ein, bevor ich nach meiner goldenen Klinge griff und sie fest umklammert anhob. Bedrohlich und vor Wut kochend durchbohrte ich seine Seele mit meinem starren Blick, während ich nach Luft schnappte. Die Angst war in seinen trüben Augen inzwischen nicht mehr zu erkennen, denn er war sich seines nahen Todes bewusst.
"Du wirst nicht immer einen Helden an deiner Seite haben, der dir das Leben rettet," spuckte Buckshot heiser heraus und keuchte verletzt durch meine Schläge.
"Er ist nicht mein Held," zischte ich bitter und versetzte ihm wuchtvoll und knurrend mit meiner goldenen Klinge den Gnadenstoß. Das Gefühl von Macht durchströmte mich und ich breitete zufrieden meine Arme aus, während ich die Augen schloss und mich der Sieg über dieses Monster erleichterte. Ich riss den Bolzen gewaltvoll aus meinem Oberschenkel und keuchte nur triumphierend über den Schmerz hinweg, der mich erfüllte. Sekunden der Ruhe vergingen, in denen ich meinen Sieg über alles auf der Welt genoss, als mich plötzlich das leise knirschende Schreiten durch den Schnee von Roberts Stiefeln aus meinen Gedanken riss. Er senkte sich auf seine Knie herab und beäugte den zu Asche zerfallenden Buckshot voller Unglaube und Terror, bevor er seine zitternde Hand vorsichtig dort platzierte, wo einst unser Gegner lag. Mit offenem Mund und geweiteten Augen starrte er auf die Stelle nieder und eine Träne fiel zu Grunde.
"Wieso hast du das getan," sprach er atemlos und füllte seine Hand mit dem roten, durch mein Blut getränkten Schnee, als könnte er den Tod unseres Gegners nicht wahr haben. Die Frustration in mir wuchs erneut zu einem Punkt, an dem ich meinen Sieg nicht mehr genießen konnte und ich verlor den befreiten, entspannten Gesichtsausdruck, bevor ich Robert hasserfüllt in die Augen sah und mich zuckend vor Schmerz wieder aufrichtete. Er erwiderte den Augenkontakt nicht und ignorierte mein zorniges Starren, sondern trauerte sinnlos der im Winde verwehten Asche hinterher.
"Sieh mich an," sagte ich streng und schaute auf Robert hinab. Er reagierte noch immer nicht und wirkte geradezu paralysiert.
"Sieh mich an!" rief ich nun zähneknirschend und schnappte nach seinem Kragen. Sein Körper ließ sich aufgrund der schwachen Statur leicht anheben und ich hielt ihn fest in meinem Griff. Er richtete seinen irritierten Blick jetzt auf mich und seine Augen sprangen in meinem Gesicht umher. Was mir fehlte, war die Angst, die er einst verspürte, wenn er mich ansah.
"Hör zu du Witzbold, der einzige Grund dafür, dass dir nicht längst schon dasselbe Schicksal widerfahren ist wie diesem Spinner, ist der, dass du nicht so bist wie alle anderen Menschen da draußen. Wenn du mir in einer tödlichen Situation nochmal in die Quere kommst, zögere ich nicht, deinen Staub ebenso im Winde verwehen zu lassen wie die des tänzelnden Idioten. Ist das klar?" Doch Robert reagierte wieder nicht. Er sah mir müde ins Gesicht und blinzelte gelegentlich. Ihm war seine Unterlegenheit mir gegenüber bewusst und es nützte nichts, ihm Angst zu machen, also ließ ich ihn in den Schnee fallen, bevor ich mich von ihm abwandte und einen Schritt vorwärts tat, ehe mich eine Hand davon zurückhielt. Überrascht drehte ich mich zu Robert und ein goldenes Leuchten strahlte aus unseren Händen hervor. Es erfüllte mich mit einem sehr warmen Gefühl und ein angenehmer Schauer, der durch meinen gesamten Körper wanderte, schloss langsam meine Wunden. Das goldene Licht wand sich um mich herum wie ein Band, reinigte mich von jeglichem Blut und befreite mich von der wachsenden Schwäche. Fassungslos sahen Robert und ich uns in die Augen, da wir beide Zeugen von diesem magischen Prozess wurden, der mich wie von Zauberhand heilte.
"kinder," weckte uns eine altbekannte hohle Stimme aus dieser Trance, die mir nur allzu sehr auf die Nerven ging. Ich schloss meine Augen und ignorierte für einen Moment die Tatsache, dass Robert sich wie ein Idiot benahm.
"es ist sehr kaltes wetter hier draußen. vögel verschwinden, blumen sterben... an tagen wie diesen sollten menschen wie ihr in dieser hölle nicht erfrieren."

Undertale - Seelen von Gold und AscheWo Geschichten leben. Entdecke jetzt