Kapitel 7

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Ich hatte in den letzten Wochen viel zu tun, entschuldigt mich... Ich hoffe, ich kann meine Zeit in den nächsten Tagen mehr meinen Büchern widmen, um noch etwas schreiben zu können. Bis dahin: hier ist Kapitel 7 :)

🤠

Harry

Immer wieder schaue ich zu Louis, der inzwischen halb auf der Couch liegt und immer wieder gähnt. Er versucht es zu vertuschen, jedoch bekomme ich es jedes Mal mit, wenn er in seine Armbeuge gähnt und schließlich den Kopf gegen die Lehne lehnt. Nicht nur einmal sind ihm dabei die Augen zugefallen. Wieso er nicht einfach nach Hause geht, verstehe ich nicht. June und Teddy sitzen gemeinsam auf dem Sessel. June wohlgemerkt auf dem Schoß meines Bruders, da sonst nicht mehr so viel Platz zur Verfügung steht.

Auch die beiden scheinen sich nicht unbedingt auf den Film zu konzentrieren, den wir uns seit einer guten Stunde anschauen. Es war Junes Idee und keiner konnte ihr widersprechen. Also schauen wir jetzt Die Eiskönigin. Mit Hazel habe ich den Film schon etliche Male geschaut, weshalb auch ich nur so halb zuschaue. Louis neben mir ist definitiv spannender. Ich weiß nicht, wann ich ihn das nächste Mal wiedersehe und genieße diese Stunden ein wenig zu sehr.

Hätte ich gewusst, dass er heute hier ist, wäre ich wahrscheinlich nicht mit zu Teddy gefahren. Aber er hat mir einen Burger versprochen, den ich übrigens immer noch nicht aufgetischt bekommen habe, und wollte gemeinsam mit mir ein Spiel anschauen. Jetzt sitzen wir zu viert hier, keiner konzentriert sich so wirklich auf den Film und mein Magen gibt immer wieder ein knurrendes Geräusch von sich.

»Babe, benimm dich«, flüstert mein Bruder seiner Frau plötzlich nicht ganz so leise ins Ohr, während er seine Hände an ihre Taille legt und sie wahrscheinlich daran hindert, sich zu bewegen. Wann ist es das letzte Mal gewesen, dass jemand auf meinem Schoß saß und ich versucht war, die Beherrschung nicht zu verlieren? Ich liebe Körperkontakt und doch bleibt mir dieser seit Jahren verwehrt. Ich habe nach Philippa niemanden mehr kennengelernt, der mein Herz so pochen lässt. Der meine Gedanken durcheinander bringt. Bis ich Louis vor mehr als einem Monat auf diesem Konzert kennengelernt habe, wo er mich mit offenem Mund angestarrt hat und einen Moment brauchte, um sich vorzustellen.

Louis neben mir zuckt plötzlich heftig zusammen und stöhnt leise auf, während er sich anders hinsetzt und sich über die Wange reibt.
»Ich gehe mal kurz pinkeln«, murmelt er und steht langsam auf, während ich ihm hinterherschaue und mein Blick auf seinem Hintern hängen bleibt. Wie kriegt er es hin, so gut in einer Jogginghose auszusehen? Ich trage kaum Jogginghosen und wenn ich dann mal welche trage, ist es nur zu Hause. Wenn ich aus dem Haus gehe, ziehe ich mich um. Wenn Besuch kommt, trage ich eine Jeans. Wann Teddy mich das letzte Mal in Jogginghose gesehen hat, ist zu lange her. Und wir sehen uns beinahe jeden Tag.

»Juniper, benimm dich!« Das Quieken meiner Schwägerin lässt mich den Blick von Louis' Kehrseite nehmen, während mein Bruder vom Sessel aufsteht und seine Frau problemlos über die Schulter wirft.
»Harry, wenn es klingelt, nimm Geld aus meinem Portemonnaie. Das liegt auf der Küchenzeile. Ich muss mich um meine Frau kümmern.« Juniper lacht laut auf und versucht, sich von Teddy zu lösen, während er nur seinen Griff um ihre Oberschenkel verstärkt und die Treppen in Richtung Schlafzimmer verschwindet.

Ist es okay zu sagen, dass ich neidisch auf meinen Bruder bin? Nicht, dass ich Juniper gern als Frau hätte, das definitiv nicht, aber ich möchte mich endlich wieder geborgen fühlen. Abends jemanden bei mir haben. Liebe spüren, die nicht von Hazel ausgeht. Sie ist mein Ein und Alles, trotzdem fehlt mir ein Partner an meiner Seite. Jemand, auf den ich mich verlassen kann und jemand, der mir mit meiner Tochter helfen kann. Ich möchte mich nicht in ein leeres Bett legen, wo ich weiß, dass sich niemand mehr zu mir legen wird.

»Wo ist Juniper?« Louis steht plötzlich vor mir und lässt mich aus meinen Gedanken schrecken. Wie lange steht er schon hier? Wie lange war ich in meine Gedanken vertieft?
»Im Schlafzimmer. Mit Teddy.« Ich verstecke meinen Kopf in meinen Händen und höre Louis leise lachen, bevor sich die Couch neben mir senkt und Louis' Bein das meine streift. Eben saß er noch nicht so nah neben mir.

»Sind die beiden immer so?« Langsam löse ich meine Hände von meinem Gesicht und drehe meinen Kopf zu Louis, der die Füße auf die Sitzfläche gezogen hat und sich die Oberschenkel massiert. Auf der anderen Seite neben ihm liegt Peanut zusammengerollt und scheint der Grund zu sein, weshalb ich Louis' Körperwärme nur all zu gut an meiner rechten Körperhälfte merke.
»Die beiden gehen sehr offen damit um, wie sie sich fühlen. Aber über die Jahre kommt man damit klar. Meistens zumindest. In den ersten Jahren war es komisch, meinen kleinen Bruder mit einer Frau an seiner Seite zu sehen. Aber irgendwann ist es so normal geworden, wie morgens aufzustehen. Als die beiden vor zwei Jahren dann endlich geheiratet haben, sind sie etwas privater geworden. Aber wenn die beiden getrunken haben, wünsche ich mir jedes Mal aufs Neue, keinen der beiden zu kennen. Ich habe schon zu viel gesehen, was man eigentlich nicht von seinem Bruder und seiner Schwägerin sehen sollte«, erkläre ich grinsend und mustere Louis für einen Moment. Seinen Kopf hat er seitlich auf seinen Knien abgelegt, um mich anschauen zu können, während seine Hände noch immer damit beschäftigt sind, seine Oberschenkel zu massieren.

»Das habe ich in den letzten Monaten auch ein paar Mal mitbekommen. So häufig sehe ich Teddy nicht, aber man sieht sofort, dass er seine Frau über alles liebt. Das wünsche ich mir für mich auch. Irgendwann von jemandem so angesehen zu werden, wie Teddy Juniper ansieht. Ich bin dreiunddreißig und bin seit Jahren Single. Ich dachte, ich würde bis jetzt Familienvater sein und meine Tochter zum Ballett fahren. Guess what, ich habe weder eine Frau, einen Mann noch ein Kind. Ich wäre selbst mit einem Kind ohne Partner zufrieden, aber bis jetzt hat es sich noch nicht ergeben.« Louis redet für eine Weile, bis er schließlich aufhört und mich anschaut.

»Ich finde es stark von dir, dass du Hazel allein großziehst. Du bist ein toller Dad«, schiebt er hinterher und wendet schließlich den Blick ab. Du bist ein toller Dad. Wann hat mir das letzte Mal jemand gesagt, dass ich meinen Job als Vater gut mache? Jeden Morgen aufs Neue habe ich Angst, dass ich Hazel nicht so großziehe, wie sie es verdient hätte. Ich bin alleinerziehend und das bin ich gerne. Ich gebe Philippa ihren benötigten Freiraum aber es war definitiv entspannter, als sie noch bei mir war. Ich musste nicht alles allein machen und konnte mich auf meine Frau verlassen. Jetzt muss ich mindestens einmal die Woche meinen Bruder oder meine Mitarbeiter um Hilfe bitten, da ich es sonst nicht schaffe. Es wird sonst alles zu viel.

»Danke Louis«, flüstere ich und lächle ihn an. Es dauert einen Moment, bis er mich ansieht, aber dann fängt er auch an zu lächeln, was mein Herz einen Schlag aussetzen lässt. Sein Lächeln ist wunderschön.

»Gehst du auf ein Date mit mir?«, höre ich mich plötzlich sagen und kann meinen Gedanken nicht mehr zurücknehmen. Es ist mir so rausgerutscht. Jedoch sagt Louis' Gesicht mir alles, was ich benötige. Seine Wangen färben sich knallrot und seine Mundwinkel ziehen sich rasant in die Höhe.
»Das würde ich gerne.« Ich habe ein Date. Mit Louis.
»Hast du morgen Abend Zeit? Hazel ist noch bei ihrer Mutter und ich muss nicht zu Hause sein.« Ich habe noch ein wenig mehr als vierundzwanzig Stunden Zeit, um mir etwas auszudenken.
»Habe ich. Treffen wir uns irgendwo? Bei dir, bei mir? Oder woanders?« Um das zu wissen, brauche ich noch ein wenig Zeit.
»Das weiß ich noch nicht. Ich... kann ich dir morgen Bescheid sagen? Ich würde dir rechtzeitig schreiben, damit du genügend Zeit hast, um dich vorzubereiten.« Wann war ich das letzte Mal auf einem Date? Nach Philippa gab es kaum Frauen, die ich auf ein Date eingeladen habe. Öfters habe ich mich mit Frauen in Bars unterhalten aber sie tatsächlich auf ein Date abgeholt, habe ich beinahe niemanden. Louis ist der erste seit Jahren, den ich morgen abholen werde, um ihn auf ein Date zu nehmen. Und ich freue mich. Ich bin aufgeregt, aber ich werde mein bestes geben, um Louis überzeugen zu können, mich noch öfters zu sehen.

Wenn er sich nicht verstellt und eigentlich jemand anders ist, ist er der die erste Person, die ich meiner Tochter vorstellen möchte. Nicht als ihr Mathelehrer, sondern als mein Partner. Hazel mag ihren Lehrer. Vielleicht freut sie sich auch, ihn öfters bei uns zu Hause zu sehen.

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Save a Horse Ride a CowboyWo Geschichten leben. Entdecke jetzt