Kapitel 3

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Hier ist Kapitel 3 für euch. Ich gebe mein Bestes, bald wieder mehr zu schreiben😭

🤠

Louis

Erschrocken hebe ich den Kopf, als es laut an der Tür meines Klassenzimmers klopft und keine Sekunde später Juniper in den Raum stolziert kommt. Ohne meine Antwort abzuwarten, kommt sie auf meinen Pult zu und zieht einen der niedrigen Stühle mit sich, sodass sie sich mir gegenüber setzen kann.
»Dir auch einen wunderschönen Montag Morgen, Juniper. Wie war dein Wochenende? Meins war großartig, ich habe meine Zeit gestern nur im Bett verbracht. An meiner Seite? Ein Becher Eiscreme.« Meine Kollegin verdreht die Augen und stützt sich mit ihren Ellenbogen auf der Tischplatte ab. Dass sie damit die Arbeitsblätter knickt, die ich eigentlich noch korrigieren wollte, scheint sie nicht zu stören.

»Mein Wochenende war traumhaft. Ich war mit meinem Mann auf einem Konzert. Mein Lieblingskollege war dabei und ich habe meinen Schwager und seine Tochter gesehen.« Bei der Erwähnung von Harry färben sich meine Wangen rot. Den gestrigen Tag habe ich damit verbracht, über unsere Begegnung am Samstag nachzudenken. Ob ich am Ende schlauer geworden bin? Definitiv nicht. Ich stehe immer noch so hilflos da, wie während des Konzerts. Ich kann ihn einfach nicht mehr aus meinem Kopf kriegen. Wie er sich um seine Tochter gesorgt hat. Mit ihr das Konzert genossen und laut mitgesungen hat. Ich wusste nicht, dass Grölen so attraktiv sein kann. Wie ich ihn erwischt habe, dass er immer wieder in meine Richtung schaut. Ist es möglich, dass er an Männern interessiert ist? Ist er überhaupt Single oder mit Hazels Mutter zusammen? Vielleicht habe ich vorgestern auch alles falsch verstanden und habe mir erneut einen Mann ausgesucht, der glücklich verheiratet ist. Vielleicht ist das auch einfach nur mein Typ? Neue Stadt, neuer Typ Mann?

»Meinen Schwager, der zufälligerweise Single und an Männern interessiert ist«, schiebt sie hustend hinterher und kann sich ein Lachen nicht verkneifen, als ich sie mit roten Wangen anschaue. Hat sie das gerade wirklich gesagt? Harry ist Single? Heißt, er ist nicht mehr mit Hazels Mutter verheiratet. War er jemals verheiratet? Gibt es eine Chance, dass er an mir interessiert ist? Dieses Glück werde ich bei jemandem wie Harry sicherlich nicht haben.

»Und du bist ebenfalls an Männern interessiert, richtig?« Über dieses Thema haben wir noch nie wirklich gesprochen. Ich mache kein Geheimes aus meiner Sexualität, brumme sie jedoch auch nicht jedem auf. Vor allem dann nicht, wenn der Mann, den ich mehr als attraktiv finde, Junipers Ehemann ist. Aber im Gegensatz zu Teddy ist Harry ein Gott. Würde ich ihn in einer Bar kennenlernen, würde ich ihn definitiv ansprechen. Wenn ich den Mut dazu hätte. Ich gehe ungern auf Menschen zu, die ich nicht kenne und bin daher auch schlecht im Menschen Kennenlernen. Meine letzten Beziehungen haben immer mich angesprochen, worüber ich mehr als froh bin. Ich brauche einen kleinen Schubser in die richtige Richtung und dann unterhalte ich mich auch gern. Nur das Kennenlernen ist nicht meins.

»Ich bin bi. Definitiv mehr an Männern interessiert aber ich war auch schon knapp ein Jahr mit einer Frau zusammen, aber mit Männern hält es besser«, erkläre ich und zucke mit den Schultern. Meine Beziehungen mit Männern liefen immer unkomplizierter ab. Weniger Streitereien, mehr Vertrauen und Zeit füreinander. Während die Frauen öfters eifersüchtig waren, wenn ich mich mit meiner besten Freundin getroffen habe. Man kann nicht alle Frauen in eine Schublade stecken, keine Frage, aber in der Vergangenheit habe ich mir immer wieder die Finger verbrannt.

»Harry auch! Naja, er war sehr lange mit Philippa zusammen, aber nach der Scheidung gab es kaum noch Frauen in seinem Leben. Dafür genügt ihm Hazel.« Also ist er geschieden. Er wohnt allein mit Hazel und ist Single. Alleinerziehender Vater. Verstehen die beiden sich noch? Sieht Hazel ihre Mutter ab und zu noch? Ich hoffe es für sie.
»Philippa?«, hake ich nach und lege den Kopf schräg. Vielleicht kriege ich so ein paar Informationen über den Vater meiner Schülerin. Juniper hat mit dem Thema angefangen, ich hake nur nach. Natürlich muss sie nicht antworten, aber eine Antwort würde mir eventuell weiterhelfen.
»Hazels Mom, eine lange Geschichte, die Harry dir ja eventuell mal auf einem Date erzählen kann. Bist du interessiert?« Ich lache auf und verschränke die Arme vor der Brust.

»Wenn Harry mich auf ein Date einladen würde und es nicht über dich machen würde, stünden die Chancen sehr weit oben. Aber ich glaube nicht, dass seine Ex-Frau ein Thema bei unserem Date haben sollte. Da möchte ich ihn kennenlernen und nichts über seine vorherigen Beziehungen erfahren.« Würde Harry mich denn auf ein Date einladen wollen? Und was würden wir machen? Essen gehen? Gibt es hier ein Kino? Geht man mit Mitte dreißig beim ersten Date noch ins Kino oder bin ich einfach nur zu old school?

»Keine Sorge, er wird sich bei dir melden, wenn er seinen Stolz wiedergefunden hat. Bis dahin: sei lieb zu seiner Tochter, die erzählt beim Essen alles, was sie in der Schule gelernt hat.« Kleine Kinder sind nicht immer nur süß. Man muss nur eine Stunde in meinem Unterricht sitzen und man merkt, wer gut erzogen ist und bei wem die Erziehung noch ausbaufähig ist.
»Ich werde mein bestes geben. Sie mag Mathe, das ist einer der Vorteile«, lache ich. Nach der Pause werde ich sie in meinem Klassenraum sitzen haben und hoffen, dass sie nicht mitbekommen hat, wie ich ihren Vater am Samstag angestarrt habe.

*
»Macht bitte bis morgen das Arbeitsblatt zu Ende. Genießt euren Nachmittag«, verabschiede ich meine Zweitklässler und grinse, als die Hälfte aufspringt und ihre Sachen packt. Das war die letzte Stunde für heute, bevor wir uns morgen in der zweiten Stunde erneut zum Matheunterricht sehen werden. Nur noch ein paar Wochen und die Schüler haben für vier Tage frei. Ich glücklicherweise auch. Trotzdem darf ich die Klassenarbeiten korrigieren, die ich nächste Woche mit meinen Viertklässlern schreiben werde. Schriftliche Multiplikation und Division. Bis jetzt klappt alles gut. Hoffentlich bleibt das auch so.
»Bis morgen, Louis!« Easton, ein etwas aufgedrehter Junge, verabschiedet sich winkend von mir und hüpft aus der Klasse in den Flur. Seine große Schwester wird ihn gleich abholen, da seine Eltern um diese Zeit meistens noch arbeiten sind.

Es dauert nicht lange, bis alle den Raum verlassen haben. Nur Hazel nicht, die sich am Kopf kratzt und ertappt aufsieht, als sie mich bemerkt.
»Alles in Ordnung? Die Stunde ist vorbei.« Es scheint so, als würde sie es jetzt erst merken und räumt sofort ihre Stifte zurück in ihre Federmappe. Dabei fällt ihr ein Bleistift runter, der in meine Richtung rollt und nicht weit vor mir zum Halt kommt.
»Hast du heute alles gut verstanden?« Ich gehe auf Hazel zu und hebe währenddessen den Stift wieder auf, den ich ihr auf das leere Blatt lege, welches ich vor zwanzig Minuten ausgeteilt habe. Verwirrt schaue ich ein zweites Mal hin und stelle fest, dass ich recht behalte. Auf dem Blatt steht nur ihr Vorname und das heutige Datum. Nichts anderes wurde ausgefüllt. Nicht einmal die Aufgaben, die eine Schülerin wie Hazel eigentlich im Schlaf lösen könnte.

»Ich... Ich mache das alles zu Hause. Versprochen!« Sie klappt ihren Ordner zu und verstaut ihn in ihrer Tasche, während ich mir einen Stuhl heranziehe und den kleinen Zettel in die Hand nehme, der über ihrem Arbeitsblatt liegt. Darauf wurde etwas gemalt, was ich nicht richtig deuten kann. Darunter viele Zahlen, die immer wieder durchgestrichen wurden. Mal mit mehr und mal mit weniger Druck des Bleistiftes.
»Ich muss nach Hause.« Hazel verstaut hektisch alle ihre Sachen und verlässt schließlich fluchtartig den Raum, während sie mich mit dem Zettel allein lässt.

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Save a Horse Ride a CowboyWo Geschichten leben. Entdecke jetzt