Kapitel 6

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🤠

Louis

Erschöpft lasse ich mich vorwärts auf die Couch fallen und stöhne in das Kissen, welches sich unter meinem Gesicht befindet. Werde Grundschullehrer, haben sie gesagt.

»Mach Platz.« Juniper versucht, meine Beine auf Seite zu schieben, während ich einen Moment brauche, mich vernünftig zu bewegen. Wieso haben kleine Kinder nochmal so viel Kraft und Ausdauer in sich? Ich bin Sportlehrer und werde von zehnjährigen abgehängt.

»Ich kündige. Ich brauche Ferien«, stöhne ich und rolle mich auf den Rücken, sodass meine Füße wieder den Boden berühren, ich aber noch immer halb auf der Couch liege, von der man mich in den nächsten Stunden auch nicht mehr runterkriegt. Da ist Juniper selbst schuld, dass sie mich heute noch zu sich eingeladen hat. Nach einem ganzen Tag Sportfest an unserer Schule sind hoffentlich nicht nur wir so ausgelaugt.

»Du hast vier Tage frei. Das sollte zum Ausruhen reichen«, höre ich Juniper grinsen, worauf ich ihr mit geschlossenen Augen den Mittelfinger entgegenstrecke. Sie musste sich heute nur um den Kuchenverkauf kümmern, während ich den gesamten Tag an jeglichen Sportaktivitäten teilnehmen musste. Das war eigentlich nicht der Plan, aber alle anderen haben sich erfolgreich gedrückt, sodass ich am Ende den gesamten Tag auf den Beinen sein durfte. Jetzt würde ich eigentlich einfach nur noch in mein Bett fallen und schlafen, aber ich habe Juniper versprochen, dass wir uns heute sehen. Ihr Mann ist noch nicht zu Hause, weshalb ich hoffe, ihm heute nicht begegnen zu müssen.

»Ich wünsche mir die Ferien herbei. Wann ist es so warm geworden?«, beschwere ich mich und muss dringend duschen gehen. Aber in meiner liegenden Position ist es zu gemütlich. Juniper muss mit meinem Geruch klarkommen. Sie ist mit einem Polizisten verheiratet. Sie sollte mit Körpergerüchen klarkommen.
»Wir haben Sommer, Louis. Wir wohnen in Texas, was erwartest du? Schnee wirst du hier nicht zu Gesicht bekommen.« Seufzend stimme ich ihr zu und schließe meine Augen für einen Moment. Es gibt so viele Sachen, nach denen ich mich momentan sehne. Und keine ist in Reichweite.

»Wie ist dein Gespräch eigentlich mit Harry gelaufen?« Abrupt hebe ich den Kopf und schaue meine Kollegin für einen Moment schweigend an. Es sind beinahe zwei Wochen vergangen, seitdem ich mit Harry gesprochen habe und bis jetzt hat sich Juniper bei mir nicht einmal erkundigt. Ich dachte, sie hätte es spätestens jetzt vergessen.
»Es war komisch, ihn vor mir sitzen zu haben. Es ging um seine Tochter aber gleichzeitig irgendwie auch um so viel mehr. Dann hat er sich plötzlich bei mir entschuldigt und den Raum verlassen. Seitdem habe ich nichts mehr von ihm gehört.« Ich hoffe, er entscheidet sich dazu, Hazel testen zu lassen. Dann können wir besser mit ihr arbeiten und sie dementsprechend fordern. Ihre Unterrichtsbeteiligung ist zwar wieder etwas besser geworden, trotzdem sehe ich, wie sie öfters abschaltet.

»Er ist einfach so gegangen?« Ich schüttle den Kopf. Ich weiß nicht, wie viel Juniper weiß und wie viel ich ihr erzählen kann. Er ist der Vater von einer Schülerin. Eigentlich darf ich mit niemandem über Inhalte solcher Gespräche reden. Aber sie ist seine Schwägerin...

»Ich glaube, ich habe einfach nur das falsche Thema angeschnitten. Jeder hat ein Thema, über das er nicht gerne redet. Das ist vollkommen normal«, weiche ich aus und setze mich langsam wieder hin. Wenn ich morgen keinen Muskelkater bekomme, weiß ich auch nicht. Meine Oberschenkel brennen schon jetzt und ich bin froh, dass ich endlich aus meinen Schuhen raus bin.

»Könnte ich kurz unter die Dusche springen? Ich habe Wechselklamotten dabei«, wechsle ich das Thema, nachdem Juniper mich für einen Moment eindringlich angeschaut hat. Wahrscheinlich möchte sie mehr wissen, verraten werde ich jedoch nichts.
»Klar. Ich mache uns in der Zeit was zu Essen.« Ich bedanke mich bei ihr und hieve mich von der Couch auf, um ins Badezimmer zu gelangen. Nach einer kurzen Dusche und etwas im Magen sollte es mir wieder besser gehen. Wenn wir den heutigen Tag auf der Couch ausklingen lassen werden, habe ich mit nichts ein Problem. Hoffentlich werde ich nicht zu früh einschlafen. Ich muss nachher noch nach Hause und habe kein Auto dabei. Einen zehnminütigen Fußweg muss ich also noch einplanen, der heute wahrscheinlich noch etwas mehr Zeit beansprucht. Entweder wird es mit meinen müden Muskeln zu tun haben oder mit dem Alkohol, den wir heute Abend eventuell noch genießen werden. Wenn ich entscheiden dürfte, würde ich den Alkohol wählen. Das macht zumindest noch ein wenig Spaß.

Save a Horse Ride a CowboyWo Geschichten leben. Entdecke jetzt