Nach dem letzten, verstörenden Aufeinandertreffen mit Hisoka fiel es mir schwer, meine Gedanken zu ordnen. Doch es gab keine Zeit, mich länger mit dem Traum oder Hisokas manipulativen Spielen zu beschäftigen. Die nächste Phase der Hunterprüfung stand unmittelbar bevor, und ich musste meinen Fokus zurückgewinnen. Der Trick-Turm – die dritte Prüfung – sollte eine mentale und physische Herausforderung darstellen, bei der jeder Fehler fatale Folgen haben konnte.Als wir das Luftschiff verließen und uns vor dem massiven Turm wiederfanden, ließ die schiere Größe des Bauwerks die meisten von uns nervös werden. Der Trick-Turm ragte wie ein riesiges Monstrum in den Himmel, fast als wolle er die Schwächen derer verschlingen, die sich ihm näherten. Die Atmosphäre war angespannt, und ich konnte förmlich die Spannung in der Luft spüren. Jeder war sich bewusst, dass die dritte Prüfung kein Kinderspiel sein würde.
Ein Prüfer trat vor uns und erklärte die Regeln: „Eure Aufgabe ist es, diesen Turm zu durchqueren. Doch passt auf, der Trick-Turm ist voller Fallen, Rätsel und... anderer Teilnehmer. Es gibt mehr als einen Weg, um nach unten zu gelangen. Den richtigen Weg zu finden, ist der Schlüssel."
*„Andere Teilnehmer...?"* Ich wusste sofort, was das bedeutete. Auch Hisoka würde irgendwo in diesem Turm sein. Ein unangenehmes Gefühl kroch meinen Rücken hinauf. Ich konnte mir nicht vorstellen, dass unsere nächste Begegnung friedlich ablaufen würde.
Auf der Spitze des Turmes, machten sich viele auf der Suche nach dem Eingang.. Jeder schien sich in verschiedene Richtungen zu verteilen, suchte nach dem vermeintlich besten Weg. Ich zögerte kurz, bevor ich eine Klappe auf den Boden entdeckte, und hineinfiel.
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Der Trick-Turm machte seinem Namen alle Ehre. Ich hatte bereits einige knifflige Rätsel überwinden müssen – von verschlüsselten Botschaften bis zu scheinbar endlosen Falltüren, die mich ständig zurückwarfen. Mein Körper war angespannt, mein Geist angestrengt, aber ich kämpfte weiter. Die Zeit schien gegen mich zu arbeiten, und die Dunkelheit des Turms brachte eine unbehagliche Stille mit sich, die an meinen Nerven zerrte.
Plötzlich hörte ich Schritte hinter mir. Ich drehte mich ruckartig um und sah eine vertraute, bedrohliche Silhouette im Schatten. *Hisoka.*
„Es scheint, als hätten wir denselben Weg gewählt, Liebes." Seine Stimme war ruhig, doch ich spürte die unterschwellige Gefahr darin. „Schicksal, könnte man sagen."
Ich presste die Lippen zusammen und zog mein Messer. „Komm mir nicht zu nahe, Hisoka."
Sein Lächeln war so sanft wie immer, doch seine Augen blitzten auf, als er langsam näherkam. „Und was wirst du tun, wenn ich es doch tue?" Seine Schritte waren leise, fast lautlos, wie die eines Raubtiers, das sich seiner Beute nähert.
„Das hier ist kein Spiel!" Ich stand fest, auch wenn mein Herz in meiner Brust hämmerte. „Wir sind hier, um die Prüfung zu bestehen, nicht um deine kranken Fantasien auszuleben."
Hisoka blieb stehen, nur wenige Schritte von mir entfernt. „Oh, aber jede Prüfung ist ein Spiel, nicht wahr? Es geht immer nur darum, wer gewinnt und wer verliert. Und ich... spiele gerne." Seine Stimme wurde tiefer, fast wie ein gefährliches Flüstern.
Meine Hand zitterte leicht um das Messer, doch ich bemühte mich, ruhig zu bleiben. „Ich werde dich nicht noch einmal warnen, Hisoka."
Er lachte leise, eine Mischung aus Amüsement und Abscheu. „Interessant. Aber ich bin nicht hier, um dich zu verletzen. Noch nicht." Er machte eine kleine Verbeugung, fast wie ein höfischer Gentleman, was die bedrohliche Spannung in der Luft nur noch verstärkte. „Ich werde dir helfen. Du wirst es nicht alleine durch den Trick-Turm schaffen."
Seine Worte ließen mich erstarren. *Hilfe von Hisoka?* Das konnte doch nur eine Falle sein. Aber gleichzeitig wusste ich, wie gefährlich dieser Turm war, und dass ich möglicherweise tatsächlich seine Hilfe brauchen könnte. Doch zu welchem Preis?
„Warum sollte ich dir vertrauen?" fragte ich misstrauisch.
Hisoka hob eine Augenbraue, als ob meine Frage ihn amüsierte. „Vertrauen? Das ist irrelevant. Du willst diese Prüfung bestehen, und ich will meinen Spaß haben. Unsere Ziele überschneiden sich... vorerst." Seine Augen funkelten, als er einen Schritt auf mich zumachte. „Du kannst natürlich auch alleine weitergehen. Aber das wäre... riskant."
Ich biss die Zähne zusammen. Jeder Instinkt in mir schrie, dass ich ihm nicht trauen sollte, aber die Alternative – mich alleine durch den restlichen Turm zu kämpfen – war genauso riskant. *Was, wenn ich ihn doch brauche?*
„In Ordnung", sagte ich schließlich, und ich sah, wie Hisokas Lächeln sich noch vertiefte. „Aber wage es nicht, mir in den Rücken zu fallen."
„Ich würde niemals", flüsterte er in einer übertrieben unschuldigen Stimme. „Nun, lass uns weitermachen."
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Zusammen setzten wir unseren Weg fort, durch dunkle Gänge, vorbei an tödlichen Fallen und Rätseln, die uns in die Irre führen sollten. Hisoka erwies sich tatsächlich als nützlich, wenn auch auf eine beunruhigende Art und Weise. Er schien die Mechanismen des Turms mit einer Art unheimlicher Intuition zu verstehen, als hätte er alles im Voraus durchschaut. Doch trotz seines Wissens blieb immer das Gefühl, dass er mit mir spielte – als wäre ich nur ein weiterer Teil seines „Spaßes".
Als wir eine besonders knifflige Falle überwunden hatten, die uns fast das Leben gekostet hätte, blieb Hisoka plötzlich stehen. Seine goldenen Augen funkelten im schwachen Licht des Ganges, und er wandte sich mir zu.
„Ich muss sagen, Liebes, du hältst dich gut." Seine Stimme war leise, fast bedrohlich.
Ich funkelte ihn an. „Was willst du, Hisoka?"
Er trat näher, und ich spürte, wie sich mein Herzschlag beschleunigte. „Nur eine Kleinigkeit. Eine... Belohnung." Er beugte sich zu mir, seine Lippen nur Zentimeter von meinem Ohr entfernt. „Ein kleiner Kuss vielleicht?"
„Vergiss es", zischte ich und trat hastig zurück.
Hisoka lachte leise und ließ mich mit einem Gefühl der Unsicherheit zurück. Doch anstatt weiter zu drängen, drehte er sich um und führte den Weg fort, als wäre nichts geschehen. „Wie du willst. Aber denk daran, Liebes, die Spiele haben gerade erst begonnen."
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Nach endlosen Gängen, Rätseln und Gefahren erreichten wir schließlich den Ausgang des Trick-Turms. Unsere Nummern wurden laut vorgesagt und wir waren anscheinend die ersten die diese Prüfung bestanden haben. Ich war erschöpft, mein Körper schmerzte, und mein Geist war ausgelaugt. Doch ich hatte es geschafft. Die dritte Prüfung war überstanden.
Hisoka trat neben mich, sein gewohntes, selbstzufriedenes Lächeln auf den Lippen. „Nun, das war doch unterhaltsam, nicht wahr?"
Ich sagte nichts, sondern starrte nur in die Leere . Ein Teil von mir war erleichtert, dass wir den Turm hinter uns hatten. Doch der andere Teil wusste, dass dies erst der Anfang war. Hisoka hatte mich während der Prüfung beobachtet, mich getestet. Und das beunruhigendste war, dass ich nicht wusste, was als Nächstes kommen würde. Aber eines war sicher: Sein Spiel hatte gerade erst begonnen.
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♡♧The magician and the fortuneteller ♤◇ (Hisoka x Reader)
FanfictionY/N, eine talentierte Wahrsagerin mit einer Vorliebe dafür, die Zukunft vorauszusehen, tritt eines Tages zur Hunterprüfung an. Stets mit ihren Tarotkarten in der Hand, spielt sie gerne mit dem Schicksal und verlässt sich auf ihre Intuition, um Gefah...