I. Zusammenarbeit?

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Kalanis Sichtweise

Auserwählte hin oder her, das ist doch alles Scheiße. "Wasser?" Ich wartete eine Sekunde, bis sich die kleine Welle vor mir auftürmte und fragend den 'Kopf' neigte. "Bringst du mich überhaupt in die richtige Richtung? Ich bin jetzt bestimmt schon mindestens zwei Wochen unterwegs. Da hättest du mich auch nicht retten müssen." Nachdem es genickt hatte, sank die kleine Welle wieder auf den normalen Wasserstand. Na toll.

Wie soll ich bitte ein Herz finden, wenn ich keinen leisen Schimmer hatte, wo ich anfangen sollte? Ich wusste, dass das Herz ein kleiner Stein war, der grün schimmerte, soweit war ich informiert, aber finde mal einen Stein in einem niemals endenden Ozean. Da konnte ich auch glatt wieder zurück nach Hause fahren und irgendetwas noch Lebendes suchen können. Das wäre genauso zwecklos gewesen.

Also saß ich weiter auf meinem Boot und wartete. Zu dem Stein sollte mich das Wasser führen, zu Maui, dem Halbgott, der das Herz wieder an seinen rechtmäßigen Platz setzen konnte, würde ich danach allein segeln können. Man findet seine Insel ja immerhin recht einfach. Ich musste dann nur den Sternen folgen, die aussehen, wie sein Haken. Am Fuße des Hakens war dann seine Insel. Vorerst ging es aber um den Stein.

Vielleicht sollte ich erst mal zu Beginn anfangen, bevor alle verwirrt sind. Vor langer Zeit hatte Maui - der Halbgott, ihr erinnert euch – das Herz von Te Fiti gestohlen. Ich kann mir nicht erklären, warum er das tun würde, denn folglich verschlang der Fluch alle Inseln. Nach und nach fraß sich die Schwärze durch alle Pflanzen, alle Erträge und verscheuchte die Fische, sodass das Leben immer schwerer wurde. Naturkatastrophen zerstörten viele Inseln, darunter auch meine. Nur durch das Wasser war ich noch am Leben, aber wie lange konnte ich es noch auf einem Boot mit minimalen Ressourcen aushalten? Ich werde es wohl herausfinden müssen.

Die Sonne spiegelte sich auf der Wasseroberfläche, während ich weiter in die Ferne sah, das Ruder fest in der Hand. Ich konnte froh sein, dass meine Eltern mir das Segeln beigebracht hatten, bevor das Unglück alles zerstörte.

Aber auch schon vor diesem fatalen Tag hatte das Wasser mich zuvor einmal gerettet. Ich war auf See mit meinem Großvater, als ein Sturm plötzlich über uns hineinbrach und unser Boot umwarf. Ich war noch keine vier Jahre alt. Mein Großvater schaffte es nicht, doch das Wasser brachte mich heil zurück ans Ufer. Ich konnte zwar zu der Zeit nicht verstehen, warum das Wasser nur mich gerettet hatte; immerhin wusste ich damals auch noch nichts von der Prophezeiung, aber mittlerweile hatte ich es akzeptiert. Trotzdem hatte ich das Wasser seit dem Tag als meinen Freund angesehen.

Außer jetzt, jetzt geht es mir auf die Nerven, weil ich das Gefühl habe, dass ich nicht vorankomme.

Ich konnte ja nicht einmal mit irgendjemandem reden. Ja, okay, mit dem Wasser konnte ich reden, aber das konnte auch nur nicken, mit dem Kopf schütteln und fragend gucken. Konversation würde ich das nicht betiteln.

Plötzlich sah ich etwas in der Ferne, was mich sofort aufstehen ließ. Es war ein riesiges Schiff, das mindestens drei Etagen hatte. Ich erkannte erst etwas später, wem das Schiff gehörte. Den Kokomora, Kokosnüsse, die vor absolut nichts haltmachten. Als sie mich sahen, war es auch schon zu spät umzukehren.

Doch dann sah ich noch ein zweites Boot, das nicht zu den verrückten Kokosnüssen gehörte. Es war ein einfaches Segelboot, noch einfacher als meins, mit zwei Männern an Bord. Und einer sah einem gewissen Halbgott verdächtig ähnlich.

Als ich einen grünen Stein in der Hand des anderen aufblitzen sah, hatte ich mein nächstes Ziel offiziell gefunden. Das Wasser hatte mich wohl doch endlich zum Herz von Te Fiti gebracht.

Allerdings schienen die Kokomora wohl auch scharf auf das grüne Steinchen zu sein.

Pfeile flogen auf das Segelboot der beiden, die an Seilen befestigt waren. Sofort zogen sie das Boot wieder zurück. Ich glaube, mittlerweile war ich in Vergessenheit geraten, denn die kleinen Kokosnüsse griffen mich nicht an. Nur die Blicke einiger hatte ich im Nacken.

Gemeinsam (m. Vaiana)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt