„Khione, es ist an der Zeit. Komm bitte mit", bat Asku leise.
Sofort zuckte sie zusammen und hielt im Säubern der Messer inne. Ihr Blick war starr auf die Werkzeuge gerichtet. Wohin sollte sie mitkommen? Würde Makhah nun doch ihrem Wunsch nachgehen und sie vor den Arakis richten? Oder ... ihr die Zunge herausschneiden?
Obwohl sich alles in ihr dagegen wehrte, legte sie ihre Arbeit zur Seite und kam mit steifen Schritten auf Asku zu. Wie immer hielt sie den Kopf gesenkt, folgte aber langsam dem Schein seiner Fackel. Ihr fiel es schwer, sich fortzubewegen, da jede Bewegung stechende und bohrende Schmerzen in ihrem Unterleib und Hintern aussandte. Mittlerweile half nicht einmal mehr das eiskalte Wasser des Flusses, sie zu lindern. Seit dem Morgen kämpfte sie zusätzlich mit Horrorkopfschmerzen, fast, als würde man auf ihren Schädel einhämmern. Das leiseste Geräusch reichte aus, sie zu verstärken.
Während Khione mit zusammengebissenen Zähnen hinter Asku lief, rieb sie sich schlotternd die Arme. Immer wieder fand ein Wechsel von heiß und kalt in ihrem Körper statt, der ihr enorm die Kraft raubte. Wann endlich hatte das Martyrium ein Ende?
Als sie bemerkte, dass Asku sie zur Burg brachte, blieb sie abrupt stehen. Sie wollte nicht ins Schlafgemach! Die schrecklichen Erinnerungen lähmten sie und ließen sie nicht mehr weitergehen. Der Araki drehte sich um und schien auf sie zu warten, aber sie rührte sich nicht.
„Die Verhandlung gegen Makhah fängt an. Es ist wichtig, dass du dabei bist", erklärte er sanft.
Verhandlung? Wozu? Er als Shiharu konnte sich alles erlauben. Khione öffnete den Mund, doch sie besann sich rechtzeitig und schloss ihn. Fast hätte sie etwas gesagt!
Asku schien sie dennoch zu verstehen. Er kam ein paar Schritte auf sie zu, aber als sie einen zurücktrat, blieb er stehen. „Das, was er dir angetan hat, bleibt nicht ohne Folgen. Es ist an der Zeit, ihn zur Rechenschaft zu ziehen. Komm bitte mit", bat er erneut.
Zwar setzte sie sich wieder in Bewegung, doch sie verstand nicht, welchen Sinn eine Verhandlung gegen Makhah hatte. Selbst wenn er bestraft wurde, würde er weiterhin alles an ihr auslassen. Sicher würde eine Verurteilung seinen Zorn anheizen. Daher beschloss Khione, nicht auszusagen. War es wie bei den Sheikahs, konnte sie die Aussage verweigern und das würde sie in Anspruch nehmen. Ansonsten würde Makhah ihr nur vorhalten, dass sie ihren Mund öffnete.
Schritt für Schritt näherten sie sich den Treppen, die Khione kaum bezwingen konnte. Hob sie ihr Bein ein winziges Stück, fühlte sich ihr Hintern so an, als würde er zerreißen. Es kam ihr wie eine Ewigkeit vor, bis sie oben ankam. Wenigstens drängte Asku nicht und trieb zur Eile an. Sie folgte ihm in die Burg und schauderte. Es war so unheimlich still ... Khiones feine Härchen stellten sich auf und sie empfand den Drang, sofort wieder umzukehren.
„Wir müssen zum Empfangssaal", flüsterte Asku. Obwohl sie nicht aufsah, nahm sie seinen Blick über die Schulter wahr.
Auf dem Weg dorthin schossen Khione tausend Dinge durch den Kopf. Sie pendelten zwischen Angst und Hoffnung, wobei die Angst überwog. Lieber würde sie hingerichtet, als weiterhin Makhahs Fußabtreter zu sein! Nichts auf der Welt würde ihn von seiner Ansicht gegenüber den Sheikahs abbringen.
Kurz vor der zweiflügeligen Tür hörte Khione die ersten Stimmen und sie schluckte. Alles in ihr verkrampfte sich, sobald Asku sie öffnete und sie mit einem Nicken aufforderte, einzutreten. Sie schaffte es beim Anblick der anderen nicht, ihren Körper in Bewegung zu setzen. Khione musste nicht einmal den Kopf heben, um instinktiv zu wissen, dass jeder sie anstarrte.
„Tritt ein", wisperte Asku ihr zu, aber erst Kabihas Aufforderung brachte Khione dazu, den Raum zu betreten.
Steif lief sie zwischen den Reihen der Arakis auf den Thron zu, vor dem Tehew mit seiner Frau stand. Dabei nahm sie vereinzeltes Tuscheln wahr, doch bei Sabahs krächzender Stimme zuckte sie zusammen. Am Rande hatte sie mitbekommen, wie es Makhahs Schwester ging. Sie hörte sich schrecklich an. Warum war sie hier, wenn ihr Gesundheitszustand kritisch war?
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Khione - Gefährtin des stolzen Kriegers
Historical FictionAraki - die barbarische Rasse im Norden der Welt Azura. Ausgerechnet von ihnen wird die junge Khione auf ihrer Flucht vor den Entführern mit einem Pfeil abgeschossen. Schnell wird ihr klar, wie unerwünscht und gehasst sie im Araki-Clan von Shiharu M...