Summend stieg Khione aus dem Waschzuber und seufzte wohlig beim Abtrocknen. Wie sehr hatte sie eine gründliche Reinigung vermisst ... Nach dem heißen Bad waren ihre Muskeln deutlich lockerer und sie fühlte sich wie neu geboren. Selbst der strenge Geruch von Pahras Kräutern störte sie nicht.
Insgeheim war sie Makhah unendlich dankbar für die Treppe, die er vor einigen Tagen mit Askus Hilfe gebaut hatte und die ihr beim Ein- und Aussteigen enorm half. Sie war erstaunt, wie sein Vorschlag ihr den Genuss am Waschen zurückgebracht hatte. Für ihn vermochte es eine Kleinigkeit sein, doch für sie war es viel mehr als nur das.
Lächelnd sah sie Sabah dabei zu, wie diese das Wasser abließ und ihr frische Kleidung zurechtlegte.
„Brauchst du Hilfe beim Einsalben?", fragte Makhahs Schwester.
Khione zuckte zusammen und schluckte den Kloß hinunter, der sich auf einen Schlag in ihrem Hals gebildet hatte. Allein die Vorstellung, angefasst zu werden, sorgte für eine Gänsehaut und beschleunigte ihren Puls so stark, dass sie das Blut in ihren Ohren rauschen hörte. Trotz der Angst nickte sie langsam. „Bitte nur die Arme", flüsterte sie. So hatte sie wenigstens die Kontrolle über die Situation, falls es ihr zu unangenehm wurde.
„Wie du wünschst", antwortete Sabah eifrig. „Komm ins Schlafgemach. Ich habe ein Feuer entzündet."
Dankbar atmete Khione aus. Zum Glück versuchte Sabah nicht, sie zu etwas zu überreden. Das war auch der Grund, warum sie ihr das Privileg zukommen ließ, sie nach langer Zeit einzusalben. Und sie bereute es nicht.
Als sie ihren Raum betrat, schlug ihr eine Wärme entgegen, die sie auf eine angenehme Weise in einen Kokon hüllte. Es war schwer zu beschreiben, doch sie hatte etwas Tröstendes, Aufmunterndes an sich, die Khione half, sich zu entspannen. Wie in Trance ging sie auf das Bett zu und setzte sich neben den kleinen Behälter mit der Salbe.
Khione öffnete ihn und schnupperte an der gelben, dickflüssigen Substanz, die lieblich nach Sommerblumen roch. Tief sog sie ihn ein und schloss für einen Moment die Augen. Der Geruch war so intensiv und brachte sowohl Erinnerungen als auch Vorfreude mit sich, dass ihr ungewollt die Tränen kamen. Vor sich sah sie Pahra, Sabah und sich selbst, wie sie im Sommer die Wälder nach Kräutern und Blumen durchstreiften. Die Heilerin, wie sie mehrmals mit ihrer rauen Stimme ermahnte, nicht so weit vorauszugehen. Sabah, die Khione zuzwinkerte und mit ihr Beeren von einem Busch pflückte. So ausgelassen und fröhlich zu sein ...
Leise seufzte Khione und öffnete wieder die Augen. Es war ein Traum, der im kommenden Sommer Wirklichkeit werden konnte, sofern sie alles daran setzte, bis dahin komplett genesen zu sein. Sie nahm sich fest vor, es in die Tat umzusetzen. Ihr größter Wunsch war, das Negative hinter sich zu lassen und sich auf den Moment und die Zukunft zu konzentrieren.
„Ist alles in Ordnung?", erkundigte sich Sabah besorgt.
„Ja, du kannst anfangen", erwiderte Khione und hielt ihr auffordernd die Salbe hin.
Makhahs Schwester tauchte zwei Finger in die Substanz und nahm vorsichtig Khiones Arm. Mit sanften, gleichmäßigen Strichen verteilte sie die Salbe auf ihrer Haut. An den Stellen entstand ein Kribbeln, das sich nach wenigen Sekunden in Wärme umwandelte und Khione leicht schaudern ließ.
„Ist dir kalt?", fragte Sabah.
„Nein, aber es ist angenehm", gestand sie.
„So soll es sein", erwiderte Sabah lächelnd, ohne ihr Einsalben zu unterbrechen.
„Kann ich dich etwas fragen?", wollte Khione wissen und als Makhahs Schwester bejahte, fuhr sie fort. „Wie kommt es, dass die Arakis kaum Körperbehaarung haben? Die Haare stellen doch eine Art Schutz dar, oder etwa nicht?"
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Khione - Gefährtin des stolzen Kriegers
Tarihi KurguAraki - die barbarische Rasse im Norden der Welt Azura. Ausgerechnet von ihnen wird die junge Khione auf ihrer Flucht vor den Entführern mit einem Pfeil abgeschossen. Schnell wird ihr klar, wie unerwünscht und gehasst sie im Araki-Clan von Shiharu M...