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Lena lag keuchend auf der Lichtung, die Stille des Waldes um sie herum war beinahe erdrückend. Der schwarze Schatten der Hexe war verschwunden, und die Atmosphäre des Waldes hatte sich verändert. Die Luft fühlte sich leichter an, und ein sanfter Wind rauschte durch die Blätter der Bäume, als würde der Wald selbst aufatmen. Sie hatte es geschafft. Der Fluch war gebrochen.

Doch als sie aufstand und sich umsah, bemerkte sie, dass der mysteriöse Mann verschwunden war. "Wo ist er hin?", murmelte sie leise, während sie sich suchend umsah. Die Lichtung war leer, bis auf den gigantischen Baum, der nun wie ein Wächter über die neu erlangte Freiheit des Waldes wachte.

Plötzlich spürte Lena eine seltsame Kälte in ihrem Nacken, und ein Schauer lief ihr über den Rücken. Es war, als würde sie beobachtet werden. Sie drehte sich schnell um, doch da war niemand. Ein flüchtiger Gedanke kam ihr in den Sinn: War die Hexe wirklich besiegt? Oder hatte sie nur einen Teil des Fluchs gebrochen?

Lena entschloss sich, den Wald zu verlassen und ins Dorf zurückzukehren. Doch als sie den Weg nahm, den sie gekommen war, merkte sie, dass etwas nicht stimmte. Der Wald, der eben noch lebendig und voller Magie gewirkt hatte, schien nun dunkler und bedrohlicher als zuvor. Die Bäume standen dichter zusammen, und das Flüstern, das sie schon einmal gehört hatte, kehrte zurück. Doch diesmal klang es nicht wie eine Einladung – es war eine Warnung.

Ihre Schritte beschleunigten sich, während sie tiefer in den Wald ging, doch der Ausgang, den sie suchte, schien immer weiter weg zu sein. Panik breitete sich in ihr aus. Sie hätte längst den Waldrand erreichen müssen, doch es war, als hätte sich der Wald verändert. Jeder Baum, jeder Strauch sah gleich aus, und der Weg, den sie zu kennen glaubte, war verschwunden.

Plötzlich hörte sie ein Knacken hinter sich. Sie blieb stehen, ihr Herz pochte laut in ihrer Brust. Langsam drehte sie sich um – und da stand er. Der Mann im schwarzen Umhang, der sie zuvor geführt hatte, stand nur wenige Meter von ihr entfernt, seine Kapuze tief ins Gesicht gezogen.

"Du", flüsterte sie, ihre Stimme bebend. "Du hast mich hierher geführt. Was willst du?"

Der Mann trat einen Schritt vor, und als er sprach, klang seine Stimme dunkler und bedrohlicher als zuvor. "Du hast den ersten Teil des Fluchs gebrochen, Lena. Aber es gibt mehr, als du denkst."

Lena wich zurück, ihr Rücken prallte gegen einen Baum. "Was meinst du? Ich habe die Hexe besiegt. Der Fluch ist vorbei!"

Der Mann lachte leise, ein unheimliches, kaltes Lachen, das durch den Wald hallte. "Die Hexe war nur ein Teil des Puzzles, Lena. Der wahre Fluch liegt viel tiefer. Du hast einen uralten Wächter aufgeweckt – eine Macht, die viel älter und gefährlicher ist als die Hexe. Und jetzt ist es zu spät."

Lena spürte, wie sich ihre Kehle zuschnürte. "Was für eine Macht?"

"Der Baum, den du berührt hast, Lena, ist kein gewöhnlicher Baum. Er ist der Schlüssel zu einer uralten Magie, die tief in diesem Wald verborgen liegt. Eine Magie, die niemand entfesseln sollte."

Mit diesen Worten begann der Boden unter Lena zu beben. Die Bäume um sie herum bogen sich, als würden sie von einer unsichtbaren Kraft gelenkt. Der Himmel über ihr wurde dunkel, und ein tiefes Grollen erschütterte den Wald.

Plötzlich brach der Boden unter ihr auf. Lena schrie, als sie das Gleichgewicht verlor und in die Tiefe stürzte. Sie fiel, scheinbar endlos, bis sie hart auf etwas Weichem landete. Als sie sich umblickte, erkannte sie, dass sie in einer unterirdischen Höhle gelandet war. Die Wände waren von seltsamen, leuchtenden Symbolen bedeckt, die in einer uralten Sprache geschrieben waren.

Lena rappelte sich auf und bemerkte, dass in der Mitte der Höhle ein riesiger Steinthron stand. Auf ihm saß eine Gestalt, die in einen schwarzen Umhang gehüllt war – genau wie der Mann, der sie in den Wald geführt hatte.

"Wer... wer bist du?", stammelte sie, als sie näher trat.

Die Gestalt erhob sich langsam. Ihr Gesicht war verborgen, doch eine unheimliche Aura ging von ihr aus. "Ich bin der wahre Wächter dieses Waldes", sagte die Gestalt mit einer donnernden Stimme. "Und du, Lena, hast mich befreit."

Plötzlich erkannte sie, dass der Mann, der sie geführt hatte, und diese Gestalt ein und dasselbe Wesen waren. "Das war dein Plan von Anfang an!", rief Lena. "Du hast mich benutzt, um dich zu befreien!"

Die Gestalt lachte erneut, und das Echo hallte in der Höhle wider. "Du warst nur ein Mittel zum Zweck, Lena. Du dachtest, du würdest den Fluch brechen, doch du hast eine viel dunklere Macht entfesselt. Und nun ist es zu spät."

Lena spürte, wie sich die Angst in ihr zu einem Feuer verwandelte. Sie hatte den Fluch nicht beendet, sondern etwas viel Schlimmeres freigesetzt. Doch sie würde nicht aufgeben. Sie hatte den Wald betreten, um Gutes zu tun, und sie würde einen Weg finden, diesen uralten Wächter zu stoppen.

"Ich lasse mich nicht so einfach besiegen", sagte sie mit fester Stimme.

Die Gestalt trat einen Schritt auf sie zu. "Du kannst nichts gegen mich ausrichten, kleines Mädchen. Ich bin älter als die Zeit selbst."

Doch in dem Moment, als die Gestalt näher kam, erinnerte sich Lena an die Worte, die der Mann ihr zuvor beigebracht hatte. Die alten Rituale – vielleicht gab es einen Weg, diese Magie zu wenden. Schnell murmelte sie die Worte, die ihr in den Sinn kamen, und hob ihre Hände.

Die Symbole an den Wänden der Höhle begannen zu leuchten, und die Gestalt schrie vor Zorn. "Nein! Was tust du?!"

Lena sprach die Worte lauter, und plötzlich fingen die Wände an, sich zu bewegen. Die Höhle begann einzustürzen, und die Gestalt schrie erneut, diesmal vor Schmerz. "Du wirst mich nicht besiegen!", rief der Wächter, doch Lena ließ sich nicht beirren.

Mit einem letzten, lauten Ruf schloss sie das Ritual ab, und die Höhle brach endgültig zusammen. Staub und Felsen fielen um sie herum, doch inmitten des Chaos spürte Lena, wie die dunkle Macht des Wächters nachließ. Er war besiegt.

Lena rannte durch den einstürzenden Tunnel zurück ans Tageslicht. Der Wald, der eben noch bedrohlich und finster gewesen war, erstrahlte nun in einem neuen, friedlichen Licht. Die Flüche und dunklen Mächte, die den Wald jahrhundertelang beherrscht hatten, waren endgültig verschwunden.

Erschöpft sank Lena auf den weichen Waldboden und atmete tief durch. Sie hatte es geschafft. Der Schwarze Wald war frei, und die dunklen Mächte, die ihn befallen hatten, waren besiegt.

Doch tief in ihrem Inneren wusste sie, dass die Welt voller Geheimnisse und Mächte war, die sie noch nicht verstand. Der Kampf um den Wald war vorbei – doch ihr Abenteuer hatte gerade erst begonnen.

Darkens The battle of light and and shadow Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt