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Lena spürte, dass etwas nicht stimmte. Obwohl die Dunklen Wächter besiegt schienen und der Wald sich erholte, war da eine unruhige Spannung in der Luft, die sie nicht loslassen wollte. Die Tage vergingen, und der Wald erblühte erneut, die Vögel kehrten zurück, und das leise Flüstern der Bäume beruhigte sie. Doch nachts, wenn alles still war, träumte sie von etwas, das tief im Inneren lauerte.

Ein Schatten, verborgen unter der Erde, bewegte sich in ihren Träumen. Es war nicht die Dunkelheit, die sie zuvor gesehen hatte, sondern etwas Tieferes, Mächtigeres – eine uralte Kraft, die älter war als die Dunklen Wächter und den Wald selbst.

Eines Nachts, als sie wieder von den Schatten träumte, erwachte sie schweißgebadet. Die Erde unter ihr zitterte leicht, als ob etwas riesiges sich tief im Boden regte. Lena stand schnell auf und ging zur Lichtung, wo der alte Baum im Mondlicht stand. Sie spürte es – die Dunkelheit war noch da. Und diesmal war sie noch stärker.

Am nächsten Morgen suchte Lena Rat bei den Ältesten des Dorfes. Sie hatte bisher geglaubt, dass sie den größten Feind besiegt hatte, aber ihre Instinkte sagten ihr etwas anderes. Die Ältesten erzählten ihr von einer Legende, die sie bisher nicht gekannt hatte. Eine uralte Macht, noch älter als die Dunklen Wächter, schlief tief unter dem Wald – ein Wesen, das die Quelle aller Dunkelheit war.

„Die Wächter waren nur Diener", erklärte einer der Ältesten mit ernster Stimme. „Das wahre Böse, die Quelle der Finsternis, liegt tief vergraben. Es wurde vor Tausenden von Jahren versiegelt, und die Wächter dienten als seine Boten. Doch jetzt, da du sie besiegt hast, ist das Siegel geschwächt."

Lena hörte zu, während ein Gefühl der Beklemmung in ihrer Brust wuchs. „Wie kann ich es aufhalten?", fragte sie schließlich.

„Das wissen wir nicht", gab der Älteste zu. „Es gibt kaum Aufzeichnungen über diese Macht. Manche sagen, es sei ein uralter Gott, der in den Tiefen der Erde gefangen ist, andere glauben, es sei die Verkörperung der Dunkelheit selbst. Was auch immer es ist, es erwacht, und nur die stärkste Magie kann es binden."

Lena spürte, wie sich die Angst in ihr ausbreitete, aber sie wusste, dass sie nicht aufgeben konnte. Sie war die Hüterin des Waldes, und es lag an ihr, den Kampf weiterzuführen. Doch diesmal fühlte es sich anders an. Dieses Böse war nicht nur eine Bedrohung für den Wald, sondern für die gesamte Welt.

Sie kehrte zurück zur Lichtung, doch der Baum wirkte jetzt fremd, als ob er selbst unter der Last der uralten Macht litt, die in der Tiefe lauerte. Lena kniete sich nieder, legte ihre Hand auf den Boden und versuchte, die Energie des Waldes zu spüren. Doch was sie fühlte, war kalt und düster, als ob die Dunkelheit von unten emporstieg.

In den folgenden Wochen begannen seltsame Dinge zu passieren. Die Tiere des Waldes wurden nervös, das Wasser in den Flüssen begann, sich zu trüben, und eine unheilvolle Stille legte sich über das Land. Die Dorfbewohner begannen, den Wald zu meiden, und Gerüchte über dunkle Schatten, die in der Nacht gesichtet wurden, breiteten sich aus.

Lena wusste, dass sie handeln musste. Doch die Frage war: Wie?

Eines Nachts, als die Dunkelheit schwerer als sonst über dem Wald lag, spürte sie einen Ruck in der Erde, gefolgt von einem dumpfen Grollen. Sie rannte zur Lichtung, wo sich ein riesiger Riss im Boden aufgetan hatte. Schwarzer Nebel stieg aus der Tiefe auf, und inmitten des Nebels erhob sich etwas, das sie noch nie zuvor gesehen hatte.

Eine Gestalt, riesig und in Schatten gehüllt, stieg aus dem Riss empor. Es war größer als jeder der Dunklen Wächter, und seine Präsenz war überwältigend. Lena fühlte, wie ihr Herz vor Angst raste. Die Kreatur hatte keine klaren Konturen, aber ihre Augen leuchteten blutrot, und ein dumpfer Herzschlag hallte durch die Luft.

„Du hast die Wächter besiegt", dröhnte die Stimme der Kreatur, „aber mich wirst du nicht besiegen."

Lena wich einen Schritt zurück, ihre Hände glühten erneut in dem vertrauten goldenen Licht, doch es war schwächer als zuvor. Die Kreatur lachte, ein tiefes, hallendes Lachen, das durch den ganzen Wald zu hallen schien.

„Deine Macht ist bedeutungslos gegen mich, Hüterin. Ich bin die Dunkelheit selbst, die Quelle allen Übels. Ich wurde vor Äonen verbannt, aber nun bin ich frei."

Lena wusste, dass sie keine Chance hatte, wenn sie nicht schnell eine Lösung fand. Sie konnte das Böse spüren, das sich in der Kreatur konzentrierte. Es war das, wovor die Ältesten sie gewarnt hatten. Der wahre Ursprung der Dunkelheit.

Die Kreatur erhob eine klauenartige Hand, und der Boden unter Lenas Füßen begann zu zittern. Der Baum, den sie einst beschützt hatte, begann zu welken, seine Blätter verfielen zu Staub, während die Dunkelheit um ihn herum wuchs.

„Ich muss... tiefer graben", murmelte Lena zu sich selbst. Sie erinnerte sich an die Worte der Ältesten, dass die stärkste Magie die einzige Hoffnung sei. Doch woher sollte sie diese Magie nehmen?

In einem verzweifelten Versuch schloss Lena die Augen und rief die Energie des Waldes herbei. Doch diesmal reichte das nicht aus. Der Wald war zu geschwächt. Die Dunkelheit wuchs zu schnell.

Plötzlich erinnerte sie sich an etwas, das ihr der Mann im schwarzen Umhang einst gesagt hatte: „Die Natur selbst birgt Geheimnisse, die wir nicht verstehen. Nicht nur die Pflanzen und Bäume, sondern auch das, was wir nicht sehen können – die Magie der Sterne."

Die Sterne.

Lena blickte in den Himmel. Die Sterne funkelten schwach, doch sie spürte, dass sie verbunden waren. Die Uralte Saat hatte sie mit dem Wald verbunden, doch es gab noch eine andere Macht – die Magie, die aus dem Kosmos kam, die älter war als alles auf der Erde.

Sie wusste, was sie tun musste. Lena streckte ihre Hände in den Himmel, und mit einer letzten Anstrengung konzentrierte sie all ihre Kraft auf die Sterne. Sie spürte, wie die Energie des Universums durch sie strömte, und plötzlich begann das goldene Licht in ihren Händen zu flackern, dann zu brennen – heller als je zuvor.

Die Dunkle Kreatur wich zurück, ihre Augen blitzten vor Überraschung und Wut. „Was tust du?!", brüllte sie, als das Licht der Sterne auf sie herabfiel.

Lena schloss die Augen und ließ die Energie durch ihren Körper strömen. Es fühlte sich an, als ob sie selbst Teil des Himmels geworden war. Die Sterne gaben ihr die Kraft, die sie brauchte. Das Licht um sie herum wurde so hell, dass es die gesamte Dunkelheit verschlang.

Mit einem letzten, verzweifelten Schrei verschwand die Dunkle Kreatur in der Helligkeit. Der Boden beruhigte sich, der Nebel löste sich auf, und die Lichtung erstrahlte wieder in ihrem vertrauten Glanz.

Lena sank erschöpft zu Boden. Sie hatte gewonnen. Doch sie wusste, dass der Kampf noch lange nicht vorbei war. Die Dunkelheit war mächtig, und obwohl sie die Quelle besiegt hatte, würde sie immer versuchen, einen Weg zurückzufinden.

Aber Lena war bereit. Solange sie die Kraft der Sterne, des Waldes und der Natur in sich trug, würde sie die Hüterin bleiben – und die Dunkelheit immer wieder aufs Neue bekämpfen.

Darkens The battle of light and and shadow Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt