Kapitel 1 - Herbstspuk in Neuhof

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Schnellstraße 66, Hessen-Nassau, Allianz Deutscher Länder (ADL)  Montag, 31

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Schnellstraße 66, Hessen-Nassau, Allianz Deutscher Länder (ADL) 
Montag, 31. Oktober 2061, 14:08 Uhr

Das Wetter hatte es den ganzen Tag über noch einmal gut gemeint. Der nasskalte November hatte zwar in der Woche zuvor bereits seine Vorboten gesandt, doch konnte er den goldenen Oktober noch nicht endgültig besiegen. Geradezu trotzig hatte er sich am zurückliegenden Wochenende noch einmal von seiner ganzen Farbenpracht gezeigt. Als Issandra den Magier Magnus Mirage an seinem Luxushotel in Frankfurt abholte, strahlte die Mittagssonne am Himmel. Und auch am zeitigen Nachmittag tauchte sie den nördlichen Spessart in ein geradezu magisches Licht.

Nachdenklich blickte die eins-sechsundachtzig große Blondine aus dem Fenster ihres Renault-Fiat Eurovan-Campers, während das Fahrzeug über die Schnellstraße 66 in nordöstliche Richtung fuhr. Der atemberaubende Anblick der Landschaft verführte zum Träumen. Die Licht- und Schattenspiele des Herbsttages wurden von gelben, roten und goldenen Farben geprägt, die sich sogar im Dunkel der Flüsse zu spiegeln schienen. Schon gab sich die Schattensöldnerin der Hoffnung hin, nach ihrer Ankunft noch einige Schritte ohne Schuhe über einen weichen Teppich aus buntem Laub genießen zu können.

„Sie wirken sehr nachdenklich!", sprach Magnus in das monotone Fahrgeräusch des Campers hinein und riss Issandras Aufmerksamkeit an sich.
„Ich warte immer noch auf die Details", entgegnete die Schattensöldnerin, hob den Kopf leicht an und strich sich ihr offenes, langes Haar hinter die Ohren.
„Oh, natürlich, die Details", stimmte Magnus zu und setzte eine nachdenkliche Mine auf.

Bislang hatte der Magier die Söldnerin nur wissen lassen, dass er einen neuen Fokus vorbereitet hatte, um sie abermals auf die Astralebene schicken zu können und dass es nach Neuhof in Hessisch-Nassau gehen würde. Issandra war über den Auftrag schon sehr überrascht. Schließlich könnte jeder Magiebegabte seine Eigenschaften auf der Metaebene besser ausspielen als eine nicht magische Kämpferin, wie sie.

Die Summe von 50-tausend NY, die Mirage bereit war, an die Schattensöldnerin zu bezahlen, brachte sie dann der Entscheidung näher, den Auftrag anzunehmen. Doch das berühmte Zünglein an der Waage war Magnus selbst.

Den Mann Mitte fünfzig mit fast weißem, nackenlangem Haar hatte Issandra bereits einige Monate zuvor bei einem Auftrag kennengelernt. Dabei war er als perfekter Gentlemen aufgetreten, von dessen Karma die siebenundzwanzig-jährige Frau vollkommen überwältigt war. Sein Gesicht trug markante Züge und seine strahlenden Augen waren von einer kräftigen dunklen Farbe, die je nach Blickwinkel als tiefes Blau oder Grün erschien. Beide hatten den Abend bei einem Dinner verbracht und sich danach in seiner Suite ihrem Liebesspiel hingegeben. Vollkommen überraschend suchte Mirage am darauffolgenden Tag nochmals ihre Nähe. Mit Hilfe des Fokus, den er Issandra über Umwege hatte zukommen lassen, zeigte er ihr schließlich die Astralebene.

„Wussten sie, dass Neuhof mein Geburtsort ist?", fragte der Zauberer.
„Nein", antwortete Issandra. „Das war eher eine rhetorische Frage, oder?"
„Ja selbstverständlich. Sie heben Recht! Ich verbrachte meine Kindheit dort. Und bis auf einige wenige Details habe ich sehr schöne Erinnerungen an diese Zeit."
„Details, aha! Bei mir war es umgekehrt! Meine Kindheit wies lediglich schöne Details auf. Alles drum herum war eher ... egal!", erwiderte die Söldnerin mit gedämpft trauriger Stimme und warf Mirage einen strengen Blick zu, den er sofort verstand.

Schattenhelden - Der gelbe NebelWo Geschichten leben. Entdecke jetzt