Kapitel 3 Chase

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Ein Filmabend. Ein. Film. Abend. E.I.N. Leerzeichen. F.I.L.M.A.B.E.N.D. Ich muss nicht mal großartig raten, um zu wissen, wessen Idee es war. Haydens.
Ich stehe neben Jenna, die sich schon wieder schminkt. Sie hat es wirklich nicht nötig. Ihr Gesicht ist kurz und nicht zu breit, besitzt zur selben Zeit jedoch, wenn sie lächelt Hamsterwangen, mit perfekten Grübchen. Ihre großen blauen Augen und die Stupsnase tun den Rest, um sie wie ein Engel aussehen zu lassen. Sie sieht genauso aus wie Papa. Ebenso wie Anthony. Emmy hat ebenfalls seine Augen. Ich bin das einzige Kind in dieser verkorksten Familie, das komplett nach Mama kommt. Braune, leicht schmale Augen, dunkle Wellen, scharfer Kiefer, wirres Haar.
Ich schaue ihr zu, wie sie Eyeliner aufträgt. Auf einmal dreht sie sich schwungvoll zu mir um und schaut mich mit strahlenden, blauen Augen, die einem Sternenhimmel gleichen, an.
Ich weiß genau was sie vorhat und gleichzeitig weiß ich gar nichts.
„Jenna, nein", ist das einzige, was ich vorbringe, bevor sie mich am Arm packt und auf ihren Sessel zehrt.
„Chase, doch", entgegnet sie mit einem teuflischen Grinsen.
Sie nimmt den Kajal, Eyeliner oder was auch immer das, was sie gerade in der Hand hat, gekonnt zwischen ihren Zeigefinger und Daumen. Dann führt sie das Stift-Ding an mein Auge.
Ich zucke leicht zusammen, woraufhin sie mich an funkelt.
„Wieso schmickst du mich überhaupt? Ist nur Kelly...und Hayden."
„Make-up ist immer nötig. Besonders wenn du so eine Schnute ziehst. Was hast du eigentlich gegen ihn? Er ist doch echt süß."
Wer kommt als nächstes? Anthony? Kilian? Dad? Emmy? Okay, unrealistisch.
„Er...er...", versuche ich einen Grund zu suchen, scheitere aber sichtlich.
„Du bist eifersüchtig, willst es dir nur nicht eingestehen, weil du nicht sagen willst, dass du Kelly nicht vertraust. Habe ich Recht oder habe ich Recht?" sie hat total Recht...
Hayden war ja auch ganz nett...schätze ich. Zu neunzig Prozent der Zeit hat er gestern geschlafen. Woher ich das weiß? Kelly und ich mussten einen seiner Kartons aus seinem Zimmer holen, weil er statt des Kartons mit seinen eigenen Sachen aus Versehen den Karton mit den ganzen Küchenutensilien mitgenommen hat. Dort lag er dann. Schlafend, auf dem Bauch, murmelnd. Die Haare waren noch verwirrter als sie eh schon sind. 
Deswegen werde ich heute versuchen, mich mit ihm zu vertragen.
„Eyeliner steht dir, kleiner Bruder", sagt sie und bohrt mir das Teil weiter in den Augenwinkel.
Ein paar Minuten später gibt sie mir mit einem Klaps gegen die Wangen das Signal, aufzustehen und in den Spiegel zu schauen.
Als ich genau dies tue, muss ich erst einmal kurz innehalten. Das sieht...gut aus. Ich gehörte nie zu den Menschen, welche andere Menschen in Schubladen stecken oder an Stereotypen glauben. Jedoch habe ich nicht erwartet, dass ich mit Augen Make-up gut aussehen könnte. Offensichtlich tue ich es.
Ich sehe aus wie Mama. Scheint Jenna auch so zu sehen. Sie schnift kurz und nimmt sich dann ein paar Ohrringe. Kreolen.
Plötzlich ertönt mein Handy und zeigt eine Nachricht einer unbekannten Nummer an.

Unbekannt:
Hey

Wer zum Teufel ist das und warum schreibt mir diese Person ein simples „Hey" anstatt sich vorzustellen?
Sekunden später erhalte ich eine zweite Nachricht, die mir alle meine vorherigen Fragen beantwortet.
Das erklärt immer noch nicht, warum er mir schreibt.

Unbekannt:
Hier ist übrigens Hayden. Kellys Handy ist gerade runtergefallenen und funktioniert nicht mehr.

Ich gehe kurz auf seinen Kontakt und speichere ihn ein.

Chase:
Warum schreibst du mir?

Hayden:
Wir wollten fragen ob ihr noch Snacks mitbringt.

Chase:
Tun wir. Hoffe du magst Kekse.

Hayden:
So lange du sie nicht gebacken hast. Könnte ja Gift drin sein.

Ich muss tatsächlich etwas schmunzeln, als ich die letzte Nachricht lese. Wahrscheinlich hat er Recht. Ich würde ihn tatsächlich vergiften, doch dafür müsste ich kochen, was ich absolut nicht kann.
Also greife ich einfach wieder nach meinem Handy und tippe eine neue Nachricht ein.

Sorry not sorry (Boyxboy) deutschWo Geschichten leben. Entdecke jetzt