Es war einmal... So beginnen die meisten Märchen, in denen Prinzessinnen von Piraten entführt und von strahlenden Helden in glänzender Rüstung gerettet werden. Doch diese Geschichte ist kein Märchen. Es ist ein Abenteuer, in dem Piraten zu Helden werden und die Schwachen in der gnadenlosen Karibik ihr Leben verlieren.
Und so beginnt unsere Geschichte in einem völlig verdunkelten Raum im Herrenhaus der Swanns. Das zaghafte Klopfen, das ich jeden Morgen seit 18 Jahren erdulden muss, riss mich aus meinem Schlaf. "Evelyn, bist du wach?" rief mein Vater durch die verschlossene Tür. Zaghaft stand ich auf und zog mir meinen Morgenmantel über.
"Ja, Vater", sprach ich mit meiner sanften Stimme, die jeden verzauberte. Mein Vater und zwei Dienstmädchen traten in mein prachtvolles Gemach ein. "Evelyn, mein Schatz, bitte mach dich wieder schön. Heute wird Norrington zum Kommodore ernannt", lächelte mein Vater und reichte mir ein Kleid, das in London wohl gerade angesagt sein sollte, bevor er mir einen Kuss auf die Stirn hauchte und ins Zimmer meiner verschlafenen älteren Schwester hinüberlief.
Für diesen Anlass banden die Dienstmädchen mein Korsett extra eng, was mir sofort die Luft zum Atmen raubte. "Ich glaube, die Frauen in London haben gelernt, nicht zu atmen, wenn sie solche Dinge tragen müssen", flüsterte ich, ließ es aber über mich ergehen, da ich wusste, dass Norrington mir heute einen Antrag machen würde.
Als ich mich fertig gekleidet hatte, ging ich zu Elizabeths Zimmer und klopfte zaghaft an. "Ja!", schrie meine Schwester durch die Tür und öffnete sie stürmisch. "Liz, du siehst hinreißend aus", sagte ich lächelnd zu ihr, was sie zum Lachen brachte.
"Ja, deswegen siehst du perfekt von innen und außen aus, dass mich James glatt vergisst", lachte meine Schwester, was mich insgeheim in Verlegenheit brachte.
"Du weißt doch wohl, dass Kommodore Norrington dich bitten wird, ihn zu heiraten, oder?" fragte sie mich, während sie mir kurz zuzwinkerte.
"Ich weiß, Elizabeth! Ich weiß nur nicht, was ich erwidern soll. Zwar ist es ein Vorteil für uns, doch ich wollte schon, seit ich klein war, denjenigen heiraten, den ich liebe, und das fühle ich für James nicht", meinte ich nachdenklich, bloß darauf bedacht, nicht zu verraten, dass ich bereits heimlich verliebt bin.
Will hatte mein Mädchenherz damals erobert und tut es seit acht Jahren immer wieder, wenn ich ihn zu Gesicht bekam. Dennoch wusste ich, dass auch Liz für ihn schwärmte.
"Du liebst jemanden, aber niemand weiß, wen, Evelyn", lachte Liz und riss mich so wieder aus meinen Gedanken.
"Wir sollten Vater nicht so lange auf die Folter spannen", lächelte ich sanft und machte mich mit meiner Schwester auf den Weg zur Kutsche. Währenddessen bemerkte ich bei jedem Schritt die Schmerzen, die das Korsett verursachte, wobei ich merkte, dass Liz ihr Korsett ganz normal saß, was wohl daran lag, dass ich einen Heiratsantrag bekommen sollte und sie nicht.
Meine Gedankengänge endeten allerdings, als wir Vater und Will unten am Eingang sahen.
"Oh, Evelyn, wie bezaubernd ihr ausseht", bestaunte Vater uns.
"Will, wie schön, dass ihr hier seid", lächelte ich, während ich bemerkte, wie meine Schwester etwas nervös lächelte.
"Wie meine kleine Schwester sagt, schön, dass ihr hier seid, Will", fand meine Schwester nun auch den Mut, etwas zu sagen.
"Auch schön, euch zu sehen, Miss Swann und Miss Swann", sagte Will und lächelte leicht, doch meine Schwester war wohl ziemlich sauer.
"Wie oft sagte ich ihnen schon, dass sie mich Elizabeth nennen sollen!", nickte Liz ein bisschen herum.
"Wenigstens noch einmal Miss Swann und Miss Swann. Wie immer", sagte er mit einem Lächeln zu mir. Doch Elizabeth, die mehr kindlich wirkt als ihre ein Jahr jüngere Schwester, war eher enttäuscht und wütend.
"Da seht ihr, der Junge hat wenigstens Anstand. Wir müssen aber jetzt wirklich los!" sagte Vater und ging mit uns und einigen Bediensteten zur Kutsche.
"Guten Tag, Mister Turner!", nickte Elizabeth beim Vorbeigehen, während ich ihm nur zuflüsterte: "Schön, dich wiederzusehen und hoffentlich auch bald wieder."
Will lächelte mir zu und formte ein „Hoffentlich bald" mit seinen Lippen, bevor ich in die Kutsche zu Vater und Liz einstieg.
Nach der Zeremonie:
Schon bei der Zeremonie wurde es immer schwerer, zu atmen, aber als die Zeremonie vorbei war, wurde es fast unerträglich. Liz, die das Ganze noch nicht bemerkt hatte, zog mich lächelnd zur Burg, wo wir hinunter auf das Meer blickten, das gut 30 Meter unter uns lag.
Wie erwartet, kam Kommodore Norrington zu uns und bat meine Schwester zu gehen. Wie ich mir wünschte, dass er sie fragen würde und nicht mich.
„Du siehst zauberhaft aus, Evelyn", gab mir der frisch ernannte Kommodore ein Kompliment, nachdem meine Schwester widerwillig gegangen war.
Gezwungen lächelte ich, was mit Luftmangel ziemlich schwer wurde. „Wissen Sie, diese Beförderung lässt mich deutlich erkennen, was ich bis jetzt erreicht habe und was nicht. Die Vermählung mit einer aufrichtigen Frau habe ich noch nicht erreicht, und deswegen bitte ich Sie, Evelyn, Sie sind so eine Frau geworden, und deswegen will ich Sie heiraten."
James drehte sich von mir weg und erzählte noch irgendetwas, das ich nicht mehr wirklich mitbekam, da ich fast gänzlich keine Luft mehr bekam. Langsam taumelte ich zurück, und mein Blick trübte sich.
Ich bemerkte nur noch die sanfte Schwerelosigkeit und den Wind, der mich streifte.
Und dann wurde alles schwarz....
Elizabeth = Liz
Norringten = James
William = Will
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Fluch der Karibik (William Turner ff)
AventuraTEIL 1 Evelyn, eine junge Frau mit einem unbändigen Geist, wird eines Tages zusammen mit ihrer älteren Schwester Elizabeth Swann aus Port Royal entführt - von dem berüchtigten Piratenschiff, der Black Pearl. William Turner, ein talentierter Waffensc...