𝘌𝘐𝘕𝘚 | holstein auf reisen

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kanalstraße, kiel-holtenau || bayarena, leverkusen.

»in the angel's city, chasing fortune and fame. and the camera flashes make it look like a dream.«


   Verschlafen stolperte ich die letzten Treppenstufen herunter und zog die Haustür leise hinter mir ins Schloss. Ich blinzelte, als die ersten Sonnenstrahlen sich durch die Nebelschwaden über dem Nord-Ostsee-Kanal kämpften. Zügigen Schrittes überquerte ich die Straße zu meinem geliebten Auto, einem dunkelblauen 1er BMW und verfrachtete meine kleine Reisetasche im Kofferraum. Voller Vorfreude setzte ich mich hinters Steuer und startete die Route, ehe ich das Auto zielsicher aus Holtenau heraus und auf die Kanalhochbrücke der Bundesstraße steuerte. Schließlich machte ich drei Kreuze, als ich eine Stunde später aus dem Elbtunnel in Hamburg raus war, zu oft hatte ich schon Stunden vor, im und hinter dem Tunnel verbracht. Von den Vollsperrungen durch Höhenkontrollen mal ganz zu schweigen, die komischer Weise immer zu den unpassendsten Zeitpunkten auftauchten. Die Nervenzellen, die ich auf dieser Autobahn schon verloren hatte, waren so gut wie unzählbar. Zufrieden trommelte ich im Rhythmus zur Musik auf meinem Lenkrad rum und spürte, wie das Grinsen auf meinen Lippen von Kilometer zu Kilometer immer breiter wurde.

   Einige Stunden später folgte ich einem Tross von Autos mit holsteinischen Kennzeichen die letzten Kilometer über die Autobahn, bevor ich mich aus dem Tross ausklinkte und zu Carlas Elternhaus fuhr. Als ich langsam in die Einfahrt vor dem Einfamilienhaus rollte, öffnete sich bereits die Haustür und noch bevor ich überhaupt richtig aussteigen konnte, war ich umzingelt von den zwei wohl chaotischsten Hunden auf diesem Planeten.
   »Ja, ist doch gut,« grinste ich, als ich die zwei noch im Auto sitzend begrüßte.
   »Ab mit euch Chaoten!« rief Carla von der Haustür aus, aus welcher sie selber nun heraus gestolpert kam und vergeblich versuchte, die zwei aufgeregten Hunde wieder zu beruhigen. Grinsend zog sie mich in eine Umarmung, als ich mich, ohne auf eine Pfote zu treten, aus dem Auto begeben konnte.
   »Wie war die Fahrt?« fragte sie, als wir mein Gepäck im Flur abstellten und uns schließlich am Küchentisch niederließen.
   »Eigentlich ganz angenehm,« erzählte ich und beobachtete wie Carla und zwei Gläser mit Wasser befüllte. »Du hättest das sehen müssen, diese Kolonne von Autos mit schleswig-holsteinischen Kennzeichen, göttlich,« fügte ich grinsend hinzu und leerte das Glas, das sie mir mittlerweile gereicht hatte, in einem Zug.
   »Da sind die Straßen hier in NRW doch glatt nochmal viel unsicherer geworden,« grinste sie schelmisch. »Weißt du, wie viele Karten Holstein verkauft hat?«
   »Ich glaub fast 3000?« überlegte ich laut. Die Auswärtsbilanz der KSV war für einen Bundesliga-Neuling gar nicht mal so schlecht, vor allem wenn man wie wir Norddeutschen so weit ab vom Schuss der restlichen Bundesliga wohnt.
   »Nicht schlecht,« murmelte Carla beeindruckt. »Und ich muss zwischen euch sitzen, obwohl ich Karten für unsere Kurve hätte bekommen können.«
   »Du wolltest mir doch Gesellschaft leisten,« grinste ich. »Und wir sitzen ja nur und sind nicht im Block.«
   »Jaja,« grinste sie und schielte auf die Uhr, die über dem Kühlschrank hing. »Wollen wir uns schon mal fertig machen?« Ich nickte und rutschte vom Stuhl, doch bevor wir es überhaupt ins Obergeschoss schaffen konnten, kam Carlas Mama durch die Haustür mit einem großen Einkaufskorb herein.
   »Talia, wie schön, dass du mal wieder hier bist,« lächelte Carlas Mutter Tanja, ehe sie die Einkäufe abstellte und mich in den Arm nahm. »Wie gehts dir? Bist du gut durchgekommen?«
   »Mir gehts bestens,« grinste ich. »Danke nochmal, dass ihr mich fürs Wochenende aufnehmt,« fügte ich hinzu.
   »Doch nicht dafür,« sagte Tanja während sie die Einkäufe in die Küche trug. »Geht ihr jetzt gleich schon los zum Stadion?«
   »So in einer halben Stunde,« mischte sich Carla aus dem Treppenhaus ein. »Wir wollten uns jetzt erst noch fertig machen.«
   »Na dann, viel Spaß euch beiden!«
   »Danke!« sagten wir wie aus einem Mund, bevor wir die Treppe mit meinem Gepäck nach oben hechteten.

𝘛𝘏𝘌 𝘓𝘜𝘊𝘒𝘠 𝘖𝘕𝘌 | Florian WirtzWo Geschichten leben. Entdecke jetzt