DER NÄCHSTE TAG
Es war früh am Morgen, und die ersten Sonnenstrahlen fielen durch die Vorhänge in Mias Zimmer. Ich war schon wach, obwohl Mia noch leise neben mir schlief. Ihre regelmäßigen Atemzüge erfüllten den Raum mit einer beruhigenden Stille, aber meine Gedanken ließen mich nicht los. Das Leverkusen-Spiel war heute, und obwohl ich nie ein Fan von Fußball gewesen war, fühlte ich mich merkwürdig aufgeregt. Vielleicht lag es daran, dass es endlich eine Ablenkung von den Problemen an der Uni und den ständigen Erwartungen meiner Eltern war.
Ich lag eine Weile da und starrte an die Decke, als mir plötzlich der Gedanke kam, dass ich wahrscheinlich nicht mal die Spieler auf dem Feld unterscheiden könnte. Leverkusen gegen Bayern – ein Klassiker, wie Mia gesagt hatte, aber ich konnte die Mannschaften kaum auseinanderhalten. Das war peinlich, oder zumindest kam es mir so vor. Vielleicht sollte ich mich ein bisschen vorbereiten, bevor ich mich heute mit den Jungs und Mia ins Stadion setze.
Mia murmelte etwas im Schlaf, während ich vorsichtig nach meinem Handy griff. Es war viel zu früh, um jemand anderen zu wecken, und ich wollte niemanden mit meinen Unsicherheiten nerven. Also öffnete ich Instagram und begann, durch die offizielle Seite von Bayer Leverkusen zu scrollen.
Die ersten paar Posts waren, wie erwartet, Videos von Spielern, die trainierten, einige Tor-Highlights und eine Menge glücklicher Fans in roten und schwarzen Trikots. Ich versuchte, mir die Gesichter der Spieler einzuprägen, aber ehrlich gesagt wirkten sie für mich alle gleich. Vielleicht sollte ich aufgeben – was brachte es, wenn ich mich zwang, mich für etwas zu interessieren, das mich so wenig faszinierte?
Ich scrollte weiter, las ein paar Kommentare und lächelte über die leidenschaftlichen Diskussionen der Fans. Irgendwie bewunderte ich diese Leute. Sie schienen so viel Energie in etwas zu stecken, das ihnen wirklich wichtig war, während ich mich oft dabei ertappte, wie ich durch meinen Alltag trieb, ohne einen klaren Plan oder eine echte Leidenschaft.
Dann fiel mein Blick auf einen Post über das Spiel heute Abend. „Leverkusen gegen Bayern München – Das Duell der Giganten!" stand in fetten Buchstaben. Und plötzlich erinnerte ich mich daran, dass mein Vater ein riesiger Bayern-Fan war. Ich seufzte leise. Es war kein Wunder, dass ich nie wirklich etwas mit Leverkusen anfangen konnte – mein Vater hatte sich immer über die Niederlagen der Werkself lustig gemacht.
„Warum eigentlich nicht Bayern?" hatte er einmal gesagt, als ich ihm erzählte, dass ich in Leverkusen studiere. „Du bist doch in der besten Stadt Deutschlands aufgewachsen, warum hältst du nicht zu den Besten?"
Es war typisch für ihn. Immer in Extremen denken. Immer das Beste wollen. Doch genau diese Haltung war einer der Gründe, warum ich mich so oft von ihm distanzierte. Ich wollte nicht die Beste sein. Ich wollte einfach nur ich sein.
Plötzlich vibrierte mein Handy in meiner Hand. Unsere Gruppe hatte schon wieder Nachrichten geschickt. Die Jungs waren offensichtlich genauso früh wach wie ich und machten sich gegenseitig auf WhatsApp fertig.
Ben: „Alter, ich hab so Bock auf heute Abend. Endlich mal Leverkusen gegen Bayern live sehen. Hoffentlich kriegen die Bayern ordentlich auf die Fresse!"
Marius: „Ja, genau! Und Wirtz wird die Bayern-Abwehr komplett auseinandernehmen."
Tobi: „Ihr seid alle so krass drauf, als würdet ihr selber mitspielen. 😂"
Ich konnte nicht anders, als über Tobi's Kommentar zu lachen. So waren die Jungs immer. Völlig im Fußballfieber, als wären sie selbst Teil der Mannschaft. Aber obwohl ich mich über sie lustig machte, merkte ich, dass ich mich tatsächlich ein wenig auf den Abend freute. Es würde zumindest eine Ablenkung sein, ein Tag, an dem ich nicht an die Uni oder an meine Eltern denken musste. Vielleicht war das ja der einzige Grund, warum ich mich überhaupt auf das Spiel freute.
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Meant to be (Flo Wirtz)
FanfictionMal keine kitschige Florian Wirtz Fanfiction! Lest selber...