Freunde oder Feinde?

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Fast lautlos schlich sie durch die düstere Lagerhalle und sah sich aufmerksam um. Einige Lichtstrahlen fielen durch die löchrigen Wellbleche und ließen den Staub, der herumschwirrte aufleuchten. Es hatte sich wirklich nichts verändert und alles sah genauso aus wie früher. Jetzt stellte sich nur noch die Frage, ob auch ihre ehemaligen Freunde wie früher waren und ob sie Melodie wieder bei sich aufnehmen würden. Bis lang konnte sie jedoch niemanden hören oder sehen, was sie zunächst vermuten ließ, dass sie nicht da waren. Doch plötzlich vernahm sie ein leises Knacken, als ob jemand auf eine Nussschale getreten wäre, was sie wissen ließ, dass sie bereits von ihnen beobachtet wurde. „Ich habe euch gehört! Kommt raus!", rief Melodie mit gespielter erhabenheit. Lässig blieb sie stehen und inspizierte dabei ihre Fingernägel. „Mel? Das gibt es ja nicht! Ich dachte sie haben dich verklappst?", fragte eine weibliche, schrille Stimme, die sie nur allzu gut kannte. Zweifelsfrei gehörte sie zu Shanti, die nun hinter den großen, hölzernen Kisten, welche am Rande standen, hervortrat und direkt auf sie zulief. Sie kannten sich schon aus früheren Kindertagen und waren mal so etwas wie beste Freundinnen. „Bin schon vor 8 Monaten wieder rausgekommen.", antwortete Melodie breit grinsend. Nun traten auch die anderen Gruppenmitglieder aus ihren Verstecken hervor und versammelten sich um sie herum. Da waren Kimberly, Rick, Luke, Eric und Chris, die sie nun genauestens unter die Lupe nahmen. „Was machst du hier, Mel? Willst du mir etwa den Posten streitig machen?", fragte Eric sarkastisch und streckte ihr die Faust entgegen, um sie zu begrüßen. „Scheiße, nein! Den kannst du behalten! Ich habe mich nur gefragt, ob ich wieder zu euch zurückkommen kann?", antwortete sie und sah dem neuen Anführer direkt in die Augen. Zunächst wirkte er etwas verwundert und schien kurzzeitig nicht zu wissen, was er darauf antworten sollte, aber schließlich schaute er mit einem schmutzigen Grinsen in die Runde, um sich von den Anderen die Bestätigung einzuholen. „Aber sicher doch, Babygirl! Aber... bist du dem Ganzen noch gewachsen?", fragte er prüfend und lief einmal um Mel herum, um sie abzuchecken. Melodie blieb cool und verzog nicht eine Miene, doch innerlich schlug ihr Herz Purzelbäume vor Aufregung. „Mag ja sein, dass ich verrückt bin, aber eine Pussy bin ich nicht!", antwortete sie pfiffig und grinste in die Runde. „Okay Kleine, aber unsere Geschäfte haben sich hier ein wenig geändert! Ich sag dir was Süße. Wir geben dir die Chance, dich zu beweisen und dann sehen wir weiter... Was hältst du davon?" Fragte er charmant und legte seinen Arm um sie herum. Seine Berührungen, waren ihr eindeutig zu viel, aber sie ließ sich nichts anmerken und spielte mit, indem sie mit ihm flirtete. Sie drehte sich zu ihm und lächelte verführerisch. „Sag mir einfach nur, was ich tun soll...", gab sie ihm zu verstehen und stand ihm nun direkt gegenüber. „Seit wann lässt du dir Vorschriften machen, Baby? Das glaube ich erst, wenn ich es mit eigenen Augen sehe!", brachte er lachend hervor und schlug ihr leicht auf den Po. Eric war schon immer etwas aufdringlich und sie wusste auch, dass er früher auf sie stand, jedoch hatte sie diese Gefühle nie erwidert. Im Grunde war sie noch nie zuvor verliebt gewesen und sie interessierte sich auch nicht für Beziehungen, zumal die meisten Kerle, in ihren Augen, einfach nur größenwahnsinnig waren und sie sich niemals einfach so unterwerfen würde! „Wollen wir hier weiter rumstehen, oder weiht ihr mich ein?", fragte sie leicht provokativ, stillschweigend in der Hoffnung, dass er seine Finger von ihr lassen würde. „Ich habe dich wirklich vermisst, Mel! Tut mir leid, dass ich damals einfach abgehauen bin!", sagte Shanti und fiel Melodie um den Hals. Auch solche körperlichen Gesten mochte sie nicht sonderlich, aber sie ließ es trotzdem zu. Überfordert klopfte sie ihr leicht auf die Schulter und wusste nicht, wie sie damit umgehen sollte. „Ist schon ok... Die Beute musste ja weg...", sagte sie unbeholfen und hoffte inständig, dass nicht noch mehr von ihnen auf die Idee kommen würden, ihr so dermaßen auf die Pelle zu rücken. Sie war nie das Mädchen, was kuschlig veranlagt war und empfand schon den Gedanken an Körperkontakt äußerst unangenehm und abstoßend, was wiederum jedoch nicht bedeutete, dass sie gern allein war. „Ey, Shanti! Du weißt doch, dass Mel diese Sentimentalitäten nicht ausstehen kann, also erdrück sie doch nicht so!", mischte sich Kimberly schließlich ein und beäugte ihre Freundin mit verschränkten Armen. Kimi war eine gnagenlos coole Gothicbraut und zeigte ebenso wenig Emotionen, wie Mel. Shanti hingegen, war schon immer das blühende Leben und brachte immer sehr viel Energie in das Gruppengeschehen, was auf der einen Seite lustig sein konnte, aber auf der anderen Seite war es auch anstrengend. Durch ihre unbeschwerte und naive Art hatte man oft das Gefühl, dass man auf sie aufpassen müsste. Sofort ließ sie los und hielt die Hände nach oben, um sich zu entschuldigen. Melodie musste lachen, weil wirklich alles beim Alten geblieben ist. Sie hatte überhaupt nicht mit solch einem Empfang gerechnet und wäre sicherlich schon viel früher wieder zurückgekehrt, wenn sie dies gewusst hätte.

Feuer der Leidenschaft - Dunkle BegierdeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt