„Wie kann sie es wagen, sich mir zu widersetzen? Sie wird schon sehen, was sie davon hat!", sprach er ungehalten und lief vor seinem Schreibtisch auf und ab. Er war es nicht gewohnt Widerworte zu bekommen und dies trieb ihn zur Weißglut. Wäre sie in seiner Gegenwart, hätte er ihr diese Aktion nicht durchgehen lassen, aber da ihre Welten voneinander getrennt waren, hatte er so gut wie keinen Einfluss auf sie und somit blieb ihm nur eine Option, um sie zu bestrafen. Wenn sie nicht hören wollte, musste sie halt eben ihre Erfahrungen sammeln und dann mit den Konsequenzen klarkommen. „Es ist nur eine Frage der Zeit, bis sie nach mir suchen wird!", sprach er vor sich her und stellte sich ans Fenster, um nach draußen zu blicken. Sein Arbeitszimmer, in dem er sich häufig aufhielt, befand sich in einem Turm seines Schlosses. Von diesem erhöhten Standpunkt aus, war es ihm möglich, sich einen Überblick über sein Reich zu verschaffen. Zumindest über einen Teil davon. Er herrschte über 60 Legionen und war zuständig für einen gewaltigen Bezirk im Höllenkreis des Zornes. Er war einer der mächtigsten und einflussreichsten Dämonenfürsten, die in der Hölle um die Vorherrschaft kämpften. Seine obersten Ziele waren Macht und Rache. Einst war er ein Engel, bis er den Himmel in Frage stellte und so, wie viele andere Rebellen, auf Ewig verbannt wurde. Er verabscheute sämtliche Wertvorstellungen des Allmächtigen und er stellte die Existenz von Menschen in Frage. Seit Anbeginn der Zeit, bewiesen diese niederen Wesen immer wieder, dass sie es nicht Wert waren. In seinen Augen waren sie erbärmliche und willensschwache Kreaturen, die sich viel zu leicht verführen ließen. Viele Jahrhunderte machte er sich einen Spaß daraus, die Menschen in Versuchung zu führen und somit der ewigen Verdammnis auszuliefern. Doch als er auf Lilith traf, veränderte sich einiges. Sie war die Geliebte von Luzifer und regierte selbst ebenfalls einen beachtlichen Bezirk im Höllenring der Häresie. Sie war die erste Frau auf der Erde, lehnte sich gegen ihren Mann auf und wurde aus diesem Grund aus dem Garten Eden verbannt. An der Seite vom obersten Herrn der Hölle, wurde sie zu einer sehr mächtigen Dämonin und bekam ihre eigenen Ländereien zugesprochen. Er konnte sich noch genau daran erinnern, wie er sie damals auf einem Fest kennenlernte. Sie war mit Abstand das begehrenswerteste Geschöpf, was er jemals zu Gesicht bekommen hatte, und es zog ihn damals regelrecht zu ihr, was wie sich herausstellte der schlimmste Fehler seines Lebens war. Auch wenn sie offiziell zu Luzifer gehörte, führten sie keine sehr treue Beziehung und so kam es dazu, dass sie über einige Jahre mit Samael anbandelte. Er war nahezu besessen von ihr und irgendwann war er es leid sie zu teilen und stellte sie vor die Wahl. Jedoch nahm sie ihn nicht ernst und belächelte seine Forderungen, was ihm das Herz brach, weil er somit feststellen musste, dass sie niemals auch nur ansatzweise die selben Gefühle für ihn hegen würde, wie er für sie. Er war nie ein Mann der leeren Worte und somit machte er seine Drohung war und verließ sie endgültig. Obwohl Lilith ihn nicht liebte, wurde sie zornig darüber, dass er sie ablehnte. In ihrer Wut belegte sie ihn mit einem Fluch, der ihn dazu verdammte, abhängig von Hexenmagie zu sein. Diese musste er in sich aufnehmen, um seine eigene Macht nicht zu verlieren und da sie als Mutter aller Hexenwesen galt, war er auf ewig dazu verflucht an sie erinnert zu werden. Der Fluch sorgte dafür, dass er alle 100 Jahre eine neue Energiequelle benötigte und sobald eine Anwärterin 18 Jahre alt wurde, konnte er sie aufspüren. Sein vorgehen war dabei immer gleich. Er beobachtete die jungen Frauen eine Weile, die das Hexenblut in sich trugen und sobald ihm eine als würdig erschien, nahm er über seine telepathischen Fähigkeiten Kontakt zu ihnen auf. Für gewöhnlich dauerte dieser Vorgang nur wenige Tage, bis er sie so weit bearbeitet hatte, dass sie auf seine Masche hereinfielen und er ihnen ihre Magie entziehen konnte, aber bei Melodie war es anders. Sie war stur, willensstark und im Grunde unberechenbar, was ihn innerlich zur Verzweiflung trieb. Ein weiterer Unterschied bestand auch darin, dass sie überhaupt keinen Schimmer von ihren Fähigkeiten hatte. Für gewöhnlich wurden Junghexen innerhalb ihres Zirkels feierlich aufgenommen und in die dunklen Künste eingeführt. Sie hingegen war eine Einzelkämpferin und hatte niemanden. Manchmal tat es ihm sogar etwas leid, dass sie durch ihn das Gefühl hatte verrückt zu werden. Jedoch versuchte er das alles nicht zu nah an sich heranzulassen. Schließlich brauchte er sie lediglich als Energiequelle und alles weitere sollte nicht von Bedeutung sein. Außerdem hatte er allmählich keine Zeit mehr und durfte sich nicht von seinen Gedanken oder Gefühlen ablenken lassen. Der nächste Schritt würde nun sein, dass er ihr irgendwie erklären musste, was sie ist und welche Kräfte in ihr steckten. Sie musste zweifelsfrei eine sehr mächtige Hexe sein, was er durch immer wieder vorkommende Ereignisse beobachten konnte. Des Öfteren war es der Fall, das irgendetwas übernatürliches passierte, sobald sie die Kontrolle über ihre Emotionen verlor. Ein weiterer wichtiger Faktor, den er beeindruckend fand war, dass es ihr möglich war, sich aus dem Träumen zu befreien, in denen er sie jede Nacht gefangen hielt. Die Junghexen, mit denen er in den vergangenen 1000 Jahren das Vergnügen hatte, waren so viel leichter zu verführen und noch nie hat sich eine seiner Auserwählten so sehr gegen seine Annäherungsversuche gewehrt. Meistens boten sie sich freiwillig als Opfer an und waren ihm voll und ganz verfallen. Nur leider blieb Melodie meist völlig unbeeindruckt und je mehr Zeit er mit ihr verbrachte, umso mehr schien er eher von ihr in einen Bann gezogen zu werden. Er atmete tief durch und nutzte seine Magie, um sich zeigen zu lassen, was aktuell in ihrer Welt vor sich ging. Jedoch erstarrte er fast und ballte wütend die Faust, als er sah, wie sich dieser Eric an sie heran machte und auch noch die Frechheit besaß sie zu berühren. „Warum interessiert es mich überhaupt, was sie tut...", knurrte er verbissen und ließ das Bild wieder verschwinden. Seiner Meinung nach, waren diese niederträchtigen Menschen kein Umgang für sie und er wusste schon genau, wie das Ganze ausgehen würde. Dass sie so dumm war und ihnen ihr Vertrauen schenkte, konnte er nicht fassen. Ihre vermeintlichen Freunde hatten sie doch schon einmal im Stich gelassen und würden es gewiss wieder tun. Diese Gefühlsschwankungen, die er hatte, wenn es um Melodie ging, raubten ihm wortwörtlich den letzen Nerv. Er konnte es sich doch nicht erlauben diese Art der Gefühle zuzulassen. Samael musste sich dringend ablenken und beschloss sich vorerst anderen Aufgaben zu widmen. Er verließ das Turmzimmer, in dem er sich die meiste Zeit des Tages aufhielt und stieg eine ewig lange Wendeltreppe hinab, die ihn bis in die Empfangshalle führte. Ohne ein Wort verließ er sein Anwesen und schenkte seinen Bediensteten, die er auf dem Weg nach draußen traf, keinerlei Beachtung. Damit stellte er klar, dass er aktuell nicht in Stimmung für unsinnige Fragen war. Die Angestellten kannten ihren Herrn und wussten, wann sie ihn lieber in Ruhe lassen sollten und dieser Moment war einer davon. Der junggebliebene Lord steuerte direkt auf den Stall zu, da er einen Ausritt in den Wald der verlorenen Seelen anstrebte, um dort zu jagen. Dieser Wald lag nördlich seines Reiches und grenzte an ein anderes Herrschaftsgebiet. Jedoch wurde er sich damals mit Lord Abigor einig, da sie beide hochrangige Dämonen waren und ein Kampf, um den besagten Wald, nicht Zielführend gewesen wäre. Somit nutzten sie ihn beide für den Jagtsport und verabredeten sich dort sogar des Öfteren. Lord Abigor war ihm ein äußerst nützlicher Verbündeter, mit dem es sich wunderbar die Zeit vertreiben ließ. Doch obwohl er seine Gesellschaft für gewöhnlich begrüßte, hoffte er in diesem Moment darauf, ihn nicht anzutreffen, da er allein sein wollte. Er sattelte sein Pferd, welches eine wunderschöne blauflammende Mähne und leuchtend blaue Augen besaß. Seine prächtige Stute trug den Namen Cheyenne und hatte einen etwas eigensinnigen Charakter. „Ruhig, meine Gute! Gleich kannst du Dampf ablassen!", sprach er beruhigend zu seinem Tier. Er schnallte sich seine Armbrust um und stieg auf, eher er durch den geöffneten Torbogen hinausritt. Er durchquerte eine karge, wüstenähnliche Landschaft und konnte in der Ferne bereits den verdorrten Wald der verlorenen Seelen erblicken. Die Verdammten, welche dort landeten, waren Deserteure, welche durch Feigheit vor dem Feind gefallen waren. Es gehörte zu ihrer ganz persönlichen Strafe, sich auf ewig, wie scheues Wild, in diesem Wald zu verstecken, wo sie immer wieder aufs Neue gejagt und abgeschlachtet wurden. Sein aktueller Spitzenrekord lag mittlerweile bei 96 Seelen, welche er innerhalb einer Stunde zur Strecke brachte. Wann immer er dieser Art der Beschäftigung nachging, versuchte er sich selbst zu übertreffen und erlag regelrecht einem Blutrausch. Er parierte durch und ließ seine Stute langsamer werden, bevor sie ins Innere vordringen würden. „Jetzt geht es diesen elenden Feiglingen und Verrätern an den Kragen!", sprach er düster. Er war vollkommen konzentriert und brauchte nicht lange, um das erste Geräusch wahrzunehmen. Immer noch hatte er das Bild von diesem Kerl vor Augen, der es wagte seine Auserkorene anzufassen. Er war angetrieben von Zorn und würde diesen niederen Wurm am liebsten auf der Stelle vernichten. Seine Gedanken wurden unterbrochen, als er ein weiteres Knacken eines Astes hörte. Daraufhin zog er automatisch seine Armbrust, um diese zu spannen. „Du kannst dich nicht lange verstecken! Ich werde dich finden!", rief er durch den Wald und schürte damit die Angst der Seelen. Ein Grinsen machte sich in seinem Gesicht breit, da es nicht lange dauerte, bis die erste Seele panisch aus seinem Versteck rannte und versuchte davonzukommen. Samael trieb sein Pferd an und nahm die bedauernswerte Kreatur ins Visier. In völliger Perfektion hielt er seine Armbrust und wartete auf den perfekten Moment. Nach nur wenigen Sekunden drückte er ab und traf ihn sofort beim ersten Versuch. Sein Opfer schrie auf und noch ehe er zu Boden ging, zerfiel er zu Asche und eine kleine, leuchtende Kugel schwebte empor. Bei diesem magischen Anblick handelte es sich um die Seele des Gefallenen, die nun dem ewigen Kreislauf erneut zur Verfügung gestellt werden würde. „Volltreffer!", sagte er enthusiastisch und lud gleichzeitig seine Waffe nach. Für die nächste Stunde sah er nur noch rot und verschoss etliche Pfeile. Schließlich machte er eine kurze Pause und musste unweigerlich wieder an Melodie denken. Dabei lehnte er sich gegen einen Baumstamm und biss leicht abwesend in einen Apfel, den er mit einem einfachen Schnipsen auftauchen ließ. Es war schwer für ihn seine Gefühle zu beherrschen und er fing an diese zu hinterfragen. Eigentlich wusste er, dass es keinen Zweifel daran gab, dass er sie wirklich gern hatte. Es war nicht nur ihre Schönheit, die er mit nichts vergleichen konnte, sondern auch ihr gesamtes Wesen, welches ihn so sehr fesselte und reizte. Sie war so erfrischend natürlich und einfach anders. Wenn er ehrlich mit sich selbst wäre, dann würde er feststellen, dass er seit der ersten Sekunde, in der er sie zum ersten Mal sah, von ihr angezogen wurde. Es war so, als würde ein unsichtbares Band zwischen ihnen bestehen und egal, wie sehr er auch versuchte sich dagegen zu wehren, er konnte sich einfach nicht von ihr lossagen. Aber es war schmerzlich für ihn, diese Zuneigung zuzulassen, weil er wusste, dass sie keine gemeinsame Zukunft haben konnten. Zum einen aufgrund des Fluches und zum anderen, weil er nicht noch einmal so verletzlich sein wollte, wie damals. Was sollte er nur machen? Hexen wurden in den letzten Jahren Mangelware und die meisten trugen, wenn überhaupt, nur noch einen Funken Magie in sich und er konnte sich nicht einfach mal so eben eine Neue suchen. Zudem stellte sich die Frage, was sie wohl noch von ihm halten würde, wenn herauskommt, dass sein Ziel, einzig und allein darin bestand, ihresgleichen ihrer magischen Kraft zu berauben. Sie stellte ohnehin schon zu viele Fragen und wollte schon so oft wissen, warum er sie nicht einfach in Ruhe ließ. Sie musste von ihm denken, dass er ein unglaublich arrogantes und herrisches Wesen besaß und ihr aus diesem Grund nicht antwortete. Die Wahrheit war jedoch, dass er nicht wusste, wie er ihr antworten sollte. „Das ist doch lächerlich! Ich bin so alt wie die Zeit selbst und bin nicht in der Lage dazu die richtigen Worte zu finden!", sprach er genervt und fasste sich gegen die Stirn. Er fand einfach keinen Zugang zu ihr und das machte alles nur noch schwerer, als es ohnehin schon war. Er konnte nicht widerstehen und wollte einen weiteren Blick in ihre Welt werfen. Mit einer fließenden Handbewegung erschien eine zunächst verwaschene Bildfläche, die nach einigen Sekunden klarer wurde. „Was treiben die denn da?!", nuschelte er vor sich her und beobachtete die Bande dabei, wie sie Melodie gerade in ihre illegalen Machenschaften einweihten. Sie enthüllten ein gestohlenes Auto und versuchten sie davon zu überzeugen bei einem Raubzug mitzumachen. Er erkannte sofort, das Melodie, von dieser Idee, nicht sonderlich angetan war . „Sei nicht so dumm, Kleine... Hör doch auf damit, dich selbst zu verarschen!" Er konnte ihr deutlich ansehen, dass sie sich unsicher war und begriff diese Wandlung nicht. Dieser plötzliche Richtungswechsel bereitete ihm Kopfzerbrechen. Warum wollte sie diesen Idioten nur so sehr gefallen? Anstatt, dass sie ihnen eine klare Ansage machte, ließ sie sich letzten Endes auch noch darauf ein und zur Krönung flirtete sie auch noch mit diesem Typen. Eric wusste noch nicht, dass er soeben sein Todesurteil selbst unterschrieben hatte. Samael duldete es nicht, dass er seine Hände nicht von seinem Eigentum ließ, und er würde es ihn büßen lassen. Am liebsten hätte er sich sofort eingemischt, aber dann würde er sich nicht an das halten, was er sich vorgenommen hatte und gegen seine eigenen Prinzipien verstieß er nie. Man konnte ihm vieles nachsagen, aber ein Mann der leeren Worte war er nicht und diesen Ruf verteidigte er, auch wenn es ihm hin und wieder schwerfiel standhaft zu bleiben. Schließlich hatte er genug gesehen und stieg wieder auf sein Pferd, um den Wald schleunigst zu verlassen. Würde es eine Möglichkeit geben sie in ihrer Welt zu besuchen, hätte er diese längst genutzt, aber so lange er nicht von einem Ritual beschworen wurde, konnte er die Erde nicht betreten. Er galoppierte stürmisch durch die gewaltigen Tore und brachte seine Stute zurück in den Stall, ehe er seine Bücherei aufsuchte. Schon etliche Male hatte er dort recherchiert, um eine Möglichkeit zu finden von diesem Fluch loszukommen. Außerdem erhoffte er sich einen anderen Weg zu finden, um in die Menschenwelt zu gelangen, weil ihm vieles leichter fallen würde, wenn er nicht an die Hölle gefesselt wäre. Er schnappte sich einige Bücher und fing an diese zu studieren. Doch urplötzlich wurde er unterbrochen und ihm stockte der Atem. „Hey Unbekannter... bist du da?", hörte er Melodie zögerlich und leise sprechen. Träumte er etwa? Sie hatte doch noch nie zuvor nach ihm gerufen, was ihn völlig aus der Bahn warf. Im Grunde war es ganz genau dass, was er erreichen wollte, aber sie hatte doch noch nichts aus ihrer Aktion gelernt, also musste er hart bleiben und konnte ihr nicht einfach so antworten. Sofort stellte er wieder eine Verbindung her und sah ihr dabei zu, wie sie in dieser schäbigen Barracke ihres Vaters saß und eine Zeitschrift durchblätterte. Ihre Augen wirkten so glasig und sie schien unsicher zu sein, was ihn nachdenklich machte. Nach einigen Sekunden des Wartens sprach sie weiter und ihre Worte waren so weich und verständlich, was es nicht leichter für ihn machte, aber auf der anderen Seite, war er auch wirklich wütend, dass sie diesen Eric an sich heran ließ. Somit hielt er weiter an seiner Strategie fest, auch wenn sie noch so bezaubernd aussah und mit solch liebreizender Stimme sprechen konnte. Er würde sich auf keinen Fall schwächer machen, als er war und sie musste endlich lernen zu gehorchen. Vor allem aber lief ihm die Zeit davon und in nur wenigen Monaten, würde seine Energie verschwinden und wenn es dazu kommen sollte, würde er zu Staub zerfallen. Er durfte sich einfach nicht so von seinen Gefühlen beherrschen lassen und schaltete auf stur. Es dauerte auch gar nicht lange da kippte ihre Stimmung wieder und sie sprach patzig wie eh und je, was ihn belustigte. Er fand sie einfach nur unglaublich. In dem einem Moment, war sie wie ein zuckersüßer Engel und im nächsten, war sie bissiger, als eine Kobra. Er beobachtete sie noch eine Weile und stellte anhand ihrer Mimik fest, dass er sie genau da hatte, wo er sie haben wollte. Auch, wenn sie es sich vielleicht nicht eingestehen wollte, sah er ihr an, dass sie ihn bereits vermisste. Jetzt musste er nur noch darauf warten, dass sie ihre tollen Freunde ein weiteres Mal im Stich lassen würden und das konnte doch nicht allzu lange dauern. Er grinste triumphierend und schaute ihr interessiert dabei zu, wie sie sich versuchte mit diesem billigen Klatschblatt abzulenken, welches noch vor ihr lag. Auf einer Seite verweilte sie kurzzeitig, was ihn neugierig machte. „Ist er in mich verliebt? 13 Signale verraten seine wahren Gefühle.", lautete die Überschrift, die ihn in Verlegenheit brachte. So genau wollte er dann doch nicht wissen, was sie beschäftigte, aber nun wo er gesehen hatte, womit sie sich befasste, warf es Fragen in ihm auf die ihn aufwühlten. Warum interessierte sie sich dafür, ob jemand in sie verliebt sei? Wollte sie möglicherweise wirklich etwas von diesem dahergelaufenen Trottel? Ein grollendes Knurren entwich ihm bei dem bloßen Gedanken daran. „Dieser Wicht ist schon so gut wie geliefert...", brummte er und schaute dabei düster drein. Im nächsten Moment schüttelte Melodie ihren Kopf und klappte die Zeitschrift zusammen. Bevor er sich zu viele Gedanken machen würde, beschloss er sie wieder allein zu lassen und sich mit seinen Studien zu befassen. Er durchsuchte mehrere Bücher nach Anhaltspunkten, aber fand einfach nicht wonach er suchte. Die einzige Möglichkeit, die ihm noch bekannt war, um auf der Erde aktiv zu werden, war die Kontrolle eines fremden menschlichen Körpers, was jedoch nicht ganz so einfach war. Zunächst musste man eine geeignete und willensschwache Person finden, die es überhaupt zuließ. Man konnte nicht einfach so in den Körper eines Menschen fahren und diesen beherrschen. Man musste irgendwie kompatibel sein und ehe man einen passenden Wirt gefunden hatte, konnten Wochen vergehen. Außerdem war er in der Vergangenheit nicht sehr Erfolgreich mit dieser Methode, da Melodie seine Augen sofort erkannte und ihn damals ohne zu zögern attackierte. Verärgert klappte er das letzte Buch zu und verräumte es schließlich. Es war bereits dunkel und Kerzenlicht erhellte die breiten und langen Korridore seines Schlosses, was eine mystische Ausstrahlung hatte. Die Worte die Melodie an ihn gerichtet hatte, schwirrten ihm noch im Kopf herum und er konnte sie zum Teil verstehen. Er selbst lebte schließlich allein in diesem Gemäuer und er fühlte sich ebenfalls oft einsam. Natürlich hatte er unzählige gute Bekanntschaften und es gab viele Anlässe auf denen er sich Blicken ließ, aber er hatte niemanden mit dem er sein Leben teilen konnte. Hin und wieder ließ er sich eine Dirne in seine Gemächer bringen, aber dies reichte nicht aus, um ihn vollkommen zufrieden zu stellen. Selbst, wenn er sich mit einer seiner Mätressen vergnügte, ging ihm Melodie nicht aus dem Kopf, weshalb er die letzten Wochen keine Lust danach verspürte. Sie war einfach in jederlei Hinsicht begehrenswert und er verrannte sich in einem Labyrinth aus Gefühlen. Er stand im wahrsten Sinne des Wortes zwischen zwei Stühlen und war hin und hergerissen. Auf der einen Seite, wollte er sie besitzen und zu seiner Braut machen, aber auf der anderen Seite war es ihm nicht vergönnt sie auf Dauer zu halten, weil er ohne sie sterben würde. Außerdem endete seine letzte Beziehung in einem Debakel und einen weiteren Fluch konnte er nun wirklich nicht gebrauchen. Selbst wenn es einen Ausweg geben würde, konnte er dies doch nicht noch einmal riskieren, oder etwa doch? „Guten Abend, my Lord. Können wir ihnen in irgendeiner Weise zu Diensten sein?", fragte ihn eine der Angestellten und riss ihn förmlich aus seiner Gedankenwelt. „Nein, danke. Ich werde mich nun in meine Gemächer zurückziehen und wünsche auch keinerlei Störungen mehr.", antwortete er streng. „Wie sie wünschen Sir. Dann wünschen wir Ihnen eine angenehme Nachtruhe.", sagte sie und machte einen Knicks, ehe sie verschwand. Er legte sich nieder und grübelte noch eine ganze Weile. Sollte er noch einen Blick wagen? Sie müsste ja mittlerweile zumindest in ihrer Wohnung angekommen sein und da er sie nicht wie üblich im Traum besuchen würde, wollte er sie nur noch einmal ansehen, bevor er versuchen würde zu schlafen. Er stellte fest, dass sie ebenfalls trübsinnig auf ihre Matratze herumlag und Löcher in die Luft starrte. Einen kurzen Moment sah es so aus, als würde sie ihm direkt in die Augen sehen, was seinen Puls beschleunigte. Jedoch sprang sie bereits im nächsten Moment, wie von der Tarantel gestochen auf und entkleidete sich im Eiltempo. Verwirrt sah er sich dieses Schauspiel an und konnte sich gar nicht an ihren Konturen sattsehen. Sie entlockte ihm so manches Mal die verbotensten Phantasien, aber welcher Mann würde bei diesem Anblick nicht den Kopf verlieren? Vielleicht war es doch ein Fehler nach ihr zu sehen. Nun musste er regelrecht mit sich ringen ihr weiterhin fernzubleiben. Wie gern hätte er ein weiteres Mal mit ihr getanzt und sie im Arm gehalten. Auch, wenn diese Illusionen nicht real waren, bedeuteten sie ihm fiel, weil es aktuell die einzige Option war, ihr so nahe zu sein. Bevor es noch mit ihm durchgehen würde, wandte er seinen Blick schleunigst ab und drehte sich auf die Seite. Es mochte vielleicht bösartig klingen, aber er hoffte inständig, dass bald etwas gehörig daneben laufen würde, damit er endlich in Aktion treten konnte. So konnte es einfach nicht mehr weitergehen und er würde dem Ganzen schleunigst ein Ende bereiten müssen, bevor er sich und sie noch weiter quälte. Er hasste sich zutiefst dafür, dass er sich in sie verliebt hatte und wusste nicht, wie er damit umgehen sollte. Gewissensbisse und Stimmungsschwankungen plagten ihn und ließen es nur erschwert zu in den Schlaf zu finden.
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Feuer der Leidenschaft - Dunkle Begierde
ParanormalVon der Gesellschaft verstoßen und heimgesucht von einem mysteriösen Dämonenfürsten, versucht Melodie verzweifelt einen Platz in ihrer tristen Welt zu finden. Im Stich gelassen und Verraten von den Menschen, die sie gebraucht hätte, begibt sie sich...