Kapitel 4

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Die Bürger Esgaroths schleppten sich bis zu den Ufern des Sees. Verletzt, erschöpft und verängstigt. So weit Bard sehen konnte rannten Menschen umher und suchten ihre Kinder oder Angehörige. Andere halfen die zahllosen Leichen aus dem Wasser zu ziehen.

Der Seemensch trug noch immer die bewusstlose Frau im Arm, nicht sicher was er mit ihr tun sollte. Hier, inmitten diesen Chaos würde er sie nicht versorgen können! „Ahvril!", erklang plötzlich eine Stimme aus der Menge. Bard sah auf und erkannte einen Elben. Mit dem gesunden Misstrauen, was jeder Seemensch den Waldlandelben entgegenbrachte, trat er einen Schritt zurück und verstärkte seinen Griff um den zierlichen Körper der Frau. Schnell und Leichtfüßig sprang der blonde Elb über mehrere Trümmer und blieb kurz vor Bard stehen, seine wachen Augen huschten über die Frau, als suche er nach einer Verletzung. „Was ist mit ihr passiert?", fragte er und streckte eine Hand nach ihr aus, doch Bard trat aus seiner Reichweite. Sofort verhärtete sich der Blick des Elben. „Mein Name ist Legolas, ich bin der Sohn des Königs und dies ist eine unserer Leute", sagte er streng und Bard hob eine Augenbraue. „Sie ist ziemlich kleine für eine Elbenfrau", meinte er nur trocken, nicht beeindruckt von den Titeln des jungen Prinzen. Er wollte aber auch keinen Ärger mit Thranduil und etwas im Blick dieses Jungen versicherte Bard, das er ihr nichts zu Leide tun würde. „Ich kümmere mich um sie. Sie braucht elbische Arznei." Bard nickte unsicher und trat wieder näher. Vorsichtig legte er die Frau in die Arme des Elben, der sie sehr sachte entgegen nahm. Ihr Kopf fiel gegen seine Schulter und er sah besorgt auf sie herab. „Vielen Dank", murmelte der Blonde und ging davon.


Ahvrils Kopf schmerzte. Jedes Glied ihres Körpers schien zu brennen. Nur langsam kehrte ihr Bewusstsein zurück, fast so als fürchte sie sich vor dem Schmerz. Sie fühlte sich als liege sie seit Jahren in einer Dunkelheit, die sie erst jetzt gehen ließ. Langsam öffnete sie die Augen und zuckte zusammen bei dem hellen Sonnenlicht, was den blauen Himmel über ihr erstrahlen ließ. Es war merkwürdig still. Nur in der Ferne drangen gedämpfte Geräusche an ihr Ohr. „Sei vorsichtig. Dein Arm könnte gebrochen sein."

„Legolas?", ihre Stimme war rau und kehlig, fast so als habe sie eine Nacht lang geschrien. Erinnerungen an einen goldenen Drachen blitzten in ihrem Geiste auf und erst jetzt kam alles wieder zu ihr zurück. Sofort setzte sie sich auf und ignorierte die Proteste des Elben. „Smaug ist tot", platzte sie heraus und sah Legolas erstaunt an, „ich habe es geschafft."

„Das hast du, ja", erwiderte er und lächelte leicht. Die Celva spürte wie eine riesige Last von ihr ab fiel. Sie fühlte sich – frei. All die Jahre hatte sie nur auf dieses eine Ziel hinaus gelebt und jetzt war Smaug tatsächlich tot. „Wo sind die Zwerge? Kili, Fili und Bilbo?", fragte sie hastig und sprang auf die Füße. Legolas tat es ihr gleich. „Du musst dich noch ein wenig ausruhen, die Wunden sind nicht komplett verheilt. Ich konnte in der kurzen Zeit nicht mehr ausrichten", warnte er und beäugte sie besorgt. Ahvril runzelte die Stirn. Selbst ihre Wut auf den Elben war wie weggeblasen worden. All ihre Sorgen vergessen nur durch diesen einen Triumph. „Ich muss zu Kili", wiederholte sie, diesmal etwas strenger und ihre Freude zurückhaltend. Ihre Vergangenheit mit Legolas durfte sie nicht so einfach vergessen. Er hatte Fehler gemacht und diese waren nicht leicht zu verzeihen. Legolas nickte nur ergeben, als hätte er ihre Gedanken gehört. Er trat bei Seite, als Andeutung sie gehen zulassen. „Danke. Für die Hilfe. Wir reden später. Jetzt will ich einfach nur zu Kili", sagte sie entschuldigend und lief in Richtung der Stimmen am Ufer des Sees.

Zu ihrem Entsetzen erwarteten sie abscheuliche Bilder. Die Bürger der Seestadt zogen massenweise Leichen und Verletzte aus dem Wasser. Überall lagen Trümmer und Menschen schrien. Kurz erfasste Ahvril Panik. Was wenn sie es nicht geschafft hatten? „Kili!", schrie sie so laut sie konnte, in der Hoffnung ein Echo zu bekommen. „Fili!", versuchte sie es erneut und bahnte sich dabei einen Weg durch die Menge. Immer wieder wurde sie angerempelt, wobei sie ihren verletzten Arm an sich presste. „Kili!", rief sie wieder, doch immer noch keine Antwort. Es half auch nicht besonders, das die Menschen einen Kopf größer waren als sie. „Fili!"

„Ahvril?", endlich hörte sie Jemand! Fast hätte die Celva Filis Rufen überhört durch all die anderen Schreie um sie herum. „Ahvril!", mischte sich eine zweite Stimme unter die Erste. „Kili!" So schnell sie konnte schob sie sich durch all die Menschen, bis sie das Ufer des Sees erreichte. Wenige Meter auf dem Wasser vor ihr trieb ein Boot. Ahvril erkannte es als eines aus der Stadt. Kili, Fili, Óin und Bofur standen darauf, alle Blicke auf sie gerichtet. Jeder von ihnen hatte ein Paddel in der Hand. „Los! Komm schon!", rief Fili erneut, ein breites Grinsen auf den Lippen. Ohne zu überlegen stürzte Ahvril sich ins Wasser. Sie sank bis zur Hüfte ein, kam aber unbeschadet an dem kleinen Boot an. Kili griff ihre Oberarme und zog sie hinein. Ahvril verzog das Gesicht und sah auf ihren Arm, der nun wieder zu bluten begann. Als der Zwerg sie jedoch dann in eine feste Umarmung zog, war der Schmerz vergessen. Alle Lachten und Jubelten fröhlich, ein Zwerg nach dem anderen schloss sich der Umarmung an. „Wir haben es geschafft!", rief Bofur aus und klatschte in die Hände. „Wir haben es geschafft", hauchte Kili, sein Blick verließ nicht einmal Ahvrils Gesicht. Die Celva empfand es als genauso schwer ihre Augen von ihm zu lassen. Langsam legte sie ihm eine Hand an die Wange und lächelte. „Ich bin so froh das es dir gut geht", flüsterte sie und ein kleines Grinsen formte sich an seinen Mundwinkeln. „Na los! Gehen wir zu den anderen! Gehen wir nach Hause", meinte Fili und drückte seinem Bruder das Paddel wieder in die Hand. Mit einem letzten Lächeln zueinander setzten sie ihren Weg fort.

Keiner von ihnen konnte in ihrer Freude ahnen, was sie im Erebor vorfinden würden. 

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⏰ Letzte Aktualisierung: Jul 15, 2015 ⏰

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