The secrets they hide

Don't cry Em

Im Gegensatz zu Lucy, wohnt Em mit einigen Freundinnen in einer WG. Als wir in ihr Zimmer gehen, bin ich beeindruckt von der Ordnung die dort herrscht. Auf ihrem Schreibtisch befinden sich lediglich ein paar Stifte, ein zart rosa Mäppchen sowie ein Laptop. Ihr Bett ist perfekt gemacht und auf ihrem Nachttisch liegen, in einer Schale Nagellacke, in den Farben weiss und rosa. Um ihr Bett hängen Lichterketten an denen Bilder angebracht sind. Bilder von ihren Freundinnen aus der WG, ihren Eltern. Aber kein einziges von Lucy, Tobi oder den Anderen aus der Clique. >>Sir, kann ich ihnen etwas zu trinken anbieten?<< fragt sie mich. Ich bin zwar nicht sonderlich durstig, nehme aber dennoch dankend ein Glas Wasser an. Immerhin hoffe ich, von Em mehr zu erfahren als von Lucy, was heißt, dass ich mich länger in diesem Zimmer bleiben würde. Ich setze mich auf den Stuhl ihres Schreibtischs. >>Also<< beginne ich. >>Erinnern sie sich noch an den Todesfall von vor drei Jahren?<< Eine wirklich blöde Frage. Natürlich erinnert man sich an den Tod eines guten Freundes. Erst recht wenn man selbst diejenige war, die seine Leiche gefunden hat, was bei Em tatsächlich der Fall war. An jenem Tag, wollte sie Tobi, nach einem Spaziergang mit Lucy besuchen. Als sie bemerkte, dass die Haustür offen stand, machte sich Angst in ihr breit und dann fand sie schließlich Tobis Leiche, blutend auf dem Boden liegen. Nach eigener Aussage habe sie sofort die Polizei gerufen und sei dann aus dem Haus gegangen. >>Klar erinnere ich mich daran. Ich habe Tobi schließlich gefunden.<< >>Wissen sie noch was sie an dem Tag gemacht haben? Bevor sie Tobi gefunden haben, meine ich<< >>Ich war spazieren, wollte etwas frische Luft schnappen. Und dann bin ich zufällig bei Tobis Haus vorbei und habe die offene Tür bemerkt.<< Ich bin verwirrt.>>Ich dachte sie habe geplant, Tobi nach ihrem Spaziergang zu besuchen?<< hake ich nach. >>Ja, ist auch möglich. Die genaue Situation weiß ich nach all den Jahren auch nicht mehr. Ich weiß nur, dass ich mit Lucy spazieren war und danach zu Tobi ging.<< Ich verstehe, dass sie sich nicht mehr so genau erinnert. Allerdings macht sie das nicht gerade weniger Verdächtig. Zumindest  bestätigen Em und Lucy ihr Alibi, was dafür spricht, dass sie in dieser Hinsicht die Wahrheit sagen. >>Das verstehe ich natürlich. Haben sie denn noch Kontakt zu Lucy oder den anderen aus der Gruppe?<< Ems Miene verfinstert sich schlagartig. >>Die Freundschaft mit Lucy ging nach dem Unfall nach und nach auseinander. Die Freundesgruppe hat sich ohne Tobi aufgelöst und man hat sich auseinander gelebt. Aber wir haben uns nicht im Streit getrennt oder so. Anfangs habe wir uns noch öfters getroffen um  gemeinsam zu trauern.  Der einzige der plötzlich nichts mehr mit mir zu tun haben wollte, war Dean.<< >>Interessant. Wissen sie warum Dean den Kontakt zu ihnen abgebrochen hat?<< Em zuckt nur mit dem schultern. >>Ich habe nicht die geringste Ahnung, Sir. Aber wieso wollen die dass plötzlich alles wissen. Es war doch lediglich ein blöder Unfall, oder etwa nicht?<< Ich weiß nicht ob ich ihr die Wahrheit sagen soll. Andererseits wird sie es früher oder später ohnehin selbst herausfinden. Es sei denn, sie ist die Mörderin. >>Wir vermuten, dass es sich um Mord handelt<< sage ich knapp. Em blickt mich nur fragend an, so als wäre sie nicht sicher ob ich vielleicht nur scherze. Ich nehme ihre zarte Hand und nicke. Das fröhliche blau ihrer Augen erscheint mir mit einem Mal traurig und grau. Womöglich hätte ich es sanfter formulieren sollen. Das Mädchen tut mir Leid. Auch wenn sie vielleicht nicht so unschuldig ist, wie es scheint, ihr Blick zerbricht etwas in mir. Ich merke wie sie die Tränen zurück hält. Mir war klar, dass ich durch die Ermittlungen, alte Narben aufreißen würde. Aber, dass mir die Trauer der Freunde selbst so nahe geht, habe ich nicht geahnt. Bei Dean und Bem muss ich definitiv behutsamer vorgehen. Auch wenn ich den schnellen Kontaktabbruch von Dean, äußerst seltsam finde.