Ich schreckte auf, als mein privater Hauself, Zora, plötzlich neben meinem Bett erschien und mich mit seinen großen Augen fixierte. Sein Blick war erwartungsvoll, fast nervös.
„Miss Malfoy," begann er in seiner hohen Stimme, „Ihr Vater wünscht, dass Sie heute Abend mit ihm und Ihrem Bruder zu einem Geschäftsessen gehen."
Ich nickte und hob das Buch, in das ich gerade vertieft gewesen war, ein wenig höher. „Danke, Zora. Sag ihm, ich habe es vernommen." Mit diesen Worten wandte ich mich wieder meinem Buch zu – meinem geliebten Jane Austen-Roman, den ich bereits zum dritten Mal las. Jane Austens Figuren boten mir eine Art Zuflucht, eine Welt, in der Freiheit und Liebe auf wundersame Weise die Oberhand gewannen.
Doch als ich kurz darauf aufsah, stand Zora immer noch da, leicht zusammengekauert. „Was gibt es noch?" fragte ich, den leichten Anflug von Ungeduld in meiner Stimme nicht verbergend.
„Ihr Vater wünscht außerdem, dass Sie in angemessener Kleidung erscheinen," fügte er leiser hinzu. „Die Presse wird auch anwesend sein..."
Ich seufzte und nickte knapp. „Gut, Zora. Sag ihm das."
Zora verschwand mit einem leisen Plopp, und ich klappte das Buch schließlich seufzend zu. Ich schwang meine Beine über die Bettkante und blickte zum Fenster hinaus. Der Regen hatte eingesetzt und verwandelte den Garten in ein trostloses Grau. Ein passendes Bild zu meiner Stimmung. Ich schloss das Fenster, um die kühle Feuchtigkeit draußen zu halten, und dachte darüber nach, warum mein Vater ausgerechnet heute Abend auch mich dabei haben wollte. Normalerweise musste nur Draco mit ihm zu diesen formellen Anlässen – und das war mir mehr als recht.
Nach kurzem Überlegen setzte ich mich an meinen Schreibtisch und zog ein leeres Blatt Pergament hervor, um Pansy einen Brief zu schreiben. Pansy Parkinson, Dracos Freundin, war mir in den letzten zwei Jahren ans Herz gewachsen. Sie war oft bei uns, und wir hatten uns angefreundet, obwohl sie ganz andere Vorstellungen von der Welt hatte. Ich erzählte ihr von dem Abend und dass ich die Ferien kaum erwarten konnte, um dem Alltag im Internat zu entfliehen. Mein Vater hatte nie gewollt, dass ich nach Hogwarts gehe. Warum, das wusste nur er. Manchmal dachte ich, er würde lieber sehen, wie ich in irgendeinem düsteren Schloss eingesperrt und geschult werde, anstatt zu lernen, meinen eigenen Willen zu haben.
Nachdem ich den Brief unterschrieben hatte, rief ich meine Eule herbei, die von dem Regen klatschnass war. Ich befestigte den Brief an ihrem Bein und sah zu, wie sie durch das trübe Grau des Himmels verschwand.
Kaum war die Eule außer Sichtweite, klopfte es an der Tür. „Ich bin's. Kann ich rein?" Dracos Stimme klang gedämpft, doch ich konnte das Lächeln darin hören.
„Ja, komm rein." Ich drehte mich zur Tür und sah, wie Draco mit einem neckischen Grinsen hereinkam. Er ließ seinen Blick über mich schweifen und zog die Augenbrauen hoch.
„Sag mal, für nachher ziehst du dich schon noch um, oder? Ich hätte dich gerne noch eine Weile als Schwester," meinte er spöttisch.
Ich schaute an mir herunter und grinste. Ich trug sein langes Shirt mit einem grünen Drachen auf der Brust – eines meiner Lieblingsstücke aus seiner Sammlung. „Ach, ich dachte, ich kombiniere es mit meinem Hermes-Gürtel. Das sollte doch reichen, oder?" entgegnete ich süßlich.
Er schüttelte den Kopf und lachte leise. Dann wurde er ernster und setzte sich auf die Kante meines Schreibtischs. „Im Ernst, ich hab keine Ahnung, warum Vater will, dass du dabei bist. Normalerweise hält er dich doch von solchen Treffen fern."
Ich zuckte mit den Schultern. „Vielleicht braucht er einfach noch ein schmückendes Beiwerk. Du weißt, wie sehr ihm das ‚markellose Aussehen' wichtig ist."
Draco nickte langsam. „Von mir erwartet er Dienste und Loyalität – alles im Namen des Dunklen Lords. Von dir erwartet er... Aussehen und Benehmen. Wieso er dich plötzlich einbezieht, das weiß ich nicht. Und Fragen stellen bringt bei ihm nichts, das weißt du."
Draco hatte recht. Er stand voll und ganz auf der Seite unseres Vaters, und mit den Jahren hatte er sich sogar einen Namen unter den Geschäftspartnern gemacht, die sich in den Kreisen unseres Vaters bewegten. Mein Vater sah in Draco den perfekten Sohn und Nachfolger, während ich stets die hübsche, schweigsame Tochter bleiben sollte, die seine Familie in makellosem Licht repräsentierte.
Ich betrachtete mich im Spiegel neben dem Schreibtisch. Meine blonden Haare, die mir bis zur Brust reichten, bildeten einen krassen Kontrast zu meinen blau-grauen Augen, die in einem leichten Blau schimmerten und leuchteten, wenn das Licht sie richtig traf. Mein Gesicht war durch markante, fast aristokratische Züge geprägt – wie das von Draco. Und doch war da etwas, das meinen Vater dazu veranlasste, mich immer wieder zu übersehen. Ich war klein, zierlich, und dennoch hatte ich eine Präsenz, die die Blicke der Leute auf sich zog – etwas, das meinem Vater vermutlich wenig bedeutete.
Draco dagegen war groß, fast doppelt so breit wie ich und durch und durch ein Malfoy. Mit seinen 1,85 m und den scharfen Gesichtszügen erinnerte er an einen Krieger, auch wenn er manchmal seine Haare unordentlich trug, was seinen ernsten Ausdruck nur noch mehr betonte.
Tief im Innern wusste ich, dass ich niemals die Anerkennung von unserem Vater bekommen würde, die ich mir wünschte. Stattdessen war ich sein Blitzableiter, an dem er alles ausließ, wenn etwas nicht nach Plan lief – und das kam oft genug vor. Draco wusste davon, doch er sprach nie darüber. Ich konnte es ihm nicht verübeln; er tat, was nötig war, um in dieser Welt zu bestehen.
„Vater hat gesagt, wir treffen uns um 18 Uhr unten," sagte Draco schließlich und stand auf. „Ich komme vorher bei dir vorbei, um dich abzuholen." Er beugte sich vor und drückte mir einen Kuss auf die Wange. „Zieh was Hübsches an – und keine Sorge, ich hab noch eine kleine Überraschung für dich."
Ein Lächeln stahl sich auf mein Gesicht, und ich nickte. Draco verließ das Zimmer, und für einen Moment war alles still. Die Aussicht auf diesen Abend lastete schwer auf mir, doch in Dracos Nähe schien es erträglicher zu sein. Ich atmete tief durch und begann widerwillig, mich für das Dinner fertig zu machen.
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Be my teacher Riddle
FantasyBlair Victoria Malfoy, die Schwester von Draco Malfoy, geht für ihr letztes Jahr nach Hogwarts. Dort lernt sie den Teufel höchst persönlich kennen und sie gehen ein Deal ein der nicht nur Vorteile hat. 18+