Es dauerte ziemlich lang, bis ich herausgefunden habe, wo Dean aktuell wohnt. Kein Wunder. Denn offiziell hat er gar keine Wohnung und bei seinen Eltern wohnt er auch nicht mehr. Tatsächlich kommt er seit ein paar Monaten bei einem Freund, in dessen Studenten Wohnheim unter. Dean führt mich zum Esstisch und setzt sich. Ich tue es ihm gleich. Er wirkt etwas angetrunken. Aber vielleicht bilde ich es mir auch nur ein. Auf der Couch, gleich neben uns, sitzen die anderen aus dem Wohnheim. Auf dem Tisch stehen Vodka Falschen und es riecht nach Rauch. Ich bin mir nicht ganz sicher ob es unter diesen Umständen sinnvoll ist, ihn zu befragen. Aber was soll's. Wenn Dean wirklich noch ein paar Promille im Blut hat, verplappert er sich womöglich. Den Grund für meinen Besuch, habe ich ihm bereits versucht zu erklären. Aber er wirkt ziemlich abwesend. >>Also, kannst du dich noch an Em erinnern?<< frage ich. >>Welche Em? Ich habe diesen Namen noch nie gehört.<< antwortet er. Wieso lügt er mich an? >>Em war eine deiner engsten Freundinnen. Aber nach Tobis Tod, hast du den Kontakt zu ihr abgebrochen. Wasist passiert?<< Deans Augen wirken plötzlich wacher und er verzieht das Gesicht. >>Weil sie ne Schlampe ist.<< Mit einer solchen Antwort habe ich nicht gerechnet. >>Wieso? Was ist den zwischen euch vorgefallen?<< Waren die beiden in einer Beziehung? Ich muss es herausfinden. >>Fragen sie sie doch selbst.<<, ist die Antwort die ich von Dean erhalte. Nicht sonderlich hilfreich, aber mehr, als ich von den anderen erfahren habe. Auch wenn ich nur zu gerne nachhaken würde, ich muss mich auf das wesentliche konzentrieren, wie beispielsweise sein Alibi. >>Können sie sich noch daran erinnern was sie damals, zur Tatzeit gemacht haben?<< Dean schnaubt und lehnt sich erschöpft zurück. >>Das ist lange her, Officer. Ich glaube, doch, ich bin mir sogar ziemlich sicher, dass ich bei Ben war. Wie haben zusammen Videospiele gespielt, nichts aufregendes.<< Verdammt, das selbe Alibi lieferte er der Polizei auch vor drei Jahren. Wenn Ben dies bestätigt, sagt er entweder tatsächlich die Wahrheit, oder sie geben sich wie damals gegenseitig Alibis, was wiederum bedeutend würde, dass ich kein Stück weiter bin, als die Ermittler vor drei Jahren.>>Also, Dean. Wie war ihre Beziehung zu Tobi und den anderen aus der Clique? Ist ihnen irgendetwas aufgefallen? Gab es Streit oder war Tobi auf jemanden nicht gut zu sprechen<< Ich erwarte nicht mehr als ein ,nein' oder ,es war alles wie immer' aber diese Frage gehört eben dazu. Dean sieht hinüber zu seinen Freunden und als ich ihn anblicke, kommen mir seine dunklen Augenringe noch etwas ausgeprägter vor. Um ehrlich und zu sein, sieht er aus wie ein Junky, aber das geht mich nichts an. Ich bin aus einem anderen Grund hier. >>Da war nichts. Oder, naja, Ben und Tobi kamen nicht wirklich gut miteinander klar.<< Interessant. >>Und wissen sie auch wieso?<< Dean reibt sich die roten Augen. >>Tobi war ein Mobber. Bens Mobber.<< erwidert er trocken. Wow, das rückt Ben natürlich in ein ganz anderes Licht. >>Danke Dean, für die ehrliche Aussage<< sage ich und bezweifle, dass er sich dem wert seiner Aussage überhaupt bewusst ist. >>Plötzlich steht Dran auf und verlässt den Raum. Aus dem Badezimmer vernehme ich ein würgen und mir wird schlecht. Die Jungs auf dem Sofa sehen zu mir hinüber. Einer ruft plötzlich >>Hey, Mister Officer! Ich glaub das war's dann mit dem Verhör!<< Die anderen brechen in Gelächter aus. Aber vermutlich haben sie recht. Außerdem kann ich es kaum erwarten, aus dem nach Alkohol riechenden Zimmer, durch die Tür an die frische Luft zu gehen. Kurz überlege ich, ob ich mir Sorgen um Dean machen sollte. Aber er ist jung, er hat vermutlich einfach nur zu viel gefeiert und dabei zu viel getrunken. Und er ist ja nicht alleine. Und überhaupt geht es mich nichts an. Er hat mir alles geliefert was ich brauche. Alles weitere ist nicht mehr mein Problem. Mein Problem ist es, dass ich unbedingt noch heute zu Ben fahren muss um ihn mit dem Mobbing zu konfrontieren. Er hat nie etwas davon erzählt. Laut ihm waren Tobi und er enge Freunde. Wenn Ben der Mörder ist, wäre der Fall ziemlich schnell gelöst. >>Also dann, auf Wiedersehen, Jungs!<< rufe ich ihnen zu bevor ich die Wohnung verlasse und mein Puls zu rasen beginnt.
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They all have a secret
Teen FictionVor drei Jahren ereignete sich ein Mordfall an einem Jugendlichen. Es gab damals vier Tatverdächtige, die engsten Freunde des Mordopfers. Doch dass, wie sich die Polizei damals sicher war, einer seiner Freunde, an dem Mord beteiligt war, konnte nie...