Den Schatten überspringen

Die Zeiten von Sandro und Mislav

In der Nähe vom Lebensmittelgeschäft in Koprivnica ... dort neben dem Kiosk, wo der tägliche Markt stattfindet, und wo Milan mit Ivo normalerweise morgens bei einem Kaffee das neuste aus dem Leben sich gegenseitig mitteilten, hat sich eine große Warteschlange zum Einkaufsladen gebildet. Den, wie jedes Jahr macht man große Einkäufe für die besondere Zeit. Heute gibt es Lieferung, man weiß noch nicht, ob die exotischen Zitrusfrüchte für die Weihnachtszeit ankommen werden oder nicht. Maja, das kleine Mädchen absolvierte noch keine Schule, aber sie ging oft mit ihrer Mutter einkaufen und stand schon mal des Öfteren mit in langen Schlangen. Maja hatte ihrer Mutter schon eine Stunde lang, lästige Fragen gestellt, wie so ein Kind ist ohne zu achten, wo und warum, jetzt und hier egal mit unbeeindruckten Argumenten einfach durchfragen was das Herz begehrt. Sie hielt in beiden Händen ein Buch, das sie von ihrer älteren Schwester bekam. Ein ungewöhnliches Buch für ein Kind über antike Außerirdischen mit vielen Bildern. Die Zeichnungen im Buch zeigten einige Menschen zur Hälfte in Gestalt des Tieres einige großer, einige kleiner in verschiedenen Lebenssituationen dargestellt.

--- Mama, Mama, warum sind einige Leute auf diesen Bildern so groß, und warum hat er so einen Kopf? - fragte Maja und zeigte mit einem Finger auf eine Seite des Buches.

--- Und, dieser Herr mit dem Kopf mit Vogel, wieso fliegt er nicht? ---

---Ne, ne, nein! Ich kann jetzt nicht", Zischte ihre Mutter genervt. ---

Herr Mislav mischte sich in das Gespräch ein, alle hörten zu, was in dieser engen, langen Warteschlange nicht schwerfiel. Sowieso niemand hatte sonst etwas anderes zu tun außer rumstehen. Herr Mislav war ein Lehrer im Ruhestand, er genoss die Zeit und hätte gern die Wahrheit gesagt, nicht wie früher in der Schule, musste er aufpassen, sich strikt an die Regeln halten. Jetzt war ihm endlos unwichtig, was die anderen über ihn denken und weiter sagen die Freiheit, eben.

--- Mit Knochenstaub verschmiert hat der frühere Mensch im Licht der Vergangenheit den großen Kopf, der die große Zirbeldrüse beherbergte als der Moderne. --- Alle verstummten und wunderten sich einen Moment über alles und nichts, und besonders niemand verstand Herrn Mislav was er gerade gesagt hat. Die kleine Maja versteckte sich schnell hinter den Röcken ihrer Mutter und begann zu weinen.

--- Was reden Sie da, und machen dem Kind Angst. ---Die entsetzte Mutter zischte laut, fast jeder in der Warteschlange hörte es. In diesem Moment einfach reagierte sie intuitiv, alles um sie zu schützen und besonders das eigene Kind.

--- Ich muss nicht --- antwortete ruhig Herr Mislav.

--- Wen stört? --- warf Sandro aus der Menge ein, dessen Baskenmütze aus der Schlange durch seine große hervorgestandene Statur.

Sandro im Gegenteil zu anderen aus der Warteschlange genoss noch nicht lange die Freiheit, erst seit mehreren Tagen wurde er entlassen aus der Strafanstalt. Dort verbrachte er viel Zeit mit sich selbst, die langen Abende in der Einzelzelle haben in seinem inneren deutlichen Abdruck der Einsamkeit hinterlassen, die sich überdimensional ausbreiten mag. Er interessierte sich für das, was er nicht ganz verstand. Außerdem hatte er seit seiner Kindheit andere verteidigt, auch körperlich, wenn es sein sollte. Das war seine Weltanschauung, die er selber nicht verstand. Ja, fast jeder in der Warteschlange kannte sich vom Sehen, aber niemand wollte zu viel über sich preisgeben und alle einfach schwiegen. Kurz danach saß Maja auf dem Bürgersteig in der Nähe des Ladens und warf wütend Kieselsteine auf die Straße. Das Buch über die antiken Außerirdischen landete wegen dieser Unbesonnenheit in der Mülltonne da es in der Tasche der Mutter kein Platz gab für sowas. Und Herr Mislav? Er konnte endlich sprechen über sein verborgenes Wissen und jemanden wie Sandro überliefern. Und Sandro? Er könnte jemanden verteidigen, wenn er endlich den Zusammenhang erkennen würde. In der kleinen aber gemütlichen Wohnung von Herrn Mislav trafen sie sich schon fast regelmäßig zusammen mit Sandro. Und in der Küche beim warmen Getränk, führten sie bis späte Stunde bizarre Gespräche durch.