Stille Fragen aus Milo Zeit

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Milo erzählte, dass er einen Vogel in der Brust trägt, der immer wieder flattert und aus ihm herausfliegen will. So verglich der Junge ein Erlebnis, als er und sein Vater einmal die Tauben aus der Scheune in die Freie fliegen ließen.

--- Habe ich auch so eine Taube in mir drin? Wer gibt den einen Anstoß zum Fliegen, und wie flattern sie aus mir heraus? Nein, ich habe einen Waldvogel, einen Kuckuck... Beschloss er fest. Milo ein kleiner Junge vom Lande, mit sehr fröhlich und außergewöhnlichen Sensibilität für das allgegenwärtige Immaterielle, drückte seine Neugier in den Fragen an seine Eltern und Großmutter aus, die für sie in Allgemeinen ziemlich stressig erschien. Da sie vor allem einfach die Antworten nicht kannten, oder von den geplagten Fragen charmant aus dem Weg gingen und sagten nur - geh zur Mutter oder umgekehrt zum Vater, jetzt habe ich keine Zeit für sowas! --- Nicht allzu enttäuscht näherte sich Milo seiner Großmutter, die den ganzen Tag nichts anderes tat, als Kreuzworträtsel auf der Veranda zu lösen. Enttäuscht rannte er also voller fragwürdiger Gedanken und Fantasien durch den Wald, bis er sprunghaft eine Lichtung erreichte. Es war schön dort zu liegen und in den blauen Himmel zu schauen. Da war er von warmer und weicher Luft umgeben, unbegrenzter Freiheit ohne nervige Gedanken, endlich eigene Welt in dem Kopf. In solchen Momenten dieser inneren Stille blickte Milo oft zurück und erinnerte sich an das, was in seinem findigen Leben zuvor geschehen war.

Plötzlich kam ihm ein außergewöhnlicher Gedankenstreich in den Kopf.

--- Hem, was ist in dem Menschen drin?... fragte sich selbst, sprang hastig von seinem warmen Plätzchen und ging unruhig durch den Wald, begleitet von tausenden Augen der Ameisen, Käfern und Fliegen. Zuallererst lockte die Welt der Pflanzen mithilfe der gegenseitigen Symbiose durch ihre Düfte den nichtsahnenden Milo an den geheimen Ort, dass er eigene Dimension bald überschreiten wird.

So, blieb Milo an seiner Stelle am Waldteich stehen, wo er sich wohl und sicher fühlte. Der Tag ging langsam zu Ende, es dunkelte um ihn herum bereits und er wollte nicht einmal glauben, dass er sein Nest in der Dämmerung verlassen müsse. Zugleich starrte das Wasser Milo mit monotoner Ruhe eines formlosen Auges an.

Und so kontinuierlich, bis es ihn auf seine Frequenz einstellte, in der er für einen Moment in Frieden döste. Die Wasseroberfläche trug feuchte Düfte aus dem Wald, die Milo wiederum mit seinen Geruchsrezeptoren aufnahm. Im matten Sumpfwasser überwuchert von dickem Grasbüschel, die hier und da sich majestätisch wie Segelschiffe hervor stachelten. Bunte Käfer saßen auf einigen Grashalmen, öffneten ihr Chitin haltige Rüstung, breiteten ihre Flügel aus und flogen davon. Das stille Wasser im Wald stand Strahlen der Sonne frei da, mit einer kugelförmigen Oberfläche wie ein Geisterspiegel. Hier hat die Natur einen anderen Zeitraum, sie unterliegt nicht dem Kreislauf des menschlichen Lebens. Grillen und Abendzikaden spielten bereits ihr Konzert mit den krächzenden Fröschen, wie immer in ihrer mystischen Betonung. Infolgedessen wurde in Milos Kopf ein übermäßig bewusster, höherer Klang freigesetzt. Als der erste Abendnebel, begleitet von einem leichten Wind, auf die Waldlichtung und die Oberfläche des Teiches fiel, sah Milo im Wald eine ganze Reihe von Waldanimus begleitet. Echos von Wildtieren und Waldvögeln, die sonst unsichtbar dem menschlichen Auge verborgen bleiben, begleiteten das Ereignis. So aus einem Moment der Waldbrise, die kleine Mikro Wasser-Tröpfchen in der Luft bildete und markierte die erste Waldnymphe, die Milo vor den Augen für einen Moment erschien.

„Achte nicht auf das Hindernis, vielleicht ist es nicht da. Ein Sonnenstrahl fällt auf alles und jeden, egal zu welcher Zeit oder in welchem Rhythmusbereich, so wie alles seine Zeit für den Schatten und der Sonne hat, und du kannst mich fragen, was dein Geist begehrt." --- Als aus dem Nichts kündigte sich die Nymphe an. Milo wurde in einen Tunnel von Gedanken hineingezogen, der ihm bisher unbekannt war, was ihm unheimlich schien. Aber seine Neugier löschte schnell Milos Besorgnis aus. Er ging auf die Stimmen und das Bild einer Nymphe zu. Zu seinem Erstaunen war es nicht draußen, sondern in ihm, nicht im Wald, sondern in seinem Kopf zu erkennen ... -komisch, dachte er.

„Es ist immer genau jetzt, wo du bist, Vergangenheit, Zukunft, Gegenwart sind für die Natur nicht wichtig, und du denkst jetzt nicht an die Vergangenheit oder die Zukunft. Lebe in einem Moment, nicht nur an einem Tag, weißt du?"

"Bist du dieser Vogel, der in meiner Brust flattert?" --- fragte der kleine Milo naiv.

„Wenn du willst ... aber wenn es ein Waldvogel sein sollte, unterscheiden sie sich in Singen, sie wissen genau, wann sie ihren Klang verstärken sollen, der zwischen jedem Waldblatt verschiedener Bäume und Sträucher vibriert. Sie mildern auch den Klang, den diese Ambrosia für den menschlichen Geist umwandelt. Nun, du kennst ihn von deinem Vogel, über sich selbst. Du bist ein kluger Junge und verstehst mich oder du wirst es ein wenig später begreifen. Es gibt zwei Arten von Lernzeiten von und für innen und außen. Meistens lernst du von außen, obwohl das Innere in Echtzeit ist. Obwohl alles bereits in uns ist, wollen die Menschen mehr Wissen von außen ergreifen. Das sammelt und sammelt, verarbeitet wie eine Biene und ignoriert sein eigenes wahres Wissen, das von innen kommt. Behalte also nicht deinen inneren Frieden und strebe nicht danach, alles andere wäre dann nicht von Bedeutung."

"Wer bist du, wo bist du, hast du einen Namen?"

Milo spielte mit vielen Fragen und sah sich um, als hätte er etwas im Gras oder im Gebüsch verloren.

"Ich werde dich nicht verlassen, du bist nicht allein, hab keine Angst. Wenn du in die ruhigen Momente des Lebens eintauchst, werde ich auf dich aufpassen und dich nicht mehr verlassen, ich liebe dich und ich bin ein Geschöpf namens Nana. In der Zwischenzeit werde ich für dich da sein, wenn du deine Fragen fragst oder keine Antwort bekommst."

Zu Hause fragten sich alle, wie ruhig und nachdenklich Milo geworden ist, und Oma Jelka erhielt Antworten auf eine andere, kultivierte Weise wie nie zuvor von Milo, der noch nie Zeit für sie oder andere gehabt hatte.


Den Schatten überspringenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt