Das Interview

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PoV. Arthur

Ich stehe vor Pauls Zimmertür in seinem Elternhaus und spüre, wie mein Herz gegen meine Rippen schlägt. Ja, ich war extra nach Estland geflogen, um endlich mit ihm reden zu können. Ich will ihm sagen, dass ich endlich eine Entscheidung getroffen habe, doch die Worte, die auf meiner Zunge brennen, scheinen nicht stark genug für das zu sein, was zwischen uns steht.


Wochenlang habe ich mich in einer Nebelwand aus Selbstschutz und Zweifeln versteckt doch jetzt, mit meiner Hand auf seiner Türklinke, fühle ich, dass das nicht länger möglich ist.
Paul öffnet die Tür und sieht mich an, als hätte er mich längst aufgegeben. Seine Augen sind dunkel und müde, sein Gesicht ist blass, und ich weiß, dass mein Zögern ihn zermürbt hat. Es tut weh, ihn so zu sehen, zu wissen, dass ich daran schuld bin. Ich will alles sagen, ihm erklären, wie schwierig es für mich ist, die Erwartungen meiner Familie zu enttäuschen, mich der Öffentlichkeit zu stellen. Doch ich merke, dass diese Worte zu spät kommen. Worte sind längst nicht mehr genug.

„Paul," beginne ich mit einem Kratzen im Hals. „Ich weiß, dass ich dir wehgetan habe und es tut mir leid. Ich weiß auch, dass du keine Ausreden hören willst." Pauls Augen verengen sich kaum merklich, und ich sehe den Hauch von Hoffnung, der in ihnen aufflackert, bevor er schnell wieder verschwindet. „Aber das Warten hat ein Ende. Ich werde heute bei dem Interview die Wahrheit sagen über dich, über uns."Paul schweigt. Er schaut auf den Boden, und ich spüre, wie sich eine Distanz zwischen uns auftut, die ich nicht mehr überbrücken kann. „Arthur, das klingt, als würdest du eine Schuld begleichen wollen." Er seufzt. „Ich brauche keine Versprechen mehr, Arthur. Ich brauche dich oder gar nichts."Ich will ihn erreichen, will ihm sagen, dass er mir alles bedeutet, doch die Worte scheinen ihn nicht mehr zu erreichen. Ich verabschiede mich leise und gehe mit einem schweren Gefühl auf der Brust aus dem Zimmer, dann aus dem Haus, zurück auf die Straße. Diesmal werde ich nicht auf halbem Weg umdrehen.

Im Studio warten bereits meine Brüder, auf mich. Charles sieht mich ernst an, mit diesem unerbittlichen Ausdruck in den Augen, den er immer aufsetzt, wenn er der Meinung war, ich sei dabei, einen großen Fehler zu machen. Lorenzo steht mit verschränkten Armen daneben, unbeteiligt wirkend, doch ich kenne ihn gut genug, um den unterschwelligen Unmut zu spüren.„Arthur", sagt Charles leise, als ich näher komme. „Überleg dir genau, was du hier machst. Ein unbedachter Satz und du kannst alles aufs Spiel setzen. Karriere, Familie, alles."Seine Worte treffen mich, wie sie es zuvor immer getan hatten, doch diesmal prallen sie an mir ab.
Ein Teil von mir will, dass sie verstehen, warum ich das tue, doch ich weiß, dass dies eine Illusion ist. Ich atme tief durch, nicke knapp, um ihm zu zeigen, dass ich ihn durchaus verstanden hatte und gehe auf meinen Platz, vor der Kamera, zu.

Das Interview beginnt mit harmlosen Fragen über meine Karriere, kommende Projekte und Pläne. Doch dann stellt die Interviewerin die Frage, auf die ich gewartet habe die Frage, die alles ändern wird.„Arthur, in letzter Zeit gab es ja eine gewisse Aufruhe um die Person, Paul Aron, einem Freund aus ihren Premazeiten. Wenn man kleinen Gerüchten glauben schenken mag, scheint das zwischen Ihnen und Paul mehr als nur Freundschaft zu sein. Möchten Sie sich dazu äußern?"Ich spüre, wie mein Herz einen Schlag aussetzt. Das ist der Moment, der Punkt ohne Wiederkehr. Ich hebe den Kopf und sehe direkt in die Kamera, als würde ich mit Paul selbst sprechen.„Ja," beginne ich, ohne einen Hauch von Zweifel in meiner Stimme. „Es stimmt. Paul und ich sind mehr als nur Freunde. Ich liebe ihn."


Die Stille im Raum ist fast greifbar. Ich weiß, dass Charles und Lorenzo am Rand stehen und mich fassungslos anstarren. In ihren Augen sehe ich Enttäuschung und Entsetzen, aber auch eine Spur von Schmerz. Doch das ist nicht mehr wichtig. Ich spreche weiter, meine Stimme fest und ruhig.

„Paul ist mir mehr wert als alles andere und das ist keine Laune oder ein Experiment für mich gewesen. Ich werde mich nicht länger verstecken, nur um jemandem zu gefallen, der mein wahres Ich nicht akzeptieren kann." Ich atme tief ein und blicke wieder in die Kamera. „Viele glauben, dass ich mich zwischen meiner Karriere und meiner Liebe entscheiden muss, aber ich werde das nicht tun. Ich werde meinen Weg gehen mit oder ohne Unterstützung."Die Interviewerin nickt, überrascht und sichtbar bewegt, doch ich merke kaum, was um mich herum geschieht. Für mich zählt nur, dass ich das Richtige getan habe.
Das Interview ist bald zu Ende, und ich verlasse das Studio. Als ich auf die Straße trete, fühle ich die kühle Luft auf meinem Gesicht und das schwere Gewicht, das sich von meinen Schultern löst. Doch anstelle von Erleichterung ist da nur eine tiefe, schmerzende Leere. Paul hatte nicht darum gebeten, dass ich ihm das verspreche, er hatte einfach nur gehofft, dass ich bei ihm bin.
Ein paar Stunden später, zurück in meinem Apartment, öffne ich mein Handy und scrolle ziellos durch die Nachrichten. Das Interview wurde bereits veröffentlicht, und es gibt eine Flut an Reaktionen, die mich fast überrollt. Doch was mich wirklich beunruhigt, ist die Frage, wie Paul davon erfahren hat. Hat er das Interview gesehen? Hat er mir überhaupt zugehört?Ich starre auf die Nachrichten, doch von ihm ist nichts dabei. Kein Anruf, keine Nachricht. Ein beklemmendes Gefühl legt sich um meine Brust, während ich realisiere, dass das, was ich gerade gesagt habe, nie wirklich für die Welt bestimmt war. Es war für Paul, doch vielleicht habe ich auch ihn damit verletzt. Ralf hatte mir, kurz nach der Veröffentlichung des Interviews geschrieben und gemeint, er hätte nicht erwartet, dass ich tatsächlich Öffentlich zu Paul stehen würde und irgendwie kam es rüber, als wäre der Ältere stolz auf mich gewesen.

Später entdecke ich einen Beitrag auf Social Media, einen kurzen Kommentar von Paul unter einem Artikel über mein Interview. Ein kurzer, schmerzhafter Satz, der sich wie ein Schlag ins Gesicht anfühlt: „Zu spät, Arthur."Ich spüre, wie mein Herz in meiner Brust schwer wird. Ich habe alles aufs Spiel gesetzt, aber ich bin trotzdem zu spät gekommen.


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So meine Freunde, dass war das vorletzte Kapitel, entweder dieses oder nächstes Wochenende bekommt ihr das Finale.
Denkt ihr Paul und Arthur kommen zusammen?
Lasst es mich gerne wissen ♥
Wir lesen uns ♥

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⏰ Letzte Aktualisierung: Nov 05 ⏰

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Das Rennen um die Wahrheit - Arthur Leclerc x Paul AronWo Geschichten leben. Entdecke jetzt