»1522 - Londoner Residenz des Kardinal Wolsey

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Die Kleider der schönen Damen schweifen über den Boden hinab, sie tanzen als gäbe es keinen Morgen mehr, so tue ich es ihnen gleich. Ich lasse mein Kleid schwingen und begebe mich in die Anziehende Kraft der Musik. Ich begebe mich in meine letzte Drehung als die Musik verstummt, schweigend verbeuge ich mich wie die anderen Ladys es tun und lasse mich vom Applaus des Volkes beschallen. Mein Herz schlägt unglaublich schnell was daran liegen mag, dass sowohl der Kardinal Thomas Wolsey, in dessen Londoner Residenz wir unsere Maskerade aufführen, als auch König Henry VIII uns stark bejubeln. Ich spüre wie ich erröte als ich mich wieder aufrichte und mich lächelnd zu den anderen Ladys wende. Leicht verzögert folge ich den vieren in einen der Hinteren Räume. „Es war unglaublich! Habt ihr gesehen wie der König applaudiert hat?", Mary Boleyn klatscht Begeistert in ihre Hände. „Lasst uns wieder nach draußen gehen, uns unter das Volk begeben und unser Lob ernten", meint Mary Tudor grinsend. Für sie muss es ein Abend wie jeder andere sein, als Schwester des Königs ist sie die Aufmerksamkeit durchaus gewohnt und auch die Gräfin Gertrude Courtenay ist dem Ruhm bekannt. Ich werfe Mary und Anne Boleyn unsichere Blicke zu, wie ich dienen sie als Hofdamen. Seit zwei Jahren diene ich Königin Katharina von Aragon, der Königin von England und somit Henrys Frau. Die Beiden hingegen waren die Hofdamen der Französischen Königin, soweit ich es mitbekommen habe. Doch seit ein paar Monaten sind sie zurück am Englischen Hofe um wie ich, Katharina von Aragon zu dienen.  Lediglich, weil ich als gute Tänzerin am Hofe bekannt bin, wurde ich aufgefordert an diesem Maskenspiel teilzunehmen. „Kommt mit uns Lady Jane, ich stelle euch meinem Bruder sowie meinem Vater vor", verkündet Anne und fasst mich vorsichtig am Handgelenk. Ich lächle ihr schwach zu und folge ihr widerwillig. Da mein Vater, der 10. Baron Morley, einer der Übersetzer Heinrich des Achten ist, befindet er sich derzeit außer Lande. Und da meine Mutter es für unangebracht befindet als verheiratete Frau ohne den Ehemann eine Öffentliche Veranstaltung zu besuchen, ist keiner meiner Familie hier.
Der riesige Saal überrumpelt mich ein weiteres Mal als ich ihn erneut betrete, meine Gedanken schweifen ab während Anne mich zu ihrer Familie bringt. Ich kenne ihren Vater, jedoch ist es Jahre her seit dem ich ihn gesehen habe. Er ist ein guter Freund meines Vaters. „Vater? Darf ich dir Jane Parker vorstellen? Eine der bewundernswertesten  Tänzerinnen die ich kenne?", übertreibt Anne. Ich reiche Thomas Boleyn meine Hand entgegen, welche er mit einem leichten Kuss versehrt. „Es freut mich ihre Bekanntschaft zu machen Lady Jane", ich mache einen kleinen Knicks vor ihm und wende mich an den gutaussehenden jungen Herren neben ihm „Lady Jane, das ist mein Sohn George", ich spüre wie Georges Augen über meinen Körper wandern und er mich mit seinen braunen Augen tief durchbohrt, er ist sehr attraktiv, durchaus. Ich lasse meinen Blick durch den Raum schweifen und beobachte wie Mary Tudor sich offen und freundlich mit ihrem Bruder unterhält, sowie mit dessen engen Vertrauten Charles Brandon.  Ich wende meinen Blick rasch wieder ab und widme mich wieder George, auch er verseht meine Hand mit einem leichten Kuss und einem anschließenden schelmischen Lächeln.

„Eure Majestät", ich verbeuge mich vor der Königin Katharina von Aragon bevor ich etwas näher auf sie zu gehe und etwa einen Meter vor ihr verweile. „Ich soll euch mitteilen, My Lady, dass der König vor hat heute Nacht ihr Gemach aufzusuchen", erkläre ich. Ich sehe wie das Lächeln auf ihrem Gesicht breiter wird „Ihr werdet nicht glauben welch Freude ihr mir mit dieser Naricht bereitet, Lady Jane", sie nickt mir dankend zu, ich verbeuge mich erneut „Eure Majestät", und verlasse schnellen Schrittes den Raum.
Gemeinsam mit den anderen Hofdamen sitze ich in einem uns zugewiesenem Raum. „Wie ich hörte sucht der König die Königin heute Nacht wieder auf", starte ich die Lästereien. „Wird doch auch einmal Zeit, meint ihr nicht? Schließlich konnte sie ihm noch immer nicht den erhofften Sohn schenken", spricht Elizabeth. „Lady Jane? Ich muss euch unbedingt mitteilen das mein Bruder seit eurer Begegnung von niemand anderem mehr als von euch spricht", teilt Mary mir mit. Anne wirft ihr einen wütenden Blick zu, widmet sich dann aber wieder ihrem Buch welches sie liest. „George Boleyn? Gilt er nicht als Frauenheld?", meint Elizabeth mit erhobener Augenbraue. Mary schüttelt heftig den Kopf, steht dann auf und verkündet der Königin beim Ankleiden ihres Schlafgewandes zu helfen. Nachdem sie und eine weitere Hofdame den Raum verlassen haben und Anne, zumindest scheint es so, so vertieft in ihr Buch ist, beugt Elizabeth sich zu mir. „Ich hörte er hätte ständige Affären", sie sieht mich streng an „Und das nicht nur mit Frauen", flüstert sie nun noch etwas leiserer „Ich bete bei dem Allmächtigen für euch das er euch nicht darum bittet seine Frau zu werden".
Ihr Satz hallt selbst in mir wieder als ich in meinem Schlafgemach bin, ein kleiner spärlicher Raum mit lediglich einem Bett und einem Ankleideschrank.

Am vierten Oktober 1524 setzten George Boleyn und ich unseren Ehevertrag auf.

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ich bin so gespannt diese Geschichte zu schreiben weil es das erste Mal ist das ich mich im Prinzip an Vorlagen zu halten habe! Es ist mal etwas anderes und ich hoffe es gefällt euch💗

The Lady Rochford Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt