Chapter 12

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Louis' PoV.

Ich kann es einfach nicht fassen. Nie kam es mir in den Sinn, diese Nummer je wieder zu sehen. Soll ich es gut, oder schlecht finden? „Louis wer ist das?", fragt Harry drängend, doch ich hebe schon ab.

Ich: „J-ja?"

Niall: Louis. Gott sei dank du hebst ab.

Ich: Warum ... rufst du an... warum hast du noch meine Nummer?

Niall: Du hast meine doch auch nicht gelöscht, oder?

Dazu sage ich nichts.

Niall: Naja egal. Ich muss mit dir reden.

Ich: Jetzt? Nach verdammten fünf Jahren meldest du dich? Hast mich die ganze Zeit ignoriert und denkst, ich würde dir einfach vergeben?

Niall: Louis... Bitte...

Leise seufze ich, sehe Harry kurz an und senke meinen Blick zu Boden.

Ich: Am Telefon?

Niall: Können wir skypen?

Ich: Ist es okay, wenn ein Freund dabei ist?

Niall: Ehm... Klar... Ich wusste nicht, dass du Besuch hast.

Ich: Schon gut... Bis gleich.

Ich lege auf und sehe wieder zu Harry. „Ist es ein Problem, wenn wir mit jemanden aus meiner alten Stadt skypen?", frage ich leise. „Natürlich nicht. Stör ich?", fragt er, doch ich schüttle sofort meinen Kopf. „Wenn du dabei bist, kann ich mich noch eher zurück halten", sag ich und gehe zu meinem Laptop. „Was ist passiert?", fragt Harry und setzt sich auf mein Bett. „Niall war mein bester Freund. Ich konnte ihm alles anvertrauen. Er wusste alles, was meine Familienverhältnisse anging. Er versuchte mich jeden Tag zu überreden, wegen meinem Dad zur Polizei zu gehen. Niall war immer für mich da und ich für ihn. Betonung liegt auf war. Seit ich weggezogen bin, hat er sich nie wieder gemeldet. Er hatte versprochen, dass der Kontakt nie abbrechen wird. Am Tag meiner Abreise habe ich ihm gestanden, dass ich mich zu Männern hingezogen fühle. Vielleicht hat er deswegen nie auf meine Anrufe, SMS und E-Mails geantwortet. Ich weiß nicht, warum ich mich überhaupt noch einmal auf ihn einlasse. Ich hätte nicht mal abheben sollen", erzähle ich, während ich mich mit meinem Laptop neben Harry auf mein Bett setze. „Aber warum würde er das machen, wenn er dein bester Freund war? Da muss doch irgendwas passiert sein", meint er und sieht mich an. „Frag mich nicht", murmle ich und warte, dass er mich auf Skype anruft. Ich beginne leicht zu zittern. Die allbekannte Melodie erklingt und ich klicke auf das Video Zeichen. Ich warte bis die Verbindung da ist und blicke in die tiefblauen Augen. Mein Mund öffnet sich leicht. Er hat sich verändert. „N-Niall...", beginne ich und ein leichtes Lächeln stehlt sich auf seinen Lippen. Schnell setze mich so aufs Bett, dass ich mich mit den Rücken an die Wand lehnen kann und ziehe Harry neben mich. „Louis du siehst so alt aus", sagt Niall und ich muss leise lachen. „Du brauchst nicht reden", meine ich und streiche mir kurz durch meine Haare. Tränen bilden sich in meinen Augen und ich sage: „Du hast mir so gefehlt." „Du mir auch", murmelt Niall. „Warum hast du dich dann nicht gemeldet?", frage ich verzweifelt. „Ich... I-Ich ... war ein Idiot. Ich kam mit dem Gedanken nicht klar, dich vielleicht nie wieder zu sehen. Ich wollte es nicht schwerer machen, als es schon war... Dieser Abschied war das schlimmste, dass mir je passiert ist", erklärt er und ich sehe ihn an. „Ist das die Wahrheit?", frage ich und er nickt. „Ich würde alles geben dich jetzt umarmen zu können... Wer ist dein Freund?", fragt Niall. „Das ist Harry. Geht in meine Klasse", sag ich und lächle kurz zu Haz. „Hey Harry, schön dich kennen zu lernen", lächelt Niall. „Ganz meinerseits", sagt Harry. „Warum musstest du mich sprechen?", frage ich und lehne mich etwas an Harry. „Kannst du dich noch an Rachel erinnern?", fragt er und sieht mich prüfend an. „Natürlich", sage ich sofort. Niall hat immer von ihr gesprochen, das mich zur Zeit ziemlich genervt hat, obwohl es auch irgendwie süß war. Nach kurzer Zeit waren sie auch schon zusammen. „Sie... Gott Louis... Sie wurde ermordet", sagt Niall und ich reiß meine Augen auf. „W-was, aber... Was?!", frage ich laut. „Ja... Man hat den Täter noch nicht gefasst, doch ich habe sie tot aufgefunden... Ihre... Ihr Hals wurde...Dieses Bild... So viel Blut... Louis, es geht mir nie wieder aus dem Kopf", sagt er leise und sieht auf seine Tastatur. „Oh Niall das tut mir so schrecklich leid", sage ich und sehe ihn an. „Das war unser siebtes Jahr. Sieben Jahre. Kannst du dir das vorstellen? Ich weiß nicht was ich machen soll. Das macht mich so verdammt fertig. Mich plagen Albträume. In jedem scheiß Traum sehe ich ihre blutverschmierte Leiche. Ich kann das nicht mehr", erzählt Niall aufgebracht. „Shh. Niall. Wenn das nicht besser wird, musst du dir Hilfe holen, sonst frisst dich das von innen auf", sage ich. „Louis... I-ich weiß, dass ich mich nie gemeldet habe und es sehr viel verlangt mir zu verzeihen, doch... Kannst du hier herkommen? Zur Beerdigung? Es würde mir so viel bedeuten... Ohne dich kann ich das nicht", murmelt er und sieht mich schüchtern an. Ein kleines Lächeln umspielt meine Lippen. „Niall. Ich bin für dich da. Wann ist die Beerdigung?", frage ich. „Am nächsten Sonntag", sagt er. „Okay. Ich werde da sein", verspreche ich. „Danke... das... Einfach danke", murmelt er. "Kein Problem", versichere ich ihm. „Also du und Harry... läuft da was?", fragt er leicht grinsend und ich muss laut lachen. „Nein Niall. Wir sind nur gute Freunde", sage ich. „Vielleicht sogar die besten", zwinkert Harry und ich lächle ihn kurz an. „Ah ich verstehe, ich bin froh, dass du hier so glücklich bist. Wie geht es deiner Mutter? Hat sie schon einen neuen Freund? Hast du Geschwister? ", löchert mich Niall mit Fragen. "Ganz ruhig", lache ich, "Wir reden, wenn ich zu dir komme, okay? Das finde ich persönlicher." "Gut, dann will ich euch nicht weiter stören", meint er und wir verabschieden uns. Ich klappe meinen Laptop zu und sehe Harry an. „Bist du müde?", frage ich und lege meinen Laptop auf meinen Nachttisch. „Ja ein bisschen... Ist auch schon halb zwölf", meint er und rutscht etwas zu mir, „Zeig mir mal deinen Kopf." Ich drehe mich mit meinem Rücken zu ihm und spüre seine Hände in meinen Haaren. Kurz durchfährt mich ein stechender Schmerz und ich zucke zusammen. „Du hast Recht. Wird nur eine Beule", sagt Harry und ich nicke. „Dann lass uns schlafen", sage ich und stehe auf, „Ich kann dir keine Klamotten leihen... du bist viel größer als ich." "Kein Problem. Ich schlafe einfach in Unterwäsche ", sagt er und beginnt sich auszuziehen. Ich nicke und mache das Selbe. „Gute Nacht", sage ich, lächle ihn kurz an und gehe auf meine Zimmertüre zu. „Wohin gehst du?", fragt Harry. „Ins Wohnzimmer. Ich schlafe auf der Couch", sage ich und drehe mich noch einmal zu ihm um. „Machst du Witze? Erstens in dem Bett ist Platz genug und zweitens bin ich Gast hier", sagt er. „Ja... Aber mein Bett ist nicht so groß, wie deines", meine ich. „Wir sind Freunde. Die können in einem Bett übernachten", lacht Harry und ich muss auch lachen. „Gut, wie du meinst", sage ich, schalte das Licht ab und taste mich zurück auf mein Bett. Ich stolpere und lande auf Harry. „Oh sorry", murmle ich und stehe wieder auf. „Jetzt sind wir Quitt", lacht er und legt sich unter die Decke. Ich lege mich neben ihn und schließe meine Augen. „Gute Nacht", sagt er. „Nacht", sag ich. Harrys Schulter berührt meine. Mein Bauch kribbelt leicht. Ich schiebe dieses Gefühl sofort auf den Alkohol, obwohl ich nicht mal so viel getrunken habe. Schnell drehe ich mich auf die Seite, mit den Rücken zu Harry, damit die Kontaktstelle unterbrochen wird. Irgendwann schlafe ich ein.

Human // l.s.Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt