Chapter 37

704 66 0
                                    

Louis' PoV.

Samstag. Sechs Uhr morgens. Warum ich noch immer wach bin, ist Nialls Schuld. Er hat mich dazu getrieben, die Nacht mit ihm durchzumachen, da er alleine zu Hause ist. Natürlich hat er Angst, aber das will er nicht zugeben. "Niall bist du noch wach?", frage ich, da er schon mindestens fünf Minuten daliegt und seine Augen geschlossen hat. "Hm? Ja, ja", murmelt er und richtet sich auf. "Das war nicht meine Idee", grinse ich und trinke einen Schluck von meinen Energy Drink. "Ach mir geht es gut", lacht Niall. "Du siehst aus, als hätte dich ein Auto überfahren. Niall geh schlafen", lache ich. "Du bist nur munterer, weil du schon fünf Energys intus hast. Das ist echt unfair", beschwert er sich und streckt seine Arme hoch, wobei seine Glieder knacksen. "Wie schon gesagt, es war nicht meine Idee", sage ich und strecke mich ebenfalls, "Aber ich geh jetzt, glaube ich, noch kurz schlafen. Meine Tante kommt heute und du weißt, wie sie ist." Niall nickt leicht. "Viel Spaß", murmelt er, schon im Halbschlaf. Wir verabschieden uns und ich klappe meinen Laptop zu.

"Louis wach auf. Tante Anna kommt gleich", ruft Daisy und läuft in mein Zimmer. "Sie kommt doch erst um vier", murmle ich und drehe mich weg. "Ja, in einer halben Stunde", lacht sie und zieht mir die Decke weg. "Was?", frage ich und öffne meine Augen. Daisy nickt und geht wieder aus meinem Zimmer. Verschlafen streiche ich über mein Gesicht. Das ist Nialls Schuld. Langsam stehe ich auf und mache mich im Bad fertig. Dabei vermeide ich in den Spiegel zu sehen, da ich schrecklich aussehe. Meine Augenringe zeichnen sich noch dunkler ab, als sonst und generell sehe ich aus wie ein Skelett. Wann habe ich zuletzt etwas gegessen? Seufzend sehe ich hoch und runzle meine Stirn. Willst du dich wirklich durch so einen Jungen zerstören lassen? Hast du das nötig? Meine Mum reißt mich aus den Gedanken, da sie noch ins Bad muss. Ohne sie anzusehen laufe ich in mein Zimmer zurück und ziehe mir frische Klamotten an. Danach gehe ich in die Küche und nehme mir ein Glas Wasser. "Louis?", fragt Mike, der ebenfalls in die Küche kommt. Ich drehe mich zu ihm um, wobei ich dies bereue, da mein Anblick wohl nicht recht schön ist. "So geht das nicht weiter...", murmelt er und geht auf mich zu, "Rede bitte mit mir darüber... Deine Mutter macht sich völlig fertig. Du verlierst an Gewicht, deine Augen strahlen nicht mehr und du lächelst kaum in unserer Gegenwart." Mein Blick hält seinem nicht stand und ich drehe mich von ihm weg. "Mir gehts gut", sage ich leise und verlasse den Raum.

"Ihr müsst Louis mehr zu essen geben! Seht ihn euch doch mal an!", wirft Anna meiner Mum und Mike vor, während sie mir in die Wange kneift. Ich mochte sie noch nie. "Ach der macht nur viel Sport", meint Mum und lächelt gezwungen. Wir wissen alle, dass dies nicht stimmt, aber ich habe bestimmt keine Lust auf eine Diskussion mit meiner Tante. Sie lässt es dabei sein und beginnt ein anderes Thema. Sonst kann ich über ihre komische und nervtötende Art lachen, doch heute bin ich nicht in Stimmung dafür.

"Und komm uns bald wieder besuchen!", ruft meine Mutter und macht die Türe zu. Ich höre, dass sie irgendwas murmelt, doch verstehe nicht was. Denken kann ich es mir aber gut. Ich gehe in mein Zimmer und schließe die Tür hinter mir. Plötzlich fällt mein Blick auf die Tasche, die schon seit Sonntag neben meinen Schrank liegt. Sie gehört Harry. Eigentlich wollte er sich die noch holen, aber unser Streit kam dazwischen. Soll ich sie ihm bringen..? Vielleicht ist etwas darin, das er braucht... Langsam gehe ich auf die Tasche zu und betrachte sie. Ich könnte damit die Sache abschließen. Sie hinter mir lassen... Sanft ziehe ich sie hoch und gehe damit raus in den Flur. "Ich bin kurz weg!", rufe ich und bin schon auf den Weg zu meinen Wagen. Vielleicht ist er nichtmal zu Hause. Nervös fahre ich zu dem großen Haus und bleibe davor stehen. Zögernd gehe ich auf die Haustüre zu und klingle nach langem überreden. Wie erhofft öffnet Gemma die Haustüre. Besser als Harry. "Louis! Komm rein", strahlt sie, doch ich bleibe stehen. "K..kannst du Harry diese Tasche geben? Die vermisst er sicher schon", meine ich und hält sie ihr hin. "Harry ist da, du..", sagt sie verwirrt, doch ich unterbreche sie: "Nein, nein.. Gib ihm die Tasche u..und.. sag ihm... nein gib ihm einfach die Tasche." Zitternd stelle ich sie vor ihre Füßen ab. Ich sehe hoch und an ihr vorbei. Er steht mitten auf der Treppe und starrt mich an. Hinter ihm läuft ein Mädchen runter. Sie ist hübsch und in unserem Alter. Natürlich hat er schon jemanden anderen. Wie konnte ich nur so dumm sein? Tränen bilden sich in meinen Augen und ich sehe wieder zu Gem. "Ich muss los", murmle ich, drehe mich um und laufe auf meinen Wagen zu. Ohne noch einmal zurück zu sehen und die Rufe von Harry ignorierend, steige ich ein und fahre eine Sekunde später los.

Schluchzend stehe ich auf den leeren Fußballfeld und kicke mit einem Ball, der schon dort war. Ich hasse ihn. Ich hasse ihn dafür, dass er mich so zerstört. Dass es mir so viel ausmacht, wenn er mich verletzt. Wütend auf mich und ihn werfe ich den Ball ins Tor und sinke auf den Boden. Ich ziehe meine Knie an und lege meinen Kopf darauf. Bebend vom weinen, sitze ich im kühlen Gras und möchte in diesem Moment aufgeben. Früher hatte ich immer Niall, der mich aufgemuntert hat, mich umarmt und versprochen hat, dass alles wieder gut wird. Aber jetzt fühle ich mich unglaublich alleine... und dieses Gefühl erdrückt mich.

Human // l.s.Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt