Kapitel 6 - Das große Meer der Mitte

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Kapitel 6

Das große Meer der Mitte

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Leros erwachte dieses Mal nicht ruckartig und unsanft, sondern ganz von allein. Um ihn herum herrschte bereits reges Treiben und als Lorean sah, dass der Junge aufgewacht war, schmunzelte er und reichte ihm eine Flasche aus Leder. Er nahm einen Schluck, es war frisches Wasser das herrlich schmeckte.

„Auch mal wach?", sagte er lachend und nahm die Flasche wieder an sich, nachdem Leros einen großen Schluck getrunken hatte. „Ich dachte schon, dass wir dich zurücklassen müssten. Das wäre nach alledem bestimmt schade, oder nicht?". Wieder lachte er, doch Leros musste zuerst einmal wach werden, bevor er für derartige Späße zu haben war.

Er sprang vom Bett herunter und zog sich schnell alles bis auf seine Rüstung und den Waffengurt an.

Anschließend machte er sein Bett und hätte beinahe den kostbaren Dolch unter seinem Kissen vergessen, wäre dieser nicht klirrend heruntergefallen, als Leros sein Kissen ausschütteln wollte. Einer der umherlaufenden Männer nahm ihn ungefragt auf und schaute ihn sich an. Leros kannte ihn nicht, doch gehörte er auch nicht zu den Männern, welche am Vorabend bereits im Quartier gewesen waren. In der Nacht waren offenbar noch weitere Männer ins Quartier gekommen, wovon Leros allerdings nichts gemerkt hatte.

„Na sieh mal einer an, was haben wir denn da?", fragte der Mann hämisch – er trug die Uniform eines Leibwächters - und als er redete, konnte Leros eine Reihe verfaulter Zähen in dessen Mund sehen. „Haben wir das gestohlen oder woher hast du das, Kleiner? Antworte!", redete er laut weiter, andere Männer kamen näher heran und staunten nicht schlecht beim Anblick der Waffe, die der Leibwächter gegen das Licht einer Fackel hielt.

Leros wusste nicht, was er antworten sollte, und begann zu stottern. Lorean trat nach vorne und griff nach dem Dolch, der weitaus größere Mann reagierte jedoch schnell und hielt ihn noch höher und damit außer Reichweite.

„Juwelen, Diamanten und eine Gravur wie sie nur ein Meister hinbekommt...und ein kleiner Bursche wie du hat so etwas unter seinem Kopfkissen versteckt. Wo hast du das gestohlen, Junge? Hast du dich heute Nacht in die Gemächer des Bürgermeisters geschlichen und ihm den Dolch gestohlen? Nun rede endlich, Bursche!".

Der Mann war außer sich, doch Leros fand noch immer keine Worte. Würde er ihm sagen, dass er den Dolch vom König bekommen hatte, würde er womöglich nur Gelächter ernten, das wollte er nicht schon so früh am Tag. Stattdessen warf Lorean etwas ein.

„Dieser Dolch gehörte einem Spion im Westwald, den dieser Bursche ausfindig gemacht und beinahe gefangen hat. Der König hat ihn in seinen Gewahrsam übergeben und ich bin mir sicher, dass unser Herrscher nicht erfreut wäre, davon zu erfahren.".

Loreans Stimme klang fest und eindringlich, was Leros von dem kleinen dicklichen Mann eigentlich nicht erwartet hatte, doch war er ihm sehr dankbar.

Der Leibwächter gegenüber wurde unterdessen bleich im Gesicht, warf den Dolch auf das Bett von Lorean und ging schnell weg, die anderen ebenfalls. Leros ergriff sofort die Waffe und verstaute sie wieder in seinem Stiefel, ihm war die Angelegenheit sehr peinlich.

Doch war er auch überrascht, dass Lorean sich für ihn eingesetzt hatte.

„D...Danke, Herr Hauptmann.", sagte Leros und lächelte, Lorean wurde wieder ernst.

„So eine Ehre, und doch so wenig Verantwortung, Junge! Beschütze diese Waffe noch mehr als dein eigenes Leben, hörst du?", er klang jetzt wieder genau so wie vor zwei Tagen im Wald, als Leros und die Gruppe unter Haro zu spät am Treffpunkt erschienen waren. Leros senkte den Kopf und nickte.

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⏰ Letzte Aktualisierung: 2 days ago ⏰

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