POV:Taddl
"Ich bin nicht schwanger!", hörte ich sie nach einer guten 3/4 Stunde Warterei aus dem Bad schreien. Dann musste jemand aus der Wohnung nach draußen gerannt sein. Ich ging schnell in den Flur und sah Luna wie eine Statue im Bad stehen. Ich hatte sie noch nie so gesehen und anscheinend hatte auch sie keinen Plan davon, was gerade passiert war. Da die Hilfe ihrer Seits also ausgeschlossen war, flog ich förmlich die Treppen im Treppenhaus hinunter, um Anokha hoffentlich noch einholen zu können. Innerlich schon auf einen Marathon vorbereitet, trat ich aus der Haustür, um zu schauen in welcher Richtung ich meinen Sprint fortsetzen sollte. Doch dann musste ich beglügt feststellen, dass mein fauler Körper auch heute nicht überfordert werden sollte. Und dass Anokha noch da war.
Sie stand auf der gegenüberliegenden Straßenseite, die Stirn an eine Laterne gelehnt und schwer atment. Ich ging langsam auf sie zu. Sie sah so klein aus in den großen Klamotten von Ardy und mir. Sie war Barfuß (dazu solltet ihr wissen, dass es Januar war. Bei -10°C in der Nacht). Auch die Laterne musste sich eisig anfühlen auf ihrer Stirn.
Dieses mal Stand sie neben dem Lichtkegel, denn dieser befand sich auf der Straße die ich gerade überquerte. Sie wollte nicht gesehen werden und sie wollte keine Hilfe. Nicht wie eben, als ich sie das erste Mal gesehen habe. Daraus könnte man deuten, dass sie eben einfach einmal schwach sein wollte und es ihr in diesem Moment auch egal war wer sie dabei sieht. Jetzt versucht sie unbemerkt die Fassung zu bewahren, glaube ich. Allerdings wüsste ich gerne warum...
"Geh. Einfach.",sagte sie immer noch schwer atment. Sie wusste, dass ich da war ohne einmal den Blick vom Boden gewendet zu haben.
Okay, ich verstand dieses Mädchen nicht. Hatte ich irgendetwas falsch gemacht? "Ehm... Also ich weiß nicht wer du bist, wie du bist, warum du hier bist, was du hier machst oder sonst irgendwas über dich, aber ich weiß, dass du nicht glücklich bist.", versuchte ich meine Gedanken in Worte zu fassen, worauf sie ein Geräusch von sich gab, dass sowohl ein Lachen als auch ein Weinen sein könnte, denn ich konnte ihr Gesicht nicht sehen. Aber es hörte sich enttäscht an. Worüber war sie enttäuscht?
Es ist seltsam, dass der Körper beim Lachen genau dasselbe tut wie beim Weinen. Es hört sich gleich an, der Bauch verkrampft sich, das Gesicht verzieht sich und es hört sich auch relativ gleich an. Obwohl es zwei völlig gegensätzliche Gefühle sind tut der Körper dasselbe. Das ist irgendwie komisch.
Da es keine weitere Reaktion ihrer seits gab außer das lachende Weinen/ weinende Lachen, musste ich mir etwas neues überlegen. Ich wollte sie doch nur einmal glücklich sehen. Und ich wollte nicht, dass ein so junger Mensch so unglücklich sein musste.
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Fliegen lernen
RandomAnokha ist vor einem Monat aus Indien nach Deutschland (Köln) geflohen. Sie ist vor Gewalt und Unterdrückung gegen Frauen und Mädchen geflohen und steckt in diese Stadt ihr letztes Stückchen Hoffnung auf ein besseres Leben. Doch gerade hier lernt si...