Das kleine rote Rechteck

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„Ich möchte ein Teil von dir sein." Sagte
das kleine, rote Rechteck zum großen,
roten Kreis und schmiegte sich an seinen
Rand.
Dieser war einverstanden grummelte aber
sogleich, da aus seinem sonst runden
Rand eine der vier Ecken des Rechtecks
hervorstach.
„Das muss rund sein." forderte der große
Kreis.
Das Rechteck versuchte mit aller Kraft
sich rund zu machen. Doch wie es sich
auch drehte und beugte, ragte immer
zumindest eine Ecke aus dem Kreis
hervor.
„Geh in meine Mitte." schlug der große
Kreis vor. Und das Rechteck trappelte in
die Mitte des Kreises.
Doch wie es sich auch bemühte, es
konnte nun nicht mehr über den Rand
blicken.
„Das muss auch anders gehen", sagte das
rote Rechteck zum Kreis und stellte sich
wieder an den Rand, sodass eine Ecke
hinausragte.
„So bin ich aber nicht mehr rund," sagte
der Kreis, „stell dich wieder in die Mitte".
„Aber dann bin ich kein Rechteck mehr
und ich sehe nicht, was um uns herum
geschieht" sagte das kleine, rote Rechteck
traurig.
Der große Kreis aber verstand das Klagen
des Rechtecks nicht. „Ich kann dir ja
erzählen, was um uns herum geschieht.
Ich bin schließlich viel größer als du und
sehe viel mehr."
Das kleine Rechteck aber wollte selbst
sehen, was in der Welt geschah und es
nicht erzählt bekommen.
„Du wolltest doch ein Teil von mir sein.",
sagte der Kreis.
„Ja," sagte das kleine rote Rechteck, „aber
nicht um diesen Preis." und es stellte sich
neben den großen, roten Kreis.

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