Kapitel 4

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Als ich langsam wieder zu mir kam, spürte ich zuerst den dumpfen Schmerz auf meinem Kopf. „Was... was ist los?!" murmelte ich verschlafen und rieb mir die schmerzende Stelle. Obanai stand mit verschränkten Armen vor mir, seine Augen blitzten wütend.

„Steh auf, du Faulpelz! Wir sind zu Hause!" brummte er und sah mich an, als hätte ich etwas Unverzeihliches getan.

„Musste das sein?!" fauchte ich zurück und strich mir müde durch die Haare, nur um festzustellen, dass Sumire sie noch immer mit einem Griff wie aus Stahl festhielt. Sie gähnte leise, ihre kleinen Finger immer noch tief in meinem Haar vergraben.

„Sumire ist so süß, wenn sie schläft!" Mitsuri drehte sich zu mir um, ein strahlendes Lächeln auf ihrem Gesicht. Sie hielt ihr Handy in der Hand und zeigte mir mehrere Fotos. Auf jedem einzelnen war ich zu sehen, wie ich schlief, mit Sumire, die fröhlich an meinem Haar zog oder darauf lag.

„Hast du... Hast du die ganze Zeit Fotos gemacht, während ich gelitten habe?" Ich sah Mitsuri mit schmalen Augen an, doch sie nickte nur zufrieden.

„Natürlich! Das ist eine Erinnerung fürs Leben! Schau doch, wie süß ihr zwei seid!" Sie zoomte auf ein Bild, auf dem Sumire mich im Schlaf regelrecht gefangen hielt.

„Erinnerung oder Folter? Das ist hier die Frage..." murmelte ich, während ich mich langsam aus dem Auto schälte.

„Beeil dich mal!" rief Obanai von der anderen Seite des Wagens, wo er gerade eine Tasche voller Babyzeug aus dem Kofferraum zog. „Es ist schon spät, und ich will ins Bett!"

„Ja, ja..." Ich stieg vorsichtig aus und hielt Sumire fest in meinen Armen. Sie blinzelte verschlafen und streckte sich, ließ aber meine Haare nicht los. Ich drehte mich zu Mitsuri um. „Hier, nimm sie. Sie gehört dir!"

Mitsuri streckte die Arme aus, bereit, Sumire zu übernehmen, doch das kleine Mädchen hatte andere Pläne. Sie klammerte sich fester an mich und zog dabei so stark an meinem Haar, dass ich fast aufschrie. „Autsch! Sumire, das tut weh!"

„Oh, sie mag dich wohl sehr!" kicherte Mitsuri, während Obanai genervt die Augen verdrehte.

„Oder sie will ihn skalpieren," brummte er und ging Richtung Haustür. „Kommt ihr jetzt endlich rein, oder wollt ihr die Nacht auf der Einfahrt verbringen?"

„Ich versuch's ja!" Ich bückte mich ein wenig, um Sumire näher zu Mitsuri zu bringen, aber das schien die Kleine nur noch entschlossener zu machen, nicht loszulassen. Stattdessen lachte sie jetzt hell auf und zog mit voller Kraft an meinem Haar.

„Sumire! Sei brav!" Mitsuri hielt sich die Hand vor den Mund, um ein Lachen zu unterdrücken. „Sie liebt deine Haare wirklich sehr. Vielleicht bist du für sie wie ein Kuscheltier!"

„Toll, genau das wollte ich immer sein," murmelte ich sarkastisch und ging Richtung Haustür. „Ein lebendes Kuscheltier mit Haarausfall."

Drinnen legte Mitsuri schließlich sanft ihre Hände auf Sumires kleine Finger und begann, sie vorsichtig von meinem Haar zu lösen. „Komm schon, Süße. Lass los, wir machen dir eine schöne warme Flasche Milch, okay?"

Sumire ließ tatsächlich los, wenn auch widerwillig, und Mitsuri nahm sie in ihre Arme. Ich atmete erleichtert aus und fuhr mir durch die Haare, die jetzt in alle Richtungen abstanden. „Ich hoffe, sie hat mir nicht die Hälfte ausgerissen..."

„Ach, stell dich nicht so an," meinte Obanai, der schon im Wohnzimmer saß und die Füße hochlegte. „Du hast überlebt. Gratuliere."

Ich funkelte ihn an, doch Mitsuri unterbrach uns mit einem strahlenden Lächeln. „Okay, ihr zwei, keine Streitereien mehr! Sumire ist unser kleiner Sonnenschein, und wir haben sie lieb, egal, wie viel Chaos sie anrichtet!"

„Sprich für dich selbst..." murmelte Obanai, doch ein kleines Schmunzeln konnte er sich nicht verkneifen.

Als ich endlich in meinem Zimmer lag, fühlte es sich an, als hätte ich die Schlacht meines Lebens gewonnen. Der Schmerz an meiner Kopfhaut ließ langsam nach, und ich konnte mich endlich entspannen. Ich warf einen kurzen Blick auf meinen Schreibtisch, wo das eingerahmte Bild von Genya und mir stand. Wir hatten es an einem besonders schönen Tag aufgenommen, als wir zusammen im Park waren. Genya hatte mich damals fest an sich gedrückt, und ich erinnerte mich daran, wie warm und sicher ich mich in diesem Moment gefühlt hatte. Ein Lächeln huschte über mein Gesicht.

„Hoffentlich bist du gut angekommen," murmelte ich leise, als hätte er mich hören können. Dann schloss ich die Augen, und der Schlaf holte mich schneller ein, als ich dachte.

Plötzlich wurde ich durch ein lautes Geräusch geweckt. Es war ein dumpfes Poltern, gefolgt von leisen Flüchen, die aus dem Flur kamen. Ich blinzelte verschlafen und setzte mich auf. „Was ist denn jetzt schon wieder los?" murmelte ich und rieb mir die Augen.

Die Tür zu meinem Zimmer flog auf, und da stand Mitsuri, leicht panisch, mit Sumire auf dem Arm. „Muichiro! Obanai hat sich irgendwie im Badezimmer eingesperrt, und ich weiß nicht, wie das passiert ist! Aber er ist total sauer, und Sumire hat Hunger! Kannst du kurz auf sie aufpassen?"

Ich starrte Mitsuri an, halb wach, halb verwirrt. „Er hat sich wo eingesperrt?"

„Im Badezimmer! Bitte, ich muss eine Lösung finden, sonst sprengt er noch die Tür! Hier, nimm Sumire!" Ohne eine Antwort abzuwarten, drückte sie mir das Baby in die Arme.

„Aber—" Weiter kam ich nicht, denn Mitsuri war schon verschwunden, um Obanai zu retten. Sumire sah mich mit ihren großen, unterschiedlich gefärbten Augen an und lächelte. Es war ein unschuldiges Lächeln, das ein wenig Unheil versprach.

„Okay, Sumire, wir zwei sind jetzt allein. Was machen wir jetzt?" fragte ich sie und setzte mich mit ihr auf die Bettkante.

Sumire antwortete natürlich nicht, sondern begann, nach meinem Haar zu greifen. „Oh nein, das machen wir nicht nochmal!" rief ich und wich schnell zurück. Stattdessen reichte ich ihr ein Kissen, auf das sie sich konzentrieren konnte. Das schien sie zu beruhigen – zumindest für den Moment.

Gerade, als ich dachte, ich hätte die Situation unter Kontrolle, hörte ich aus dem Badezimmer einen lauten Knall, gefolgt von Obanais wütendem Gebrüll: „Mitsuri, das ist doch Wahnsinn! Hol einen Schlüssel! Oder einen Dietrich! Was machst du da überhaupt?!"

Mitsuri rief zurück: „Ich versuche es mit einer Haarnadel, Schatz! Bleib ruhig!"

Ich seufzte. „Das wird noch eine lange Nacht," murmelte ich und sah Sumire an. Sie lachte plötzlich laut, als hätte sie meine Gedanken verstanden. „Na wenigstens hat einer von uns Spaß."

Nach etwa zehn Minuten, in denen ich mit Sumire redete und versuchte, sie nicht wieder an meine Haare zu lassen, kehrte Mitsuri zurück, diesmal mit einer Haarnadel in der Hand. „Ich glaube, ich hab's fast geschafft! Obanai ist aber so wütend!"

„Ist das neu?" fragte ich trocken und hob Sumire hoch, die gähnte. „Vielleicht solltest du ihn einfach über Nacht drinlassen. Gibt ihm Zeit, nachzudenken."

Mitsuri kicherte, während sie in Richtung Badezimmer zurücklief. „Ich sag ihm, das war dein Vorschlag!"

„Wag es nicht!" rief ich ihr nach, doch sie war schon verschwunden.

Sumire begann leise zu quengeln, und ich wusste, dass sie hungrig war. „Okay, kleine Prinzessin, lass uns mal sehen, was wir für dich finden können." Ich stand auf und machte mich auf den Weg in die Küche, wobei ich nur hoffte, dass die Nacht bald vorbei sein würde.

Obanai würde diesen Vorfall garantiert nie vergessen – und ich hatte das Gefühl, ich auch nicht.

As Fate would have it 4 [GenMui FF]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt