Ihr erster Tag Teil 2

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Es tut mir leid, dass ich länger nicht geupdatet habe, aber dafür wird das Kapitel jetzt länger.
Es ist genauso lang wie die anderen zusammen.

Mit freundlichen Grüssen
Car152
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Der Deutschunterricht war sehr lustig. Die Lehrerin war eine nette Frau Anfang 30, namens Frau Meyer. Sie spielte mit uns ein Kennenlernspiel auf Deutsch. In der darauffolgenden Pause war ich nicht mehr allein. Ruby nahm mich zur Cafeteria mit und wir setzten uns an einen Tisch, an dem schon zwei weitere Mädchen saßen und auf eine Freundin warteten. Sie stellten sich als Lilly und Lucy vor. Lilly, ich glaube, dass es Lilly war, war mir aber nicht sicher da sie sich bis aufs Haar glichen, sagte: "Wie ihr sicher schon bemerkt habt, sind wir eineiige Zwillinge." Lucy (hoffte ich) ergänzte: "Setzt euch, wir warten nur noch auf Olivia. Sie müsste eigentlich schon da sein!", erklärte sie mit einem Blick auf ihre Uhr. "Ach, du kennst sie doch, sie muss bestimmt noch ein paar Jungs um ihre Nummer fragen", lächelte sie mit einem Zwinkern in der Augen. "Wie heißt ihr eigentlich?", fragte die andere freundlich. Ich hatte den Überblick verloren. Ruby antwortete an meiner Stelle: "Ich bin Ruby Mellerhan und das ist meine Freundin Amy, Amy ..." "Amy Meryweather." "Nett euch kennenzulernen." "Da! Dahinten! Das ist Olivia! Hier! Hierher!", schrie eine von den Zwillingen. Alle drehten sich zu uns um und stellten ihre Gespräche ein, um sie misstrauisch zu beäugen. Ich wäre am liebsten im Boden versunken. Olivia grinste und rief zurück: "Habt ihr mich schon vermisst? Und wen habt ihr da mitgebracht?" Während sie das mit glockenklarer Stimme rief, kam sie elegant auf uns zustolziert und genoss die Aufmerksamkeit, die jetzt ihr galt.
Wow, da könnte ich mir eine Scheibe von abschneiden.
Als sie vor mir stand, bemerkte ich ihre eleganten Markenklamotten und ihre Ausstrahlung. Eine von der Sorte, bei der man sich sofort willkommen fühlte. "Mein Name ist Amy, Amy Meryweather. Und meine Freundin Ruby Mellerhan." "Sehr erfreut, Olivia Freeman. Ja, richtig gehört, der Freeman. Aber bitte nennt mich Liv oder Oliv." "Kurze Frage: von wem ist dein Kleid?", sprach ich das aus was mich schon die ganze Zeit beschäftigte. Sie lachte nur glockenhell und sagte: "Von Louis Vitton, warum?" "Es sieht wunderschön aus, aber irgendetwas fehlt. Gib mir ne Sekunde." Ich betrachtete den Saum; den Stoff, ein hochwertiger lilafarbener Baumwollstoff; das Muster, ein hübsches Streifenmuster in unterschiedlichen lilatönen. Ja! Ein paar Schleifchen, ein wenig Glitzer, und etwas besonderes. "Was sind deine Lieblingstiere?", fragte ich sie und bemerkte erst jetzt ihr verärgertes Gesicht. Gedanklich verpasste ich mir eine Backpfeife dafür, dass ich immer alles offen sagen musste, was mir durch den Kopf ging und ich gerade dem wahrscheinlich wohlhabensten Mädchen hier gesagt hatte, dass ihr Kleid nicht perfekt war. "Hörst du mir überhaupt zu?", fragte sie wutentbrannt. "Ähm, ich wollte dich nicht kränken, ich wollte bloß dein Kleid verschönern, so dass ey perfekt ist. Wenn ich hier und da ein paar pinke Schleifen aufnähen würde und ein wenig Glitzer draufsprühen würde, dazu noch dein Lieblingstier klein vorne drauf.... Es wäre einfach himmlisch", seufzte ich und bat: "Kann ich mir das Kleid ausleihen? Ich brauche es nur einen Nachmittag lang!" Sie sah mich fassungslos an. "Du willst mein Kleid, dass mehr als 3000 £ gekostet hat, doch nur ruinieren!" Schnell widersprach ich ihr: "Nein! Ich will nur, dass es speziell auf dich abgestimmt ist, die Kleidung, die du trägst kehrt dein Innerstes nach außen, so dass alle es sehen können. Als ich dich sah, wusste ich sofort, dass du teure Klamotten magst, aus reichem Haus stammst, Jungs gerne den Kopf verdrehst, und das meine ich nicht böse, du selbstbewusst bist, deine Eltern dir sagen du sollst dich wie ein braves, kleines Mädchen kleiden, was du auch magst und machst, aber eigentlich willst du dich anders kleiden nicht immer, aber manchmal, dann willst du das 'Badgirl' sein, das darfst du aber nicht. So wenn irgendetwas davon nicht der Wahrheit entspricht, kannst du mich für verrückt halten, aber wenn es zutrifft, dann schau einmal an mir herunter und sag mir woher meine Klamotten kommen." Sie sah mich verblufft an und sah sich mein bauchnabelfreies Top, meinen langen Rock und meine Sandalen an. Sie grübelte einen Moment lang und erwiderte: "So etwas habe ich noch nie irgendwo gesehen. Woher hast du es?" "Den Stoff für das Kleid aus einer kleinen Boutique in Reading, das T-Shirt, also den Stoff von meiner Oma, und die Fäden ebenso wie die Applikationen aus einem kleinen Laden auf Madeira, einer Insel, wo wir vor vielen Jahren waren. So den Schnitt selbst entworfen und selbst zusammen genäht. Und jetzt kommst du: ein Kleid aus einem großen Kaufhaus. Das war's. Aber mir, die seit ihrem 9. Lebensjahr in keinem einzigen Modehaus etwas gekauft hat, nur selbstgemachte Sachen trägt, wovon jeder denkt man hätte sie irgendwo gekauft, in einem Laden, den man noch finden muss, sagst ich will dein Kleid ruinieren!" "Es tut mir leid", gab sie kleinlaut bei. Und mit einem Leuchten in dem Augen fragte sie: "Meine Lieblingstiere sind Delfine, kannst du vielleicht doch noch das machen, was du wolltest?" "Klar! Aber nur wenn du mir verzeihst, dass ich dich verletzt habe. Das wollte ich nicht! Ich sag nur immer alles offen, was mir durch den Kopf geht.... Na ja, fast alles." "Schon vergessen! Und mach weiterso! Ich habe überreagiert."
"Damit wäre das ja geklärt", meinte Ruby, die bis eben gespannt die Luft angehalten hatte, ebenso wie die Zwillinge. "Wollen wir jetzt noch unsere Stundenpläne vergleichen?", fragte eine der Zwillinge und schaute die andere dabei fragend an. Diese antwortete mit einem schrägen Blick auf ihre Uhr: "Das wird knapp, Lucy..."
Ah! Also war die mit der Uhr Lilly.
"...Aber die nächste Stunde können wir vergleichen. Also wir haben da Kunst und ihr?" "Ich hab' Politik", sagte Ruby. "Kunst", erwiderte ich. Olivia strahlte. "Ich habe auch Kunst. Weiß jemand wo und bei wem wir haben?" Ich zuckte mit den Schultern, Lucy schaute Lilly an und diese antwortete schnell: "Bei Miss Newman, in Raum 128. Fragt mich aber nicht, wo das ist!" "Ich glaub, ich weiß es", half Lucy ihr. "Das ist im ersten Obergeschoss hinter der ersten Tür auf der linken Seite." Erklärend fügte ihre Schwester hinzu: "Sie hat einen megaguten Orientierungssinn und weiß fast immer wo wir hinmüssen. Und ich habe ein photographisches Gedächnis. Das heißt, ich kann mich an Sachen erinnern, die ich nur einmal kurz gesehen habe." "Und nicht zu vergessen, wissen wir fast immer, was die andere denkt und wie es ihr geht." "Cool!", war mein Kommentar. Olivia nickte nur wissend und Ruby tat es ihr gleich.
"Dann lasst uns mal los! Bis später Ruby!", verabschiedete sich Lilly von Ruby. Ein allgemeines "Ciao!" kam aus der Runde.
Ich fühlte mich so wohl wie lange nicht mehr. Um genau zu sein, seit mein reicher Erzeuger-Vater entschieden hatte mich nach Oxford zu schicken. Zum Oxford-College for the Elite, kurz OCE, ausgesprochen wie oke.
Aber zurück zu der fröhlichen Truppe, die wir waren, als wir beim Raum ankamen. Die Lehrerin traf gleichzeitig mit uns ein und schloss die Tür des Kunstraums auf. Als alle ihre Plätze gefunden hatten, ich saß neben Olivia und Lilly, was mir einige neugierige und neidische Blick einheimste, begrüßte uns die Lehrerin mit den Worten: "Willkommen zu meinem Kunstunterricht! Ich bin Miss Susan Newman, aber solange wie kein anderer Lehrer da ist, könnt ihr mich Susan nennen. Ich bin gerade einmal mit meinem Abschluss fertig und nur 22 Jahre jung. Ach so, da ich das sehr oft gefragt werde, sage ich schonmal im Vorraus, dass ich einen Freund habe. Er ist im gleichen Alter wie ich und studiert noch. Was wird nicht verraten. Ich habe ihn während des Studiums kennengelernt und wir wohnen zusammen. Falls ihr mal ein Problem mit dem anderem Geschlecht haben solltet, meine Tür steht für euch immer offen! Auch wenn ihr andere Probleme habt. So und heute lernen wir uns erstmal kennen. Jeder malt ein persönliches Bild über sich. Das kann ein Tier, ein Porträt oder etwas ganz anderes sein. Einzigste Vorgabe: ihr müsst uns dazu etwas erzählen können, das mit euch zu tun hat. Zeit habt ihr bis ein Uhr. Danach stellt jeder sich und sein Bild vor", sie legte eine kutze Pause ein und redete schnell weiter. "Und bevor ich's vergesse ihr könnt mich duzen und, wenn ihr etwas an meinem Unterricht auszusetzen habt, sagt Bescheid, nur so kann ich mich verbessern! Noch Fragen?" Als keine Fragen kamen, ging sie rum um Hilfestellungen und Lob zu verteilen.
Ich wusste, dass ich mich hier pudelwohl fühlen werde.
Mein Malblock fand den Weg ans Tageslicht, ich schnappte mir einen Bleistift und fing an auf ein DinA3 Blatt oben meine Familie zu zeichnen. Mit verschiedenen Gesichtsausdrücken und Erkennungszeichen, wie ein Stofftier oder eine Jacht für meinen Erzeuger. Mein Dad bekam ein Buch in die Hand. Als nächstes zeichnete ich mich groß in die Mitte. Mein Kopf, meine Kleidung, meine Füße. In die eine Hand bekam ich eine Schere, eine Bahn Stoff und eine Nadel. In der anderen hielt ich einen Collegeblock und einen Stift. So, jetzt zum unteren Bildrand. Dort zeichnete ich einige Kleider, Oberteile, Jeans und Schuhe hin. Völlig in meine Arbeit vertieft bemerkte ich Miss Newman erst gar nicht, die hinter mich getreten war und sah mir interessiert über die Schulter. Erst als sie einen entzückten Schrei ausstieß und Lilly mich leicht anstieß erwachte ich aus meinem Zeichenfieber und schaute mich verwundert um.
"Das ist phänomenal!", stieß Miss Newman aus.
Völlig perplex sah ich sie fragend an. "W...was ist los?", fragte ich. "Na dein Bild oder vielmehr Kunstwerk! Weißt du wie lange ich darauf gewartet habe, ein Talent wie deines zu fördern? Darf ich?", jetzt war sie es, die mich fragend anschaute. Ich nickte und sie nahm die Bleistiftskizze hoch. Erfürchtig betrachtete sie meine Familie, mich und meine Entwürfe. "Hast du morgen um 15 Uhr schon was vor?", erkundigte sie sich vorsichtig. "Nein, bislang noch nicht. Warum?", antwortete ich ihr ebenso vorsichtig. "Hättest du Interesse zu dem Zeitpunkt zu mir nach Hause zu kommen um mir zu zeigen, was du so zeichnen und schneidern kannst?" "Warum nicht." "Ok, dann ist es beschlossene Sache. Ich hole dich dann vor dem Eingang ab. Wenn das okay wäre." "Klar, wenn du mich vorher kurz bei meiner Wohnung rauslässt, ich brauche ein paar Utensilien." "Mach ich. Und jetzt mach man weiter. Ich will dich nicht aufhalten." Ich nahm die Skizze entgegen, betrachtete sie kurz und griff zu meinem schwarzen Fineliner. Damit umrandete ich mein Bild und verpasste ihm einen Rahmen. Zum Schluss nahm ich meinen Tuschkasten und verlie dem ganzen ein wenig Farbe. Den Rahmen malte ich in leuchtendem pink, lila und grün an, meine Lieblingsfarben. Ich ließ sie ineinander verlaufen und colorierte den Hintergrund noch in einem strahlendem Meerblau. Fertig! Ich hob meinen Kopf und sah auf die Uhr an der Wand. Fünf nach eins.
Ich wandte mich Olivia zu und sah auf ihr Bild. Sie hatte ein Zimmer und einen Garten gemalt, vermutlich ihr Zimmer. Nachdem ich sie noch auf ein paar Feinheiten aufmerksam gemacht hatte, betrachtete ich Lillys Bild. Sie war gerade dabei ein Hundehalsband anzumalen. Drum herum waren viele Sportarten symbolisch dargestellt und mit vielen ineinanderverlaufenden knalligen Farben im Hintergrund. Auch ihr gab ich ein paar Tipps, die sie dankend annahm.
Kutz darauf rief Susan: "Ich hoffe ihr seid alle fertig geworden. Und nun kommt einer nach dem Anderen nach vorne nennt seinen Namen, sein Alter und erklärt uns sein Bild. Wir fangen hinten rechts, ja genau bei dir im roten T-Shirt, an. Dann gehen wir Reihe für Reihe durch." Der Typ im roten T-Shirt kam nach vorne geschlurft und sagte: "Mein Name ist Eric, ich bin 16 Jahre alt und ich habe meinen Hund gemalt." Das was auf seinem Block war konnte man zwar nur schwer als Hund identifizieren, aber egal. Der Wille zählt!
So ging es noch eine Weile und schließlich war ich dran. Ich war die drittletzte. "Ich bin Amy, 16 Jahre alt und das hier ist meine kleine Schwester Evelyn mit einem Teddy in der Hand, da sie zum Knuddeln ist, das daneben sind meine Brüder, die Zwillinge James und Jack mit einem Tischtennisschläger, sie spielen gerne Tischtennis, das dort ist meine ältere Schwester Scarlett. Sie ist eine Japan-Fanatikerin, deshalb trägt sie einen Kimono. Meine Mum hat ein paar Blumen in den Händen, sie liebt Blumen. Mein Vater ist sehr reich deshalb habe ich ihm eine Jacht gegeben. Außerdem ist da noch mein Stief-Dad. Er hat ein Buch in den Händen, da er eine Buchhandlung hat.
Das große Mädchen in der Mitte bin ich. Ich liebe es zu zeichnen und Klamotten zu entwerfen. In der einen Hand halte ich meinen Block und einen Stift, in der anderen eine Stoffbahn, eine Schere und eine Nadel. Untendrunter sind einige Kleider", mit dieser Erklärung setzte ich mich wieder und hinterließ eine verbluffte Klasse. Als alle fertig waren, rief Susan: "So ich wünsche euch jetzt noch einen schönen Tag! Bis demnächst! Ihr dürft nach Hause."
Freudig packten alle ihre Taschen. Alle außer mir. Ich sah abwesend aus dem Fenster und erst als Olivia mich zum Abschied umarmte, bemerkte ich, dass wir gehen konnten. Ich räumte meine Sachen in meine Tasche und ging auf den Schulhof. Dort holte ich meinen Stadtplan aus meiner Tasche und suchte meine Wohnung. Da! Ok wie komme ich am besten dahin? Ich suchte mir einen Weg aus und lief nach Hause. Dritte Kreuzung rechts, dann links und da war ich! Ich stand vor einem kalten Haus mit vielen Zimmern. Während ich die Treppe in den 5. Stock rannte, suchte ich nach meinem Wohnungsschlüssel.
Oben angekommen, schleuderte ich meine Schultasche in eine Ecke, schnappte mir mein Smartphone und stopfte mir die Kopfhörer in die Ohren. Der Beat von 'We will rock you' auf der Geige umfing mich und ich warf mich auf's Bett.
Was mache ich jetzt? Ich ging zum Kühlschrank und entschloss mich einkaufen zu gehen. Vorher schrieb ich mir noch eine Liste, suchte einen Supermarkt in meiner Nähe und schnappte mir eine gehäckelte Einkaufstasche.
Mit Liste, Geld, Schlüssel und Tasche bewaffnet, machte ich mich, immernoch David Garrett lauschend, auf den Weg nach unten. Im Supermarkt angekommen, schaute ich auf den Zettel, Äpfel, Honigmelone, Gurke, Möhren, Kartoffeln, ok das findet sich schnell, tanzend lief ich von Regal zu Regal und besorgte mir das, was ich brauchte. So jetzt noch Aufschnitt, Käse, Marmelade, Butter, Brot und Müsli, und nicht zu vergessen Milch. Alles bis auf Brot, Milch und Müsli, fand sich leicht. Brot würde ich später beim Bäcker holen. Milch... Da! Zwei Liter fanden ihren Platz in der Tasche. Müsli! Wo könnte das den jetzt wieder sein? Kurzerhand nahm ich einen Ohrstöpsel raus und fragte eine alte Dame. "Drei Gänge weiter, dann rechts und dann sehen sie's schon." "Gut Danke!" So fand ich auch das Müsli. Seife! Shit! Nochmal zurück! Als ich schließlich auch Seife, Shampoo, Lidschatten und Lippenstift, ebenso wie Wiperntusche gefunden hatte, kam ich an Nagellack vorbei. Schnell suchte ich mir drei Farben aus. Pink, lila, grün, das reicht. An der Kasse legte ich noch drei Tafeln Schokolade und eine Tüte Chips auf's Band. Vor mir waren zwei Großfamilien. Das konnte dauern. Eine vierjährige versuchte gerade ihre Mutter davon zu überzeugen, noch mehr Schokolade in den Einkaufswagen zu legen, doch die schüttelte nur gestresst den Kopf. Sie war dabei ein Baby zu tragen, das davon abzuhalten sich eine Zeitung in den Mund zu stecken und dabwi die Sachen auf's Band zu legen. Genervt ließ ich meinen Blick wandern und sah die Zeitschriften. Blitzartig suchte ich die neue CUT und begann darin zu blättern. Flüchtig blickte ich nach oben und bemerkte, dass ich beinahe dran war. Schnell legte ich das Heft auf's Band und holte mein Porte-Monnaie raus. Ich bezahlte, räumte die Sachen ein und suchte einen Bäcker. Er war nur drei Straßen von meiner Wohnung entfernt. Ich brachte mir zwei Croissants und ein halbes Brot mit. Gerade als ich um die Ecke biegen wollte, sah ich einen Coffee-Shop, klein und altmodisch, zumindest von außen. Ich beschloss später, nachdem ich die Einkäufe verstaut habe, vorbei zu kommen.
Zuhause angekommen, stellte ich das Radio auf laut und packte alles weg. Fertig! Schnell schaltete ich das Radio wieder aus nahm das Magazin und rannte zum Coffee-Shop. Ich verlangsamte meine Schritte, nahm die Kopfhörer aus meinen Ohren und trat ein. Ein wohliger Geruch von allenmöglichen Kaffeesorten stieg mir in die Nase und ich schaute mich neugierig um. Ein paar Tische, eine Theke, alte Lampen und ganz hinten in der Ecke sah ich eine Tür. Ein älterer Herr kam auf mich zu und fragte mit französischen Akzent: "Was kann isch für Sie tun?" "Ein Milchkaffee, bitte." Er nickte, trat hinter die Theke und machte mir mit geschickten Griffen eine Tasse. "Setzen Sie sisch doch." Ich ließ mich auf einen Stuhl fallen und erwiderte: "Sie können mich duzen, ich bin erst 16. Amy", sagte ich mit ausgestreckter Hand. Der Herr nahm sie freudig entgegen: "Louis" Neugierig wie ich war, fragte ich ihn nach der Tür. Er lachte und erklärte: "Dort ist ein 'Inter'of. Komm mit." Langsam folgte ich ihm und trat über die Türschwelle. Überwältigt trat ich ins Freie. Ein Brunnen, ein großer Baum mit einer kleinen gusseisernen Bank, und dazu das Sonnenlicht, das vom Halbschatten des Baumes überdeckt wurde. "Kann ich öfters vorbei kommen und hier lesen oder nachdenken?", fragte ich mit Erfurcht und einer Spur Begeisterung in der Stimme. Er lachte abermals und flüsterte: "Aber sischer doch, der Garten wird eigentlich gar nicht mehr genutzt, es würde misch freuen, wenn du mal vorbei schauen würdest." Ich sprang vor Freude in die Luft, umarmte Louis und rief: "Danke! Dankedankedanke! Ich werde dir auch immer helfen! Der Garten wird der schönste den du je gesehen hast!"
"Er ist jetzt doch schon 'übsch! Trink' erstmal den Kaffee."
Er hielt mir die Tasse hin und ich nahm sie vorsichtig entgegen und trank einen Schluck. Begeistert sah ich Louis an und rief: "Das ist der beste Kaffee, den ich je getrunken habe!" "Das will isch doch 'offen." Lächelnd warf ich einen Blick auf die Uhr und erschrak. 5 Uhr! Ich muss doch noch Essen machen, Tasche packen und an einem Kleid wollte ich auch noch arbeiten. Ich entschuldigte mich bei Louis, der winkte nur ab und ich lief so schnell ich konnte nach Hause. Zuhause. Komisch vor einer Woch war Reading noch mein Zuhause gewesen. Ich schmiss eine Tiefkühlpizza in den Ofen und schaute auf den Raumplan. Bio, Mathe, Französisch. So, gepackt. Ich wandte mich meiner Mappe mit Entwürfen drin zu und sah mir das Kleid an. Ein wunderschönes Ballkleid mit Rüsche und allem (Siehe Anhang). Der Wecker piepte.
Shit! Die Pizza!
Ich nahm sie raus, schenkte mir ein Glas Wasser ein, warf die Verpackung in den Müll und drehte das Radio voll auf.
Während ich aufräumte, sang ich mit und tanzte. Da schreckte ich hoch. Die Türklingel!
Mist! Das Radio!
Schnell schaltete ich es aus, rief: "Ja, ich komme!", und schaute durch den Sucher. Ein Herr mitte 60 stand davor.
Ich öffnete und sah in fragend an.
"Sie wissen schon, dass die Hausordnung es untersagt, Musik oder den Fernseher laut aufzudrehen!", wetterte er.
"Das war doch nicht laut! Sonst hätte ich Sie wohl kaum gehört!", entgegnete ich.
"Ich stehe hier schon seit einer Viertelstunde." "Gehen Sie, wenn ich verspreche, die Musik nicht mehr so laut aufdrehe?"
Er brummte etwas und ging.
Ich knallte die Tür zu und ging zum Bett. Ich machte mich bettfertig und schnappte mir ein Buch. Lesend verbrachte ich zwei Stunden und schlief ein.

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Ich würde mich wie immer über Votes und Kommis freuen.

Wie gefällt euch die Länge des Kappi?
Habt ihr Verbesserungsvorschläge?

LG
car152

Er liebt mich, er liebt mich nicht,...   Aber liebt sie mich?     *pausiert*Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt