Sein zweiter Tag

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Zeitsprung: Nächster Morgen
"Guuuuuten Mooooooooooorgen! Aaaaaauuuuuffwaaaaaaaachen!" Müde schlug ich ein Auge auf, um es direkt wieder zuzukneifen. Das Licht brannte hell, POPPY! Lachend, nahm sie mir meine Bettdecke und hüpfte auf meiner Matratze. Mich schlafend stellend, wartete ich darauf, dass sie sich über mich beugte. Jetzt! Ich schlug die Augen auf, schnappte mir sie und kitzelte sie durch, bis Riley reinkam. "'N Morgen!", murmelte er verschlafen. "Guten Morgen!", rief ich und Poppy japste noch immer. Riley sah uns verwundert an, ging weg und kam wieder... mit zwei Kissen! Schnell schnappte ich mir meins, während er Poppy eins zu warf. "Auf ihn mit Gebrüll!" Lachend veranstalteten wir eine Kissenschlacht bis Mum reinkam und fragte: "Was ist denn HIER los? Ihr müsst los. Ihr habt fünf Minuten." "Shit!", riefen wir wie aus einem Munde und meine Geschwister liefen in ihre Zimmer um sich fertig zu machen. Ich holte eine Jeans und ein T-Shirt aus meinem Schrank und sprang unter die Dusche. Fertig angezogen, lief ich in die Küche und schnappte mir mein Pausenbrot. "Poppy! Riley! Ihr müsst los!" Die beiden kamen die Treppe runtergerannt umd angelten nach ihren Taschen. Meine hing schon über meiner Schulter. Ich rief noch: "Ich bin dann weg bis um 4!" und verlies das Haus. Der Bus kam als ich an der Haltestelle hielt und ich setzte mich.
Geschafft! Die Fahrt würde zehn Minuten dauern, also holte ich meinen Stundenplan raus und stellte fest, dass ich Französisch, Musik, Englisch und Sport hatte. Shit! Sport! Hm, wie könnte ich das wieder gerade biegen? In der Mittagspause nach Hause und Sportzeug holen? Ja, das wäre die beste Lösung.
Mal sehen, wo musste ich hin? Raum 308. Irgendwo im dritten Stock. Bei Mrs. Lucas.
Oben angekommen, gesellte ich mich zu dem Jungen aus Mathe. George. Mrs. Lucas war eine freundliche Lehrerin Ende 30. Die Französischstunde verlief reibungslos und ich nahm George mit zu David.
Der begrüßte uns freundlich und wir setzten uns in die Caffeteria. George plapperte die ganze Zeit aufgeregt. Ich versuchte zuzuhören, was mir allerdings kläglich misslang. Meine Gedanken schweiften immer wieder ab, zu IHR.
Was sie wohl gerade tat, wie es ihr ging, ob sie auch hier war. Gedankenverloren biss ich hin und wieder von meinem Brot ab. Als David vor meinem Gesicht mit den Fingern schnippste, holte er mich brutal aus meinen Gedanken, fragend schaute ich ihn an und bemerkte, dass er mich belustigt anschaute. "Denkst du mal wieder an SIE?" "Ähm... ähäm..., ähhhh... so eigentlich... ähm vielleicht."
"Wer ist SIE?", fragte George. David amtwortete: "Ein Mädchen in das unser Freund hier verschossen ist." "Bin ich gar nicht! Ich mag bloß ihre Art!" "Ja, klar, und ihr Aussehen, ihren Klamottenstil und generell alles an ihr." "Ach was! Was haben wir eigentlich gleich?", versuchte ich vom Thema abzulenken. Und es funktionierte. George sagte: "Also ich habe gleich Musik und ihr müsstest auch Musik haben oder Kunst, kommt drauf an, was ihr gewählt habt." "Musik", antwortete ich und sah David fragend an. "Kunst." Mit einem prüfenden Blick auf die Uhr und sagte: "Wollen wir so langsam? Wir haben zwei Minuten. Wo müssen wir überhaupt hin?"
"Raum 175 und du müsstest im Raum 254 haben. Kommst du?"
"Ja, klar."
Ich verabschidete mich von David und trottete hinter George her. Die folgenden Stunden verliefen soweit ereignislos, bis Englisch kam.
Gleich sehe ich sie wieder, dachte ich.
Im Unterricht hörte ich kaum zu und beobachtete nur sie.
Diesmal saß sie neben einem Mädchen, das Recht still zu sein schien, denn sie meldete sich kein einziges Mal.
Amy meldete sich hin und wieder, sah gelangweilt aus dem Fenster, flüsterte mit ihrer Nachbarin oder schielte zu ihrem Skizzenblock rüber. Den Unterricht verfolgte ich nur mit halbem Ohr.
Endlich! Pause.
Das SPORTZEUG!
Blitzartig verlies ich den Raum, rannte die Treppen runter und lief zur Bushaltestelle. Kaum angekommen, kam auch schon der Bus. Zuhause angekommen, holte ich mein Sportzeug, lies meine Tasche liegen und ging zurück zur Schule. Der Bus würde zu spät kommen und auf Anschiss hatte ich keinen Bock. Also schnappte ich mir mein Handy und schaltete die Musik an. Geigenklänge und Klaviertöne ertönten aus den Kopfhörern. Zwischendurch schloss ich die Augen und ließ die Musik auf mich wirken, gedanklich spielte ich selbst das Klavier. Zuhause nahm ich regelmäßig seit vier Jahren Klavierstunden und spielte schon entsprechend gut. Nach einer knappen halben Stunde kam ich am großausgebauten Sportplatz an und stellte mich zu David, der seine Taschen über der Schulter trug und auf sein Handy starrte.
Erschreck ihn sagte meine innere Stimme. Ja, warum nicht.
Also schlich ich mich von hinten an und hielt ihm die Augen zu, rief "Buh" und versuchte einen Blick auf sein Handy zu erhaschen, doch er sperrte aus Reflex den Bildschirm, rammte seinen Ellenbogen des anderen Arms mit voller Wucht nach hinten und ich fiel taumelnd auf dem Asphalt. Shit, warum habe ich nicht daran gedacht, dass er seit zehn Jahren Selbstverteidigung machte, war das letzte, woran ich dachte, bevor mir schwarz vor Augen wurde.
"Hey, hey! Kack jetzt nicht ab! Jayden! JAYDEN!!! Wach auf verdammt!", nahm ich eine männliche Stimme war, kurz darauf verpasste mir jemand eine Backpfeife. Benommen schlug ich die Augen auf und sah in Davids besorgtes Gesicht. "Oh man, ich dachte, du kackst mir hier ab, was machst du auch für ne Scheiße? Du weißt doch das ich Selbstverteidigung mache und ich schreckhaft bin! Tu das nie wieder! Aber komm erstmal hoch. Alles klar?" "Ja, geht schon. Hilf mir mal hoch." Er reichte mir seine Hand und zog mich auf die Beine. Schwankend stand ich neben ihm und er stützte mich. "Geht's?" "Ja, mein Kopf tut jetzt zwar weh und mir ist ein bisschen schwindelig und schlecht, aber sonst..." "Sollen wir zur Krankenstation?" "Spinnst du?! Nein, die Schwester würde mich nur nach Hause schicken, dir einen Verweis geben und das war's. Lass lieber da auf eine Bank setzen, wie lange haben wir überhaupt noch?" "Unter fünf Minuten." "Ach du Scheiße!" "Vielleicht sollten wir anfangen eine Kasse für Schimpfwörter anlegen, jedes Mal, wenn einer Scheiße sagt, 50 Cent." "Ne, danke, dann werde ich arm." Inzwischen waren wir an der Bank angekommen und ich setzte mich. Die Welt hörte nach und nach auf sich zu drehen.
David fragte: "Wo warst du überhaupt so lange? Ich habe dich gesucht und George war auch sauer, dass du ihn einfach stehengelassen hast. Du warst 40 Minuten weg!" "Sportzeug vergessen, nach Hause gefahren und dann zurückgegangen." "Ach so. Wie geht's dir jetzt?" "Besser, der Schwindel ist so weit weg und übel ist mir auch kaum noch. Mein Kopf brummt nur noch ein bisschen, aber damit kann ich Sport machen." "Ok, gut, kommst du? Ich sehe den Lehrer schon." "Jap, komme!" Ich erhob mich von der Bank, nahm David meine Sporttasche ab, und folgte ihm zur Sporthalle. Innerhalb von fünf Minuten war ich umgezogen und wartete auf David, der kurz dadrauf ebenfalls fertig wurde. Wir liefen hoch und sahen uns um. Die Halle war groß, größer als die Hallen in denen wir schon gespielt hatten. "Wettrennen?", fragte David herausfordernd. "Klar, ich häng dich ab!" "Bis zur gegenüberliegenden Wand?" "Logisch. Also.... Auf die Plätze.." "Fertig.." "Los", riefen wir wie aus einem Mund und liefen los. Ich rannte und stieß einen Freudenschrei aus, wie ich das Gefühl der Freiheit, des Unendlichen Laufens, liebte. Einfach drauf los laufen. Die Wand war nur noch gute zwölf Meter entfernt und ich warf einen vorsichtigen Blick zurück, dicht hinter mir war David, keine zwei Meter entfernt, ich blickte wieder nach vorn, um direkt zu versuchen abzubremsen, doch es war zu spät, zum zweiten Mal heute wurde alles schwarz.
"Hallo! Hey! Aufwachen! Jayden!! Hallo!" Langsam öffbete ich meine Augen und erblickte das Gesicht eines Mittezwanzig-Jährigen. Der atmete erleichtert aus. "Als ich hier rein kam, sah ich nur noch wie du gegen die Wand gerast bist und dein Freund ganz aufgeregt zu dir lief und dann zu mir. Ich bin übringens Mr. McMenner, euer Sportlehrer. Du bist schnell, verdammt schnell." "Ähm...", verwirrt sah ich ihn an und versuchte meine Gedanken zu sortieren.
Also, David hatte mich zum Wettrennen herausgefordert, ich hatte einen Blick zurückgeworfen und dann? Bin ich gegen die Wand gelaufen. Gedanklich gab ich mir einen Facepalm.
Erst als der Lehrer mich komisch ansah, merkte ich das ich mir wohl nicht nur gedanklich gegen die Stirn gehauen hatte.
Toll, jetzt halten mich alle nicht nur für einen Depp, nein jetzt bin ich ein Vollpfosten, der verrückt ist. Gut gemacht, Jayden! So viel zu gutem Schulstart.
"Alles okay? Tut dir irgendetwas weh?", fragte der Lehrer. "Mein Kopf und mein Arm. Aber das ist nichts schlimmes." "Kannst du deinen Arm normal bewegen?" "Ja." Ich drehte ihn hin und her, beugte ihn. Mr. McMenner nickte, "Dann komm mal hoch." Er reichte mir seine Hand und ich zog mich hoch, doch ich stöhnte kurz auf um wieder nach unten zu sacken. Mein Fuß tat höllisch weh. "Hey, was ist los?", fragte jetzt David. "Der Fuß." "Oh, shit!" "Zeig mal, und ihr: wärmt euch schonmal auf. Mindestens vier Runden Laufen und danach dehnen." Erst jetzt bemerkte ich, dass alle mich anstarrten. Ich streckte ihm meinen Fuß entgegen und senkte den Kopf. David klopfte mir auf die Schulter und ich lächelte kurz zu ihm hoch. Der Trainer hielt inzwischen meinen Fuß und sagte: "Wenn es weh tut, sag Bescheid." Damit drehte er meinen Fuß hin und her, dehnte ihn und zog daran. Ersst dann schrie ich kurz auf. Das tat höllisch weh! "Ok, ich würde sagen das ist nur eine kleine Verstauchung. Ich hole gleich eine Bandage, dann kannst du wieder einigermaßen laufen. Rennen und den Fuß übermäßig belasten würde ich für die nächste Woche noch nicht. Wenn es in zwei Tagen noch nicht besser ist, dann musst du zum Arzt. So ich stütze dich bis zur Bank und dann hole ich die Bandage." Humpelnd beförderte ich mich zur Bank und lies mich drauf plumsen. Eine Woche kein Sport, kein Tennis, kein Marathon, kein Schwimmen. Toll gemacht! Na ja, hätte schlimmer kommen können.
Als der Lehrer wiederkam, gab er mir die Bandage und wandte sich den laufenden Schülern zu und ich legte die Bandage an. Er rief Anweisungen durch die Halle. Daraufhin setzte er sich neben mich und erklärte: "Wir machen erstmal Ausdauer, damit ich sehe, wie sportlich ihr seid. Die nächste Stunde werden wir dann Badminton (?) spielen." "Super! Ich freue mich drauf!" "Mit Musik kann man besser laufen, oder?" "Ja, ich zumindest bin dann schneller." Mr. McMenner ging raus und holte zwei Lautsprecher, kurze Zeit später dröhnte laute Musik dirch die Halle; Elektropop. Toll, ich hasse Elektromusik! Ich nahm mir unauffällig mein Handy und machte David Garrett an. Ich wippte im Takt mit und schaute den anderen beim Laufen zu. Der Lehrer setzte sich erst zu mir, sagte: "Nanana, die Musik müsstest du ausmachen. Aber heute lasse ich dir das durchgehen", er zwinkerte mir zu. "Ich laufe mal mit. Bis gleich." So lief er mit und ich schloss die Augen.
Als die Stunde endlich vorbei war, zog ich mich fix um und verabschiedete mich mit einem lauten "Tschüss, bis morgen!", das aus einigen Ecken ertönte dies wieder und ging zur Bushaltestelle. Die Busfahrt verlief wie immer. Gelangweilt stand ich auf und stieg aus. Zuhause rief ich meine Geschwister und ging mit ihnen in das Café um die Ecke. Sie erzählten mir von ihrem Tag und aßen Apfelkuchen. Ich hörte mit halben Ohr zu, ging mit ihnen nach Haus, erledigte meine Hausaufgaben und schaute schließlich auf die Uhr. Halb acht, Zeit zum Abendessen! Danach machte ich mich fertig und ging zu Bett.

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⏰ Letzte Aktualisierung: Nov 03, 2015 ⏰

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Er liebt mich, er liebt mich nicht,...   Aber liebt sie mich?     *pausiert*Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt