Kapitel 1:

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Mit Tränen in den Augen trat ich die Haustür auf. Das Schloss war kaputt. War es schon lange. Das Haus war grau, viele Scheiben kaputt, der Garten verwildert. Ich ging die Treppe hoch und fiel fast über einige leere Flaschen. Ich stieß die Tür, die nur noch halb in den Angeln hing auf und trat in den Zigarrennebel. Ins Wohnzimmer ging ich erst gar nicht, da saß meine Mutter, schon seit Tagen, Wochen, Monaten und der beißende Tabak- und Alkoholgeruch war schon im Flur unerträglich. Ich stieg also weiter die Treppe hoch, stieß die nächste Tür auf und schloss sie hinter mir wieder. Diese Etage stand leer. Kahle weiße Wände, keine Türen, dunkel, die Fenster kaputt, stattdessen Bretter vorgenagelt. Ich ging noch eine Etage hoch und befand mich in meinem Reich, höchste Etage direkt unterm Dach, welches an einigen Stellen undicht war. Zwei meiner Fenster waren kaputt, meine Wände und Möbel mit Graffiti besprüht. Ich hatte hier oben ein Schlafzimmer, ein Bad, ein Wohnzimmer und zwei leerstehende Zimmer, die einzig zum besprühen dienten. Ich ging in mein Schlafzimmer und schlug die Tür so fest hinter mir zu, dass die Klinke abfiel und alle losen Blätter durch die Gegend flogen. Ich drehte mich zur Tür und wischte währenddessen mit meinem Arm über die Kommode, so dass alles runterfiel. Ich hob die Klinke auf und schmetterte sie Richtung Fenster, somit zerstörte ich eins der wenigen intakten Fenster. Unser Haus war ein Wrack, genau wie wir selbst. Es war nicht so, dass wir nicht die Mittel besaßen es wieder aufzubauen, aber wieso, wenn unser Leben noch zerstörter war? Ich kletterte aus meinem Fenster und schnitt mich dabei an einer spitzen Scherbe, doch ich spürte keinen Schmerz. Nicht mehr. Dafür war ich innerlich zu leblos. Hatte mich schon dran gewöhnt. Hatte doch seit Ewigkeiten keine Freude mehr am Leben, doch das war nicht immer so gewesen.

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