8. Kapitel

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Der Tag verging wie im Flug, Schule bis Mittag, danach Hausaufgaben und dann Sport mit meinen Freundinnen.

Auch die darauffolgenden Tage passierte nichts.

Kein hupen, schnaufen, klingeln.

Keine Geister.

Keine Züge.

Fast vergaß ich die unheimlichen Begegnungen, aber nach über 7 Tagen bin ich, eher zufällig bei rumzappen im Fernsehen, bei einer Diskussion hängen geblieben. Hierbei ging es um die bevorstehende Wahl, die in einem guten Monat hier stattfanden sollte.

Wie sagte der Moderator? Eine Richtungswahl wird es geben. Es hängt viel davon ab, wer hier gewinnt.

Alles sei noch offen und alle drei Parteien sind eingeladen um hier und jetzt zu diskutieren.

Dann ging es los. Die einen wollten Gleichheit und Verteilung es Vermögens von allen, die anderen wollten eine Bezahlung nach Leistung und eine Verlagerung der Verantwortung an die, die schon wüssten, was richtig und falsch ist. Und dann gab es noch die, die wollten, dass alles beim Alten bleibt.

Eins hatten aber alle gemeinsam: Die redeten durcheinander, beschuldigten immer nur die anderen, versuchten sich gegenseitig lächerlich zu machen, übertrieben und logen.

Wenn wir in der Familie, oder in der Schule so miteinander umgehen würden, dann wären wir alle allein. Dann hätte keiner mehr Freunde.

Unser Lehrer hatte erst vor kurzem gesagt, dass wir uns auch für Politik interessieren sollten. Aber das was ich da gesehen hatte, reicht. Das sind doch alles Idioten. Keiner von denen sollte mein Land regieren. Nein, denen würde ich niemals auch nur 10,-€ leihen. Das Geld wäre mit Sicherheit weg. Alles Lügenbeutler, diese sogenannten feinen Politiker.

Andererseits lebe ich aber hier und jedes Land hat eine Regierung. Und zu einer Regierung gehören eben diese Lügenbeutler.

Damit stellt sich nur die Frage, welche von denen können den geringsten Schaden anrichten?

Völlig aufgeregt von dieser Diskussion, bin ich ins Bett gegangen und musste noch lange darüber nachdenken, bis ich endlich eingeschlafen bin.

Huuuup, Kling, Schnauf.

Senkrecht stand ich im Bett. Plötzlich war es ganz hell in meinem Zimmer.

Ich sprang auf und rannte zum Fenster. Da stand ein Zug. Schon wieder!

Sind die Hellen zurück? Sind es die Dunklen?

Ich blickte auf die Straße, wo die nächsten Häuser standen. Bei keinem brannte das Licht, auch die Straßen waren leer.

Wenn ich hier stehen bleibe, dachte ich, werde ich nie erfahren, wer da unten angekommen ist. Also machte ich mich auf den Weg nach unten. Auf der Veranda angekommen, setzte sich der Zug wieder in Bewegung und fuhr ganz langsam in Richtung Gestrüpp, wo die Schienen endeten. Anders als sonst konnte ich die Umrisse aber noch vernehmen und auch war diesmal alles anders, dachte ich. Neugierig rannte ich dem Zug hinterher und beim Gestrüpp angekommen, hörte ich seltsame Stimmen und leise Gesänge.

Langsam, immer vorsichtig einen Fuß vor dem anderen stellend, ging ich weiter. Gänsehaut hatte ich am ganzen Körper, die mich aber nicht davon abhalten konnte noch weiter in das Gestrüpp zu gehen.

Da, hör doch, da war eine Stimme. Leide und direkt hinter mir. Ich blieb stehen und traute mich nicht umzudrehen. Das brauchte ich auch nicht, denn im gleichen Augenblick war die Stimme auch vor mir zu hören und ein weißer Schleier war vor mir.

„Hallo Nadine,“ sagte dieser leise, „sicher suchst du uns schon, oder?

Ich stelle mich dir einmal vor. Ich bin einer von denen, die man die Unentschlossenen nennt. Wir sind eine ganze Menge von Geistern, das glaubt man gar nicht, aber überzeuge dich selbst. Komm ein paar Meter weiter, einfach raus aus dem Gestrüpp.“

Mir blieb der Mund offen stehen und ich brachte kein Wort heraus, ging aber weiter, bis ich auf einer Lichtung war. Dann sah ich sie. Es müssen hunderte gewesen sein.

In kleinen Gruppen schwebten sie auf der Wiese. Lauter kleine weiße Wolken.

Der alte BahnhofWo Geschichten leben. Entdecke jetzt