Schwanger. Das kann doch gar nicht sein. Nicht jetzt. Nicht in dieser Situation. Nicht von Dyllan. Es ist eindeutig von Dyllan, von wem sonst? Aber warum konnte es nicht noch etwas warten? Verzweifelt kralle ich meine Hände in die Haare und ziehe an ihnen. Das kann alles nur ein schlechter Traum sein, aber irgendwie freue ich mich. Ich freue mich darüber Mummy zu werden. Den kleinen Krümel in mir zu spüren.
Ich liebe Kinder, so auch meins und außerdem wollte schon immer welche. Schon als kleines Kind habe ich mir sowas vorgestellt. Mum, Dad und Kind. Dyllan, mein/ unser Baby und ich. Ich wollte schon immer Mummy werden, also warum nicht jetzt? Gewalt, Verletzungen, Prügel, Streit. Das ist einfach kein guter Umgang für ein Baby. Aber genau darin wird es geboren werden, vorausgesetzt Dyllan ändert sich nicht.
Vielleicht, wenn er erfährt, dass in mir sein, nein unser kleines Baby wächst, vielleicht ändert er sich dann. Wird zu dem Dyllan von früher. Zu dem, den ich aufrichtig liebe und bleibt nicht weiterhin dieser gewalttätige Dyllan.
Ich liebe es. Ich liebe mein Baby, auch wenn ich erst seit knapp einer halben Stunde davon weiss und sie oder er gerade einmal 6 Wochen alt ist.
Egal wie es entstanden ist. Es ist mir egal, dass dieses Kind nicht aus Liebe entstanden ist.Schmerzhafter Druck verbreitet sich in meiner Brust. Schnell wische ich mir über die nass gewordenen Wangen und atme tief ein. Tief aber bibbernd.
Ich darf jetzt nicht daran denken. Ich muss das Essen fertig bringen. Ich muss passable vor Dyllan und seinen Kollegen erscheinen und nicht verheult. Ich kann später heulen oder dann, wenn ich Dyllan von der Schwangerschaft erzählen werde.
Jap, ich erzähle ihm es. Er ist der Vater, er hat das Recht dazu. Vielleicht freut er sich, bessert sich und wir leben glücklich weiter. Vielleicht aber auch, und das ist viel wahrscheinlicher, schlägt er mich. Beschimpft mich zu lügen, ihn betrogen zu haben und verprügelt mich. Dabei ist er der Vater. Er hat dieses Kind gezeugt. Er, nicht wir.
Noch einmal schnell über die Augen wischend gehe ich in die Küche, nehme den Braten aus der Tüte und stelle ihn in einem Topf auf die heiße Herdplatte. Etwa eine Stunde braucht er, dass heißt in etwa 25 Minuten fange ich mit den Beilagen an. Der Blick auf die Uhr verrät mir, dass ich genau 1 Stunden und 5 Minuten habe. Das Gespräch bei der Ärztin und die Phase danach hat mich ziemlich Zeit gekostet. Aber ich bin fest davon überzeugt, dass ich das schaffe. Während der Braten vor sich hin schmort decke ich schon mal den Tisch, zupfe einige braune Blätter von der Pflanze, die auf diesem steht und gehe ins Schlafzimmer um mich umzuziehen.
Schlussendlich wird es eine schwarze, enge, einfach Jeans und eine Weinrote etwas luftigerere Bluse. Auf dem Weg ins Badezimmer schnappe ich mir noch schwarze Pumps, in welche ich schnell reinschlüpfe. Meine Haare gebürstet und gepflochten etwas hochgesteckt, etwas Make-up und Parfum ziehrt meinen Körper, als ich das Badezimmer wieder verlasse.Auf die Minute genau fange ich an die Karotten zu schälen und zu schneiden und dämpfe ihn mit Brokkoli zusammen in einem Topf neben dem heiß werdenden Nudelwasser.
Wohnung geputzt und aufgeräumt.
Passable aussehen.
Essen gekocht.
Tisch gedeckt.3 von 4 Aufgaben sind erledigt. Das Essen braucht nur noch wenige Minuten, da die Nudeln gleich fertig sind. Den Braten habe ich schon in einer Bratensauce auf einer Platte auf dem Tisch serviert. Genau wie das Gemüse. Rotwein und Weisweingläser sind auch schon bereit, genau wie der Wein in Kühlern mit ein paar anderen, alkoholfreien Getränken auf dem Tisch, der nebendran steht.
Jetzt können sie kommen.
Ich zünde noch die kleine Duftkerze auf dem Fensterbrett an und schaue, ob ich irgendwas vergessen habe. Ich erkenne allerdings nichts und lehne mich an die Arbeitsplatte, nachdem ich die Nudeln auf den Tisch gestellt habe.
Dyllan kommt rein, zwei schwarzhaarige Männer hinter ihm. Beide begrüßen mich lächelnd. Beide sind super nett. Beide bedanken sich für das Essen. Beide sagen, es wäre super lecker. Beide haben nichts auszusetzen. Beide sind zufrieden.
Nur Dyllan nicht.
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Change
DiversosGlücklich, Lebensfroh, verlobt. Das war Lynn, beziehungsweise ihr Leben. Sie liebt es zu lachen und alles mögliche auszuprobieren. Sie liebt und genießt das Leben. Gewaltvoll, Verletzungen, Angst Das ziert ihr Leben jetzt. Geschlagen, niedergemach...