Kapitel 3

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In der Mittagspause setzte ich mich alleine an einen Tisch und klappte meinen Laptop auf. Ich musste herausfinden, woher ich diesen Florian David Fitz kannte. Diese Augen gingen mir einfach nicht mehr aus dem Kopf. Kaum hatte ich bloß die Hälfte seines Namens als Suchbegriff eingegeben, erschienen massenweise Artikel und Bilder. Kein Zweifel...das war er. Ein Schauspieler also, noch dazu ein ziemlich bekannter. Erst als ich seinen Wikipedia-Eintrag überflog,  fiel mir ein, woher ich ihn kannte. Meine beste Freundin hatte zu unserem letzten DVD-Abend den Film "Vincent will Meer" mitgebracht. (Wikipedia zufolge spielte er darin nicht nur die Hauptrolle, sondern hatte sogar das Drehbuch verfasst.) Seitdem lag er bei mir im Regal. Ich nahm mir vor, den Film bei nächster Gelegenheit anzukucken.

Nachmittags wurde ich eingeteilt, nochmals bei Herrn Fitz vorbeizuschauen um seine Verbände zu wechseln. Als ich die Tür zu seinem Einzelzimmer hinter mir geschlossen hatte, blickte ich mich um. Ein dünner Strahl der schwachen Nachmittagssonne, tauchte den raum in orange-rotes Licht. Mein Patient hatte sich im Bett aufgesetzt und las in einer Zeitung. Scheinbar hatte er mich noch nicht bemerkt. Leise räusperte ich mich um ihn nicht zu erschrecken Er sah mich an und legte das Magazin  beiseite. "Ähm, ich soll  bloß schnell die Verbände wechseln...", rechtfertigte ich mich für meine Anwesenheit. Er nickte mir zu. Als ich mich abwandte, um frisches Verbandszeug aus einem Schränkchen an der Wand zu holen, spürte ich allerdings seine Blicke in  meinem Rücken. Aus irgendeinem Grund verunsicherte mich das. Ich näherte mich wieder dem Krankenbett und begann langsam das Pflaster von der Wunde zu lösen. Scheinbar nicht langsam genug, denn Herr Fitz zuckte merklich zusammen, als es mir endlich gelungen war, es zu entfernen. "Oh, das tut mir leid, ähm... Herr Fitz... äh... Sie müssen wissen, dass ich nicht mehr so geübt bin, also...", versuchte ich mich zu entschuldigen.  Aber mein Gegenüber schmunzelte bloß. Dann hielt er mir grinsend seine Hand hin und meinte: "Übrigens,  du kannst Florian zu mir sagen..." "Leonie", stotterte ich verwundert und schüttelte seine Hand kurz, nachdem ich die Meinen an meinem weißen Kittel abgewischt hatte. Ich machte mich wieder an die Arbeit und überprüfte die Naht über Florians rechtem Auge. "Übrigens, soll  ich Ihnen, äh... dir mitteilen, dass wohl eine sichtbare Narbe zurückbleiben wird.", sagte ich um das peinliche Schweigen zu unterbrechen. Aber er zuckte bloß mit den Schultern und antwortete: "Nicht so schlimm, das wäre bei mir ja wohl nicht die erste." Er lächelte. Dabei fielen mir seine Grübchen auf, die sich deutlich unter dem leicht grauschimmernden Dreitagebart bemerkbar machten. Sorgfältig drückte ich die Enden des Pflasters fest. Anschließend raffte ich mich auf, um wieder zu gehen. Ich war schon fast an der Tür, als ich hinter mir Florians Stimme wahrnahm: "Leonie?" -"Äh ja...was ist?!", antwortete ich verdattert und sah mich um. Seine Augen musterten mich, als studierten sie einen Kriminalroman. Schließlich fragte er "Kommst du später noch einmal vorbei?" -  "Vielleicht..." Ich wurde rot. Dann schüttelte er seinen Kopf und lachte: "Du bist so süß!" Ich wandte mich um und ging, schaffte es aber nicht ein Grinsen zu unterdrücken. Was hatte dieser mann in so kurzer Zeit nur mit mir gemacht?

Florian und LeonieWo Geschichten leben. Entdecke jetzt