Proloque

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"Wir haben alle Zeit der Welt." Nein. So stimmt das nicht. Das Leben ist kurz. Kürzer als man danken mag.
"Er starb im Alter von 85 Jahren." 85 ist eine große Zahl. Eigentlich ist es viel Zeit. Es entspricht 31 025 Tagen, 744 600 Stunden. So große Zählen, die eine so lange Zeit versprechen. Die Hälfte davon schlafen wir. Einen anderen Teil der Zeit verbringen wir in der Schule oder bei der Arbeit. Nur einen kleinen Teil nutzen wir, um wirklich zu leben.
"Man sollte jeden Tag so leben, als wäre es der Letzte." Ein schönes Sprichwort. Ein Satz, den man sich zu Herzen nehmen sollte. Denn, wie wahrscheinlich ist es, dass man wirklich diese 85 Jahre oder mehr hat? Kann das Leben nicht jeden Moment einfach vorbei sein? Durch einen Unfall? Oder eine Krankheit?
Das Leben endet mit dem Tod. So denkt jeder oder zumindest dachte ich so. Für mich war immer klar, ich würde meine Schule beenden, meinen Traumberuf leben und den Rest meiner Tage mit der Liebe meines Lebens und meiner selbst gegründeten Familie verbringen. Leider kam es anders.
Eine rote Ampel. Es war nur eine Sekunde, vielleicht auch zwei. Aber diese kurze Zeit reichte aus, um mein Leben zu beenden.
Wenn ich jetzt daran denke, kommen mir immer wieder meine letzten Momente unter den Lebenden in den Sinn.
Wie er mich anrief.
Wie ich ins Auto stieg.
Wie der Regen auf mein Auto prasselte.
Wie ich mein Handy an mein Ohr hielt.
Wie ich ihm noch versprach, dass alles wieder gut werden würde.
Wie die Ampel umschielt.
Wie die Lichter auf mich zurasten.
Wie ich den Knall hörte und den Aufprall spürte.
Wie er meine Namen immer wieder verzweifelt in den Hörer rief.
Und wie ich ein letztes Mal "Auch" flüsterte.

Mir war in diesem Moment klar, dass mein Leben vorbei war. Mein eigentlich so kurzes Leben. Jedoch war mir nicht klar, dass an diesem Tag auch er irgendwie starb.

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