„Schnell, hier rein!", wies ich Tylor an und schlüpfte in die Höhle, die sich unter den Wurzeln einer riesigen Eiche gebildet hatte.
Tylor zögerte kurz, kam mir dann aber hinterher. Ich lief quer durch die Höhle und zog unter einer dicken Wurzel einen Rucksack heraus. Ich öffnete ihn schnell und holte ein paar Kräuter raus, die ich um uns herum streute. Tylor beobachtete mich verwirrt dabei und setzte sich schwer atmend auf den Boden.
„Bist du eine Jägerin?", fragte er und musterte mich genau.
„Was?! Nein! Die sind doch schon längst ausgestorben.", zischte ich und hielt ihm dann den Mund zu, damit er ruhig war.
Tylor sah mich zwar böse an, aber das interessierte mich nicht. Ich legte den Kopf schief und lauschte. Das Rascheln der Blätter um uns herum wurde erst lauter, dann wieder leiser, als die Hexer an uns vorbei liefen. Ich wartete noch kurz, bis auch der letzte Hexer vorbei gezogen war, dann sah ich aus unserem Versteck. Die Luft war rein. „Komm. Weiter. Sie werden uns nur bis zur Grenze folgen, also müssen wir noch ein Stückchen laufen.", erklärte ich und schlüpfte mit dem Rucksack wieder aus unserem Versteck.
„Du weißt schon, dass das falsch ist?", fragte Tylor und folgte mir.
„Woher willst du das denn wissen? Du bist hier schließlich nicht aufgewachsen!", zischte ich leicht verwirrt und bereute es schon, ihn befreit zu haben.
„Was? Nein, dass mein ich gar nicht. Es geht darum, dass du gesagt hast, dass es keine Jäger mehr gibt. Das wäre ja ein Traum. Von denen gibt es noch massenweise.", lachte er und ich drehte mich leicht verwirrt zu ihm um.
„Ich glaub, deine Oberhexen haben euch da ein wenig belogen. Naja. Ich kann sie verstehen. Sie wollen euch vor uns anderen beschützen.", fuhr er fort und ich verstand gar nichts mehr.
„Euch anderen? Bist du doch ein Mensch?", fragte ich ahnungslos und lief weiter.
Tylor schnaubte verächtlich und lief etwas schneller, damit wir nebeneinander waren. Ich sah in sein Gesicht, dass er zu einer angewiderten Grimasse verzogen hatte.
„Ganz sicher nicht! Ich meine uns andere übernatürliche Wesen. Jäger gehören genauso dazu, wie die widerlichen Vampire, meine Leute und deine Hexenwesen.", sagte er jetzt ernsthaft.
Ich lachte auf, sah dann aber erst seinen ernsten Gesichtsausdruck und stockte.
„Du meinst das tatsächlich ernst? Was sind denn deine Leute?", wollte ich wissen.
„Die Werwölfe.", meinte er und grinste stolz.
Was? Ein Werwolf? Das kann nicht sein! Obwohl..? Er würde perfekt passen, aber... NEIN! Es gibt keine anderen übernatürlichen Wesen! Nicht mehr... Oder vielleicht doch?
Während meinem inneren Streit hatten wir die Grenze endlich erreicht. Ohne mir darüber Gedanken zu machen, überschritt ich sie und wollte schnell weiter, doch ich hörte Tylor's Schritte nicht mehr hinter mir. Ich drehte mich um und sah, wie er an der Grenze auf und ab lief.
„Jetzt mach schon! Wir haben nicht den ganzen Tag Zeit!", zischte ich und merkte erst jetzt, dass die Sonne schon komplett aufgegangen war.
„Geht nicht. Das Schild ist gesichert. Ich werd mich verwandeln, wenn ich sie überschreite und ich will dich nicht verletzen.", murmelte Tylor und lief weiter auf und ab.
„Dann lauf ich weiter. Beeil dich einfach.", murrte ich und lief schnell weiter.
Langsam machte ich mir Sorgen, dass er verrückt war und das nicht positiv gemeint. Er glaubte wirklich, dass es noch andere übernatürliche Wesen gab und sogar, dass er selbst eines davon war.
Plötzlich hörte ich jedoch einen Knall und danach ein unfassbar lautes Reißen. Geschockt blieb ich stehen und als ich ein Rascheln hinter mir hörte, drehte ich mich ganz, ganz langsam um. Angst kam in mir hoch und ich konnte mich nicht mehr bewegen. Plötzlich brach etwas aus dem Gebüsch und ich schlug erschrocken die Hände vor's Gesicht. Ich spürte warmen Atem auf meinem Arm und zuckte kurz zusammen, bevor ich langsam die Hände herunter nahm. Ich starrte direkt in wilde, braune Augen.
DU LIEST GERADE
Belogen -School of Hunter
FantasyJahre lang dachte ich, wir wären die letzten. Jahre lang dachte ich, die Menschen hätten Unsereins ausgerottet. Jetzt begriff ich jedoch die Wahrheit. Unsere Anführer hatten uns belogen. Ich wusste, dass sie uns nur beschützen wollten, aber jetzt kö...