Red Rose » l.p. *On Hold*

4. Chapter

4. Chapter

Ich summte bei dem mir unbekannten Lied, das gerade im Radio lief, mit und putzte ein paar Ölflecken vom Motor. Obwohl heute Sonntag und ich somit allein in der Werkstatt war, arbeitete ich an Louis' Auto. Ich wollte morgen nicht in der Werkstatt stehen, sondern meine Zeit fürs Lernen verwenden. Schließlich waren es nur noch zwei Monate bis zu den bevorstehenden Abschlussprüfungen. Diese wollte ich mit Bestleistung abschließen.

„Guten Morgen, Kaya.", trällerte eine weibliche Stimme hinter mir.

Erschrocken drehte ich mich um. Vor mir stand Eliana mit einem strahlenden Lächeln auf den Lippen. Sie trug ihr braunes lockiges Haar offen über ihren Schultern. Ihre Augen strahlten Freude und Wärme aus. Bevor ich überhaupt einen Mucks von mir geben konnte, wurde ich in eine Umarmung gezogen. Ich war so überrumpelt von ihrer plötzlichen Zuneigung, dass sich mein ganzer Körper anspannte. Steif stand ich in ihrer Umarmung, unwissend wie ich darauf reagieren sollte. Mir fiel nicht einmal ein was ich bei Danny machte, wenn er mir eine Umarmung gab. Stand ich genauso steif da? Wusste ich was ich mit meinen Armen anstellen sollte? Verdammt, ich sollte mich zusammenreißen. Dieses Bildhübsche Mädchen gab mir, Kaya Brown alias Mobbingopfer der Liverpool High School, eine Umarmung. Um mich entspannen zu können, schloss ich meine Augen. Ich atmete tief ein und aus um wieder einen klaren Gedanken fassen zu können.

Kurz darauf legte ich meine Arme um ihre schmale Taille. Bei ihr fühlte ich mich komischerweise geborgen. Sie gab mir Sicherheit. Jedoch konnte ich nicht verstehen warum Eliana dieses Gefühl bei mir auslöste. Die einzigen zwei Menschen die mir diese Sicherheit gaben, waren Dad und Danny. Ich kannte Eliana nicht einmal wirklich, also wie konnte sie mir gegenüber diese Sicherheit ausstrahlen? War es ihr Parfum das mich mit der blumigen Note umhüllte? Oder war es doch nur Einbildung?

Eliana löste sich von mir und strahlte mich wieder aus ihren tiefblauen Augen an. „Ich bin so froh dich wieder zu sehen. Louis ist heute mit seinen Freunden unterwegs. Ich hätte mitgehen können, aber ich mag seine Freunde nicht besonders. Vor allem diesen Harry, mag ich überhaupt nicht. Er meint doch auch, dass er der Größte ist. Ich sag dir jetzt einen Grund warum alle Mädchen Angst vor ihm haben. Seine braunen Locken. Welches Mädchen hat nicht vor einem Typen Angst, der braune Locken hat? Gut, vielleicht nicht jedes Mädchen...oder nur ich! Irgendwie klingt das total verrückt, wenn ich es laut ausspreche, weil ich auch noch selbst braune Locken habe." Ein paar der Wörter betonte sie etwas lauter. Schmunzelnd hörte ich ihr beim Reden zu. Die Geborgenheit die sie ausstrahlte, umhüllte mich noch immer. Sie lachte leise auf, sah kurz auf den Boden. Mir war klar, dass jeder vor irgendetwas Angst hatte, dennoch konnte ich bei niemanden in meiner Umgebung Schwächen erkennen. Ich war wie ein offenes Buch, das meine Mitmenschen lesen und mich so mit meinen Ängsten quälten. Andere waren wie ein versiegeltes Buch, das nur sie selbst öffnen konnten. So konnte niemand ihre Schwächen und Ängste erkennen und sie somit verletzten. Eliana wirkte für mich selbst wie ein versiegeltes Buch. Das sie mir ihre Angst erzählte, sei sie noch so komisch, gab mir Hoffnung. Hoffnung, dass auch Menschen mit einem versiegelten Buch verletzbar waren.

Gerade als ich weiter über offene und verschlossene Bücher nachdachte, schoss mir ein Gedanke durch den Kopf. Was wenn Eliana genau dies ausnutze? Wenn sie es ausnutzte meine Ängste und Schwächen durch mein offenes ich zuerkennen und mich somit zu verletzten. Ich konnte der Geborgenheit die sie ausstrahlte nicht vertrauen. Vielleicht war sie auch nur eine gute Schauspielerin. Schließlich kannte ich bis auf ihren Namen nichts über sie. Mit Danny hatte ich heute noch nicht gesprochen, da er den Schlaf der gestrigen Nacht nachholte. Aber er hätte mich angerufen, wenn er schlimme Dinge über Eliana wusste. Es konnte auch sein, dass er gestern einfach nur zu müde war um mich anzurufen. So oder so, konnte ich ihr nicht vertrauen. Ich möchte nicht die triumphierenden Gesichter meiner Mobber sehen, weil ich dem braunhaarigen Mädchen vertraut habe.