Lukas Podolski.

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Mit leerem Blick starrte er in den dunklen Nachthimmel.
Das Feuerwerk war längst vorbei und trotzdem stand er hier, auf der Dachterasse mit Blick über Köln.

Die Gedanken in seinem Kopf fuhren Karussell, vieles war in letzter Zeit durcheinander geraten.

Mit der WM hatte es begonnen. Dieses Kribbeln im Bauch bei jeder Berührung, das dümmliche Grinsen wenn er ihn ansah. Und es wurde mehr.
Mittlerweile musste er nur an ihn denken, damit sein Herz begann Purzelbäume zu schlagen.

Der Stress mit ihr ... Mit seiner Frau, die vorläufige Trennung. Das alles hatte sein Leben mächtig durcheinander gebracht und trotzdem fühlte es sich auf seltsame Weise gut an, wieder frei zu sein.
Niemand der ihn permanent beobachtete, ständig wissen wollte, wo er hinging oder gewesen war, wenn es mal eine halbe Stunde später wurde als angesprochen.

Und vor allem war er wieder hier. In Köln. Zu Hause.
Der Wechsel war noch nicht öffentlich, aber bereits in Papier und Tüten.
Zwar gab es da die Tatsache, dass er über die Hälfte seiner Ablöse selbst bezahlt und auf einen Großteil seines eigentlichen Gehalts verzichtet hatte, aber Geld war nunmal nicht alles.
Wenn das der einzige Weg sein sollte, zum FC zurückzukehren, dann war das ok.

Es war eine Entscheidung mit dem Herzen, nicht mit dem Kopf.
Er wollte den Klub, nicht der Klub ihn.
Natürlich hatten sie nicht abgelehnt, als er auf den Vorstand zugekommen war, aber auf der Wunschliste des Trainers hatte er nicht gestanden.

Doch es gab ein Problem, das sich nicht durch einen Vereinswechsel lösen lies.
Seine Gefühle, die Enge in seiner Brust, wenn er an ihn dachte, die Sehnsucht und der Wille es in die Welt hinauszuschreien.

Und trotzdem wusste er, dass er es niemals tun würde. Nie mit ihm darüber reden, denn das würde mehr verändern als das Verhältnis zweier bester Freunde zueinander. Davor hatte er Angst.

Nicht mehr der viel umjubelte Fußballer sondern Ziel von Hasstiraden und Verachtung zu sein, alles zu verlieren, was er sich mühsam erkämpft hatte.

Mut, Ehrlichkeit, Selbstvertrauen.
Seine Vorsätze für 2015 verschwanden in den 2 Stunden in denen er hier oben stand und sich sämtliche Körperteile abfror.

Also öffnete Lukas die Terassentür, trat ins Warme und ging wiederholt mit der Erkenntnis ins Bett, dass der erste Januar auch nur ein Tag wie jeder andere ist und nicht im Geringsten die Kraft hat, etwas zu verändern, wenn die Menschen nicht bereit sind, ihr altes Ich aufzugeben.

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Wenn ihr nicht kommentiert, ist es schwierig zu erraten, was ihr lesen wollt! (:

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