Kapitel 1: Neue Schule - Neuer Anfang

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Und so rannten wir Hand in Hand den endlosen Strand entlang. Immer weiter auf den Sonnenuntergang hinzu. Plötzlich hielt er an und nahm meine beiden Hände. Er schaute mich an und ich verlor mich in seinen meeresblauen Augen.

"Charlotte, nichts auf der Welt könnte uns jetzt noch trennen. Du bist das Mädchen, auf das ich mein Leben lang gewartet habe, und ich werde niemals von deiner Seite weichen, denn ich liebe dich."

Meine Augen füllten sich mit Tränen. Er nahm mich in seine tröstenden Arme und hielt mich fest. Er strahlte so viel Liebe aus, dass ich für immer in seinen Armen bleiben wollte. Sollte die Welt doch untergehen. Es war mir egal, denn jetzt hatte ich ihn...

"Aufstehn', Süße! Heute ist dein erster Schultag in deiner neuen Schule!", schrie meine Mum von unten und holte mich damit wieder in die Realität zurück.

"Nur noch 5 Minuten...", flüsterte ich schläfrig. Doch leider hatte ich vergessen, dass meine Mum so eine Art 'Supergehör' hatte und im Nu stand sie schon in meinem Schlafzimmer und riss die Gardinen auf, sodass das Licht der Sonne genau in meine Augen schien und ich unter normalen Umständen jetzt eigentlich hätte blind sein müssen.

"Los steh auf, Lotti. Du willst doch wohl nicht an deinem ersten Schultag zu spät kommen. Das würde bei deinen neuen Lehrern aber gar keinen guten Eindruck hinterlassen. Ich setzt schon mal den Kaffee an." und damit verschwand sie wieder und überließ mich meinem Schicksal.

Neue Schule - neue Chance, nicht alles zu vergeigen. So heißt es jedenfalls. Ich bin mir bei dieser Theorie aber nicht ganz so sicher.

Seit mein Dad nämlich letztes Jahr an Krebs verstarb, lief bei uns so gut wie alles schief. Ich verlor langsam meinen guten Ruf als Lehrerliebling und vergaß meine Freunde. Ich war nur noch mit mir selbst beschäftigt und fragte mich, was das alles eigentlich sollte.

Fast jeden Tag gehen wir in die Schule. Mit den gleichen Lehrern. Den gleichen Mitschülern. Und den gleichen kahlen Klassenräumen.

Und jedes Mal versuchen die Lehrer vorne, den Schülern irgendeinen Mist beizubringen, den kein Mensch später im Leben noch einmal gebrauchen kann und das nennen sie dann Unterricht.

Ich meine gäbe es die Schulpflicht nicht, würde ich schon lange auf und davon sein. Irgendwo auf den Malediven vielleicht, wo ich mir ein schönes Leben machen kann...

Aber nein, wir werden gezwungen, uns Tag für Tag quälen zu lassen. Falls jemand eine Idee hat, wie man das alles beenden kann: Ich bin dabei.

Als ich nach Dads Beerdigung dann wahrscheinlich den Tiefpunkt meines Lebens erreicht hatte und nicht mehr aus meinem Zimmer kam, hatte Mum entschieden, dass eine Veränderung nötig wäre.

Und so lag ich nun auf meinem Bett in meinem viel zu kleinem Zimmer mit etwa 1000 Umzugskartons um mich herum und die einzige Bitte, die ich an die Welt habe, ist, mich schlafen zu lassen und gefälligst jemand anderen zu nerven. Doch das ist wohl zu viel verlangt.


"Lotti, kommst du jetzt endlich?", hörte ich meine Mum wieder schreien. "Ja, Mum. Ich komm' doch schon", rief ich ihr zu und zwang meinen Körper, endlich aufzustehen. Ich ging ins Bad und schaute in den Spiegel.

Ich war jetzt schon eine ganze Weile 16 und das Teenageralter stand mir buchstäblich ins Gesicht geschrieben. Mit ein paar Pickeln auf der Stirn, meinen braunen, langen Haaren, die so widerspenstig sind, dass ich schon lange die Hoffnung verloren hatte, dass sie auch nur irgendwann einmal gut liegen könnten, meinen olivfarbenen Augen und der schwarzen Brille sah ich eigentlich aus wie jeder andere.

Der Roadtrip ihres LebensWhere stories live. Discover now